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Konzepte und Kriterien

„Wir bezahlen 110 Millionen Euro und mehr nicht“

8. November 2019 - Die Zurich Insurance Group berichtet über gute Quartalsergebnisse. Mit Ausnahme des etwas schwächelnden Lebengeschäfts gab es ein deutliches Plus bei den Prämien in Schaden/Unfall. Allerdings überschattete ein Schwall von Negativ-Diskussionen zur Thoms-Cook-Pleite die Pressekonferenz.

Die Neunmonatsbilanz der Zurich Insurance Group (www.zurich.com) zeigt sich auf gutem Wachstumskurs und werde alle vorgegebenen Strategieziele von 2017 bis 2019 übertreffen. Die gebuchten Bruttoprämien für Schaden- und Unfallversicherung (P & C) stiegen um 7 Prozent. Das Leben Neugeschäftswert legte um 5 Prozent zu. Bevor jedoch der Finanzvorstand George Quinn in Zürich am Donnerstag im Gespräch mit Journalisten auf die erreichten guten Kennzahlen der Quartale 1 bis 3 des laufenden Geschäftsjahres einging, machte er sich Luft.

Er stört sich an den zahlreichen Negativ-Schlagzeilen über die Zurich in Verbindung mit der Pleite des Reiseveranstalters Thomas Cook. Der Group CFO und Mitglied der Konzernleitung zu Zurich George Quinn sieht keinen Bedarf für eine veränderte Handlungsweise des Versicherers mit der Hauptverwaltung in Zürich/Schweiz. Der gebürtige Brite Quinn teilte mit, dass die Zurich keine weiteren Zugeständnisse bei der Entschädigung der durch die Thomas-Cook-Pleite betroffenen Kunden machen werde. Wie George Quinn nochmals betonte, werde der Konzern 110 Millionen Euro erstatten – und mehr nicht.

Der Zurich-Manager George Quinn berief sich dabei auf die gesetzliche Regelung. Demnach wurde die Erstattung im Fall Thomas-Cook-Pleite bei dem genannten Betrag gedeckelt. „Wir haben einen Vertrag, und die Formulierung dieses Vertrags ist sehr deutlich. Jemand hat eine Versicherung gekauft, diese Versicherung hat ein Limit“, betonte der Finanzvorstand vor Journalisten. - Schon seit dem Bekanntwerden der Thomas-Cook-Insolvenz sorgte die genannte Entschädigungssumme für Differenzen zwischen den Beteiligten. Das Bundesjustizministerium (www.bmjv.de) hatte erst kürzlich gegenüber der Tageszeitung Welt mitgeteilt, dass sich „die rechtlich vorgesehene Begrenzungsmöglichkeit der Haftung auf 110 Millionen Euro „nur auf Kostenerstattungsansprüche, nicht auf die unmittelbar vom Versicherer zu tragenden Kosten der Rückbeförderung“ beziehe.

Dann schaltete sich auch die Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) ein. VZBV- Reiserechtsexperte verbreitet die Meinung, dass die Zurich selbst für die Vorauszahlungen der Reisenden sowie die geschätzten Kosten einer Rückbeförderung auch im Fall der Insolvenz aufkommen müsse.

Von der Zurich Deutschland (www.zurich.de) ist dagegen weiterhin zu hören, dass sie insgesamt die Kosten bis zur Grenze von 110 Millionen Euro übernehmen werde. Das Bundesjustizministerium soll darauf in einem Zeitungsbericht gekontert haben, dass der Versicherer sich auf eine „absurde Interpretation des Gesetzes“ berufe.

Und so schaltete sich auch „Bild am Sonntag“ ein und berichtete, dass die deutsche Thomas Cook zum Zeitpunkt der Insolvenz Ende September 660.000 Buchungen im Gesamtwert von 500 Millionen Euro gehabt haben. Demnach würden rund 400 Millionen Euro fehlen, um alle Kosten aus der Pleite des Reiseveranstalters Cook zu decken. „Bild am Sonntag“ rechnet vor, dass allein die Kosten für die Rückholung auf rund 80 Millionen Euro geschätzt werden.

Weiteren Medienberichten zufolge sollen die betroffenen Kunden aber ab Dezember entschädigt werden. Das betonte auch die Zurich vor wenigen Tagen. Demnach sollen die Kunden allenfalls einen Teil ihrer Ansprüche erstattet bekommen. Wie die Zurich in diesem Zusammenhang mitteilte, wurde allerdings in Sachen Thomas-Cook-Pleite bereits ein Schadensvolumen von 250 Millionen Euro gemeldet.

Bei der Pressekonferenz der Zurich an ihrem Hauptverwaltungsort in der Schweiz schaltete man nach diesem Dissens jedoch wieder auf die Quartalsberichterstattung. „Wir freuen uns über die Entwicklung des bisherigen Konzernjahres mit weiteren Fortschritten in Bezug auf unsere strategischen und finanziellen Pläne, einschließlich zusätzlicher Vertriebsvereinbarungen. Wir gehen davon aus, dass wir alle Ziele, die wir uns 2016 gesetzt haben, übertreffen werden “, sagte George Quinn.

Der Chief Financial Officer der Gruppe betonte: „Im Bereich P & C steigen die Preise weiter, was das Wachstum und die weitere Verbesserung des Portfolios unterstützt. Im Bereich Life sind wir gut positioniert, um den Herausforderungen der niedrigen Zinssätze zu begegnen. Die ‚Farmers Exchanges 2‘ liefern weiterhin ein stetiges Wachstum und eine kontinuierliche Umsetzung ihrer Strategie. Die starken Erfolge der letzten drei Jahre sind eine gute Ausgangsposition für die nächste Stufe unserer Entwicklung.

Verlust zwar größer als normal, aber „nicht signifikant“
Auf das Tagesgeschäft hätten die Turbulenzen um die Pleite von Thomas Cook kaum Auswirkungen. Finanzvorstand Quinn sprach davon, dass der Verlust hier zwar größer als normal, aber für das Gesamtgeschäft „nicht signifikant“ sei. So stiegen die gebuchten Bruttoprämien in den ersten neun Monaten des Jahres um 2 Prozent auf 26,4 Milliarden US-Dollar (entspricht 29,1 Milliarden Euro). Das Volumen wäre ohne Währungseffekte und Übernahmen sogar um 7 Prozent gewachsen.

Steigende Preise nannte George Quinn als wesentliche Wachstumstreiber in allen Regionen. Des Weiteren hätten Schäden durch die Naturkatastrophen die Bilanz nur wenig beeinflusst. „Wir gehen von Kosten auf einem für uns normalen Niveau aus“, sagte Quinn dazu. Zudem könne man die Belastungen durch die Thomas-Cook-Pleite zu einem Teil an Rückversicherungen weitergeben.

Im Neugeschäft der Lebensversicherung musste die Zurich allerdings ein deutliches Minus von 11 Prozent auf 3,17 Milliarden US-Dollar (3,50 Milliarden Euro) hinnehmen. (-el / www.bocquel-news.de)

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