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Konzepte und Kriterien

map-report nimmt Solvabilität ins Visier

24. Mai 2023 - Anfang April haben die deutschen Versicherer ihre aktuellen SFCR-Berichte vorgelegt. Die privaten Krankenversicherer hinterließen einen soliden Eindruck und auch die Eigenkapitalausstattung der Lebens-versicherer hat sich verbessert. Jetzt hat map-report die Solvabilitätsquoten gründlich unter die Lupe genommen.

Abermals wurden die Lebensversicherer und privaten Krankenversicherer von den map-report-Analysten bei Franke und Bornberg (www.franke-bornberg.de) in Bezug auf die Solvabilitätsquoten nach dem Solvency-II-Regime untersucht. In der Neuauflage der Untersuchung wird die Entwicklung der Eigenmittelquoten über die vergangenen zehn Jahre grafisch dargestellt. Für Versicherungsgesellschaften und Vermittler bietet der Vergleich eine marktumfassende Übersicht darüber, wie jedes Unternehmen im Verhältnis zu den Mitbewerbern bedeckt ist und somit Potential hat und sich zur Empfehlung eignet oder eben nicht.

Solvenz-Quoten der Lebensversicherer
Die aufsichtsrechtlich relevante SCR-Quote der LV-Branche (anrechenbare Eigenmittel der Branche im Verhältnis zum SCR der Branche inklusive Übergangsmaßnahmen) für das Geschäftsjahr 2022 beläuft sich auf 711,2 Prozent. Im Vergleich zum Jahresende 2021 (516,6 Prozent) ist die Kennzahl damit um rund 195 Prozentpunkte gestiegen. Maßgeblich daran beteiligt ist das gegenüber dem Jahr 2021 noch einmal deutlich gestiegene Zinsniveau, das zu einer Reduzierung der Solvenzkapitalanforderungen geführt hat. In diesem Durchschnittswert nicht enthalten sind Lebensversicherer, die auf Übergangsmaßnahmen verzichten.

Die Spannweite zwischen den einzelnen Anbietern ist dabei noch immer sehr breit. Den höchsten Wert verzeichnete die Signal Iduna mit einer Quote von 1.441,5 Prozent. Und auch die R+V a.G. (1.416,0 Prozent), Condor (1.408,8 Prozent), SV SparkassenVersicherung (1.310,3 Prozent), Provinzial Rheinland (1.210,7 Prozent), Münchener Verein (1.183,9 Prozent), VPV (1.150,2 Prozent), DEVK Eisenbahn (1.128,2 Prozent), LVM (1.046,8 Prozent) und Debeka (1.013,2 Prozent) notierten über dem Zehnfachen der geforderten Bedeckung.

Die niedrigsten Quoten unter Berücksichtigung sämtlicher Übergangsmaßnahmen veröffentlichten unter anderem die Gothaer (326,4 Prozent) und die Öffentliche Oldenburg (342,1 Prozent). Im vergangenen Jahr lagen die geringsten Bedeckungs-Quoten noch deutlich unter 300 Prozent.

Wie in den Vorjahren haben die Übergangshilfen den Solvenzquoten der Lebensversicherer deutlichen Auftrieb gegeben, maßgeblich beeinflusst durch die Wirkung der Übergangsmaßnahme bei den versicherungstechnischen Rückstellungen. Vielfach beträgt der Unterschied zwischen der Basisquote (ohne Volatilitätsanpassung (VA) und/oder Übergangsmaßnahmen (ÜM) und dem aufsichtsrechtlichen Nachweis mehr als 300 Prozentpunkte, nicht selten sogar weit über 500 bis hin zu knapp 1.300 Prozentpunkten. Marktdurchschnittlich lag die Abweichung bei 394,0 Prozentpunkten. Die größten Auswirkungen hatten die Übergangshilfen.

Die Solvenz-Quoten der Lebensversicherer insbesondere in Bezug auf die versicherungstechnischen Rückstellungen sei angemerkt, dass Rückstellungen dazu dienen, zukünftige Verpflichtungen gegenüber den Versicherungsnehmern abzudecken, zum Beispiel für ausgezahlte Renten oder Todesfallleistungen. Durch die Übergangsmaßnahmen konnten die Lebensversicherer diese Rückstellungen teilweise nach alten Regeln berechnen, was zu niedrigeren Solvenzkapitalanforderungen führte und somit die Solvenz-Quoten erhöhte.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Solvenz-Quoten lediglich einen Indikator für die finanzielle Stabilität eines Versicherungsunternehmens darstellen. Hohe Solvenz-Quoten bedeuten, dass ein Unternehmen über ausreichend Eigenmittel verfügt, um seine Verpflichtungen zu erfüllen. Niedrige Solvenzquoten können hingegen auf finanzielle Risiken hinweisen.

Die genannten Unternehmen wie Signal Iduna, R+V a.G., Condor, SV SparkassenVersicherung, Provinzial Rheinland, Münchener Verein, VPV, DEVK Eisenbahn, LVM und Debeka weisen laut der Analyse hohe Solvenz-Quoten auf, die das Zehnfache der geforderten Bedeckung überschreiten. Dies deutet darauf hin, dass sie finanziell gut aufgestellt sind und über ausreichend Eigenmittel verfügen.

