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Viele wissen nicht was Pflegebedürftigkeit kostet

12. Mai 2022 - Der heutige „Internationale Tag der Pflegenden“ ist denjenigen gewidmet, die kranken und alten Menschen helfen. Passend dazu liefert die „HanseMerkur Pflegestudie 2022“ Erkenntnisse, wie gut die Menschen über das Thema Pflege und ihre Auswirkungen informiert sind, wie belastend das für pflegende Familienangehörige ist.

„Vier von fünf Frauen und zwei von drei Männern werden rein rechnerisch pflegebedürftig, damit ist das Thema irgendwann in jeder Familie präsent“, sagt Marko Böttger, Abteilungsleiter Kooperationen betriebliche Pflegezusatzversicherung der HanseMerkur (www.hansemerkur.de). Zum Thema Pflege hat das Marktforschungsinstitut Heute & Morgen (www.heuteundmorgen.de) im Auftrag der HanseMerkur bevölkerungsrepräsentativ rund 3.000 Personen zwischen 18 und 75 Jahren befragt. Die Studie wurde im Detail bis April 2022 ausgewertet.

Demnach hat circa ein Drittel der Befragten bereits selbst gepflegt, und 76 Prozent sind im persönlichen Umfeld mit Pflege in Berührung gekommen. Und obwohl die meisten Deutschen vermuten, dass die gesetzliche Pflegeversicherung nicht ausreicht, um die Kosten in der Pflege zu decken, haben sich mehr als die Hälfte noch nicht über die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung informiert.

36 Prozent haben keine Vorstellung davon, wie hoch die Kosten in der Pflege liegen. So werden etwa die Kosten für Pflege im Pflegeheim massiv unterschätzt: Der Schätzung von durchschnittlich 1.000 Euro pro Monat stehen tatsächliche 2.248 Euro pro Monat entgegen (PKV-Verband, April 2022).

„Die Studie ist ein Weckruf“, sagt Marko Böttger. Trotz vieler Reformen in der Pflege und den damit verbundenen Diskussionen sind die Deutschen über die Risiken, Kosten und Leistungen unzureichend informiert und fühlen sich bei der Umsetzung nicht gut unterstützt.

Dabei ist die Bereitschaft in Zukunft zu pflegen überraschend hoch. Die meisten würden dafür sogar auf Arbeitszeit, Job und Karriere verzichten. Was positiv aus Sicht der pflegebedürftigen Angehörigen ist, wirft aber ein großes Problem für den Arbeitsmarkt und somit für Unternehmen auf. Hier trifft Angehörigenpflege auf einen bereits vorhandenen Fachkräftemangel.

Berufliche Einschränkung durch Pflege
Knapp ein Drittel der Umfrageteilnehmer hat bereits aktiv gepflegt. Sie geben zum größten Teil an, trotz der Belastung weitergearbeitet zu haben. Psychische Probleme, Stress und körperliche Beschwerden hatte dies bei fast jedem Zweiten zur Folge.

Unter denen, die noch keine Pflegerfahrungen haben, lehnt nur ein kleiner Teil (13 Prozent) die Pflege einer nahestehenden Person ab. Erstaunlich hoch (73 Prozent) ist dabei die Bereitschaft, die Berufstätigkeit zu reduzieren oder sich eine Auszeit zu nehmen. Diese Aussagen haben hohe Brisanz, weil sie direkten Einfluss auf die Arbeitswelt haben. „Für viele Unternehmen ist es bereits heute die größte Herausforderung, genügend Fachkräfte zu gewinnen. Wenn sie dann noch wichtige Mitarbeiter*innen an die Angehörigenpflege verlieren, verschärft dies den Fachkräftemangel gravierend“, beschreibt Böttger die Situation.

Arbeitgeber sollten alarmiert sein
Arbeitgeber sollten alarmiert sein und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch in der Pflege deutlich größere Aufmerksamkeit schenken. Doch die Situation in Deutschland ist eine andere. Nur in jedem vierten Unternehmen gibt es Angebote für pflegende Mitarbeiter*innen und fast die Hälfte der Berufstätigen weiß nicht einmal, an welchen Ansprechpartner im Unternehmen sie sich wenden sollten.

„Die Unterstützung der Angehörigenpflege und die Absicherung des eigenen Pflegerisikos wird in Zukunft ein Wettbewerbsvorteil für Unternehmen sein“, ist sich Marko Böttger sicher. Im Kampf um die besten Mitarbeiter*innen spielen solche weichen Faktoren neben dem Gehalt eine wichtige Rolle. 93 Prozent würden eine betriebliche Pflegevorsorge ihres Arbeitsgebers für die Belegschaft begrüßen.

Die eigene Absicherung ist auch wichtig für die Umsetzung der eigenen Pflegewünsche. Mehr als die Hälfte der Befragten möchte nämlich nicht von der Familie, sondern am liebsten von professionellen Pflegediensten gepflegt werden. Dafür benötigt der Pflegebedürftige finanzielle Mittel, schließlich will er seiner Familie auch nicht finanziell zur Last fallen.

PKV: Neuer Generationenvertrag für die Pflege
Der Verband Private Krankenversicherung e.V. (www.pkv.de) berichtet dazu, dass der Ausbau der privaten Pflegezusatzvorsorge auch Teil des aktuellen PKV-Reformvorschlags zu einem „Neuen Generationenvertrag für die Pflege" ist. Damit soll die Stabilität der Pflege in der hierzulande stark alternden Gesellschaft gesichert werden. Mit dem Modell der PKV ließe sich der Beitragssatz zur sozialen Pflegepflichtversicherung für Jahrzehnte auf dem heutigen Niveau von rund 3 Prozent halten.

Der „Neue Generationenvertrag" sieht dafür die Sicherung des heutigen Leistungsniveaus der Pflichtversicherung vor. Kostenzuwächse der Zukunft würden durch Zusatzversicherungen aufgefangen - wobei es für die älteren, pflegenahen Jahrgänge auch weiterhin einen Zuwachs der Leistungen aus der Pflichtversicherung geben wird. (-el / www.bocquel-news.de)

 

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