24. März 2021 - Eine positive Bilanz über das Geschäftsjahr 2020 zog Dr. Carsten Schildknecht, Chef der Zurich in Deutschland, am Mittwoch in Köln bei der Jahres-Pressekonferenz. „Wir haben den Turn-around geschafft.“ Außerdem hat sich die Mitarbeiterzufriedenheit bei der Zurich deutlich auf positive 50 Prozent verbessert.
„Wir haben das Schiff gedreht und sind wieder auf Kurs“, fasste Dr. Carsten Schildknecht, Vorstands-Chef der Zurich Gruppe Deutschland (www.zurich.de), die Halbzeitbilanz des 2018 eingeleiteten Strategieprogramms 2023 zusammen. Das aus Kulturwandel und Neuausrichtung bestehende Programm habe zu einem Wachstum im Drei-Jahres-Zeitraum über Marktdurchschnitt und Anspruchsniveau und einem stabilen Ergebnis mit Wachstum trotz Covid-19 verholfen.
Besonders beachtenswert – so der Zurich-Chef: Die Mitarbeiterzufriedenheit verbesserte sich von 2017 bis Juli 2020 um 112 Prozentpunkte auf positive 50 Prozent. „Wir haben den Turn-around zu einem der Top-Arbeitgeber in Deutschland erfolgreich vollzogen“, betonte Schildknecht. Die Unternehmenskultur sei „massiv umgekrempelt“ worden – hin zu mehr Beteiligung und intensivierte Kommunikation sowie neuer Arbeitswelten in den neuen Verwaltungen in Frankfurt und Köln.
Den Zufriedenheits-Wert misst die Zurich mit dem „Employee Net Promoter Score (ENPS)“. Dabei werden die Beschäftigten gefragt, ob sie ihren Arbeitgeber Freunden und Bekannten weiterempfehlen würden. Nachdem in den letzten fünf Jahren in der deutschen Zurich Gruppe rund 20 Prozent der Arbeitsplätze abgebaut wurden, ist die Mitarbeiterzahl im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr leicht um 1,2 Prozent auf 4.466 Personen gestiegen. Der Personalanbau sei unter anderem eine Folge des Wachstums, heißt es.
Beitragsrückgang um 2,8 Prozent
In Summe lagen die Versicherungsbeiträge 2020 laut Carsten Schildknecht mit knapp 5,9 Milliarden Euro um 2,8 Prozent unter dem Vorjahr, was einer bewussten Zurückhaltung beim Einmalbeitragsgeschäft begründet wurde. Die von der Zurich Gruppe verwendete Gewinngröße „Business Operating Profit“ (BOP, operatives Betriebsergebnis) wurde mit 349 (356) Millionen Euro angegeben. Bei den Geschäftszahlen habe man alle selbstgesteckten Ziele bis 2023 in allen Dimensionen übertroffen. Dies gelte auch für die „Achillesferse“ Beitragswachstum, so Schildknecht.
„Besonders erfreulich ist, dass sämtliche Vertriebswege, also die Exklusivpartner, Makler, der Direktkanal sowie unsere Partnerschaften, eine Beitragssteigerung erzielten und zu diesem wichtigen Erfolg beigetragen haben“, sagte Finanz-Chef Dr. Torsten Utecht. 2020 wuchs die Brutto-Prämie im Schaden- und Unfallgeschäft um 7,7 Prozent auf 2,60 Milliarden Euro. Getragen von allen Kundensegmenten (Privat, Gewerbe, Industrie) legten das Kfz-Geschäft um 2,5 Prozent auf 695 Millionen Euro und das übrige Schaden-Unfall-Geschäft um 9,7 Prozent auf 1,91 Milliarden Euro zu.
Wie Dr. Schildknecht verdeutlichte sei ein Kernelement in der Strategie die Stärkung der Position im Marktsegment der Gewerbekunden (kleine- und mittelständische Unternehmen - KMU) sowie der systematische Ausbau strategischer Partnerschaften.
Bewusst auf Einmalbeitragsgeschäft verzichtet
Im Leben-Segment wurden 2020 mit 3,29 Milliarden Euro knapp 10 Prozent weniger Bruttobeitrag gebucht, weil bewusst auf Einmalbeitragsgeschäft verzichtet wurde. Das Neugeschäft Leben (gemessen in APE) sank um 7,5 Prozent auf 236 Millionen Euro. 116 Millionen Euro (+ 9,5 Prozent) entfielen dabei auf Fondsgebundene Policen (ohne Riester). Hier berichtete Schildknecht von einer hohen Nachfrage nach nachhaltigen Anlagen. 22 Prozent dieser Policen seien 2020 ESG-konform angelegt worden. In den ersten beiden Monaten 2021 sei bereits fast jede dritte Fonds-Police nachhaltig.
Partnerschaft ab 2023 auch mit Postbank
24 Prozent des Neugeschäfts akquirierte die Ausschließlichkeit und 19 Prozent Makler. 57 Prozent kommen über die Deutsche Bank, mit der 2020 die Kooperation um weitere zehn Jahre verlängert wurde. Zudem wird die Partnerschaft ab 2023 auch auf die Postbank ausgeweitet. Die Zahl der AO-Partner stieg zwischen 2018 und 2020 um rund 6 Prozent auf 1.357 Partner, während der Markt hier nach Unternehmensangaben um 4 Prozent verlor.
Die Schaden- und Kosten-Quote (nach IFRS) wurde mit 95,8 (95,4) Prozent angegeben. Trotz pandemiebedingt höherer Schadenaufwendungen von etwa 47 Millionen Euro (beispielsweise für Betriebsschließungsschäden) verbesserte sich die Schaden-Quote auf 63,8 (64,9) Prozent. Wachstumsgetrieben verschlechterte sich die Kosten-Quote auf 32,0 (30,5) Prozent. Das BOP im Schaden- und Unfallgeschäft (P&C) reduzierte sich auf 124 (130) Millionen Euro. In der Lebensversicherung profitierte das BOP (Balance of Payments) von einem erneut verbesserten Risikoergebnis und betrug 225 (226) Millionen Euro.
Maßnahmen in Sachen Nachhaltigkeit
Detailliert schilderte der Vorstands-Chef Ambitionen und Maßnahmen in Sachen Nachhaltigkeit im Unternehmen. „Wir wollen, dass Zurich zu einem der verantwortungsbewusstesten und wirkungsvollsten Unternehmen der Welt wird“, sagte er. Mit kompensierenden Zertifikaten sei Zurich als Unternehmen und Arbeitgeber bereits operativ klimaneutral. Ziel sei, auch ohne Kompensation klimaneutral oder gar klimapositiv zu sein.
Zu den Schäden aus der Insolvenz des Reiseveranstalters Thomas Cook, sagte Schildknecht, dass er die Klageeinreichung der Bundesregierung „der Presse entnommen“ habe. Die Zurich habe die Rechtslage prüfen lassen und sehe sich im Recht. „Es kann nicht sein, dass ein privater Versicherer für die unzureichende Umsetzung der EU-Reiserichtlinie zur Kasse gebeten werden soll.“ (Monika Lier / www.bocquel-news.de)
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