Auf der anderen Seite - so heißt es im map-report - zeigen Unternehmen wie Gothaer und Öffentliche Oldenburg niedrigere Solvenz-Quoten, die unter Berücksichtigung aller Übergangsmaßnahmen veröffentlicht wurden. Es ist anzumerken, dass diese Quoten im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen sind, aber dennoch niedriger als der Durchschnitt sind. Dies könnte darauf hindeuten, dass diese Unternehmen möglicherweise finanzielle Herausforderungen haben oder ihre Eigenmittel erhöhen müssen, um ihre Verpflichtungen angemessen zu erfüllen.

Starke Unterschiede bei privaten Krankenversicherern
Im Bereich der privaten Krankenversicherung (PKV) zeigten sich die Versicherungsunternehmen bei einer ähnlich breiten Streuung der Ergebnisse wie in der Lebensversicherung durchweg solvent. Die Ergebnisse schwankten zwischen 1.019,8 Prozent bei Universa und 180,9 Prozent bei FAMK (Beihilfe-Spezialist in Hessen). Dank anderer Spielregeln im Vergleich zur Lebensversicherung ist die private Krankenversicherung gut gerüstet.

Hier haben die Anbieter die Möglichkeit, die Beiträge anzupassen, wodurch ein Großteil des Risikos von den Kunden getragen wird. Insgesamt erhöhte der Markt die SCR-Bedeckung ohne VA (Volatility Adjustment) und ÜM (Matching Adjustment) von 500,3 Prozent im Jahr 2021 auf 521,7 Prozent im Jahr 2022. Dabei variierten die Ergebnisse der einzelnen Unternehmen recht deutlich. Dennoch ist die private Krankenversicherung weit von den Veränderungsraten in der Lebensversicherung entfernt. Ein sehr hoher Wert kann in der Krankenversicherung auch bedeuten, dass ein Anbieter versucht, eine schlechte Risikosituation innerhalb und zwischen den Tarifwerken auszugleichen.

Lebensversicherung in der Krise des Neugeschäfts
Im Jahr 2022 beliefen sich die verdienten Bruttobeiträge in der Lebensversicherung laut SFCR-Berichten auf 91,40 Milliarden Euro (im Vorjahr 98,31 Milliarden Euro). Das entspricht einem Rückgang von sieben Prozent. Lediglich 15 Unternehmen konnten ihre Beitragseinnahmen steigern, während drei Anbieter mit knapp über 2 Prozent nur geringfügig über dem Vorjahresniveau lagen. Dagegen verzeichneten 58 Versicherer Verluste von knapp unter null bis über 70 Prozent.

Bezogen auf den Rückgang der Beitragseinnahmen war die HanseMerkur mit einem Einbruch von 70,9 Prozent auf 368,4 Millionen Euro am stärksten betroffen. Dies wurde laut SFCR-Bericht der HanseMerkur durch die geringen Einmalbeiträge verursacht. Es folgen die Provinzial Rheinland mit einem Rückgang von 31,5 Prozent auf 866,8 Millionen Euro, die Ideal (-25,5 Prozent, 386,9 Millionen Euro) und die Neue Leben (minus 23,4 Prozent, 746,4 Millionen Euro).

Dagegen konnten die Ergo Vorsorge (16,2 Prozent), die Bayerische (14,5 Prozent), LVM (9,9 Prozent) und die Continentale (8,6 Prozent) deutlich zulegen. In absoluten Zahlen verzeichnete die Allianz den größten Rückgang bei den Beitragseinnahmen und verlor im Vergleich zum Vorjahr rund 1,80 Milliarden Euro. Dahinter folgen mit deutlichem Abstand die HanseMerkur (minus 896,9 Millionen Euro), R+V (minus 773,4 Millionen Euro) und die Bayern-Versicherung (-569,5 Millionen Euro). Die größten absoluten Zuwächse verzeichneten die Ergo Vorsorge (165,3 Millionen Euro), Generali (121,6 Millionen Euro), Continentale (87,1 Millionen Euro) und LVM (84,3 Millionen Euro).

Die privaten Krankenversicherer steigerten ihre verdienten Bruttobeiträge im Jahr 2022 um 3,8 Prozent auf 46,9 Milliarden Euro. Auch im Bereich der Gesundheitsvorsorge variierte der Anteil der einzelnen Marktteilnehmer am Wachstum stark. Die Beitragsentwicklung der PKV-Anbieter wird von mehreren Faktoren beeinflusst. Neben Kündigungen, Neuabschlüssen und Tarifwechseln innerhalb der privaten Krankenversicherung wirken sich auch Übertritte zur und von der gesetzlichen Krankenversicherung, Geburten, Todesfälle und Prämienanpassungen, die oft kritisiert werden, auf die Entwicklung der Beitragseinnahmen aus.

Die genauen Anteile dieser Variablen an den Prämien der einzelnen Versicherer sind den SFCR-Berichten nicht zu entnehmen. Der Marktneuling Ottonova verzeichnete mit einem Wachstum von 52,2 Prozent ausgehend von einem niedrigen Niveau den stärksten relativen Zuwachs. Aber auch das PKV-Flaggschiff Debeka konnte mit 5,3 Prozent deutlich über dem Marktdurchschnitt wachsen. Gleiches gilt für einige Anbieter unter den Top-Dutzend mit über 1 Milliarde Euro Beitragseinnahmen, wie Barmenia (7,1 Prozent), Huk-Coburg (5,5 Prozent), Hallesche (4,4 Prozent) und Axa (4,3 Prozent). (-ver / www.bocquel-news.de)

 

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