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Versicherer 2023 mit leichtem Beitragsplus

25. Januar 2024 - Die deutschen Versicherer haben sich 2023 „gut behauptet“, erklärte der Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Dr. Norbert Rollinger, auf der diesjährigen Jahresmedienkonferenz des Verbandes. Es ging um die Zukunft der privaten Altersvorsorge und der Schutz vor Wetterextremen.

Das erste Urteil zum Geschäftsjahr 2023 während der GDV Jahresmedienkonferenz 2024 am Donnerstag lautet: Die deutschen Versicherer haben sich „gut behauptet“. Im laufenden Jahr soll es aber noch etwas besser werden.

GDV-Präsident Dr. Norbert Rollinger begann seine Rede mit einem hochaktuellen Thema, nämlich des Erstarkens der Partei AfD: „Die Unzufriedenheit gegenüber dem Staat darf nicht dazu führen, verfassungsfeindliche Parteien zu unterstützen.“ Die Demokratie müsse gegenüber Verfassungsfeinden wehrhaft bleiben.

In der Fragerunde am Ende der Konferenz wurde Bezug genommen auf das Ergebnis des AfW-Vermittlerbarometers (bocquel-news 23. Januar 2024 Rechtsruck unter den hiesigen Finanzvermittlern?) mit der Frage: „Wenn heute Bundestagswahl wäre, wen würden Sie wählen?“ An erster Stelle läge die CDU/CSU mit 33 Prozent (minus zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahresbarometer) vor der FDP mit 25 Prozent (minus sieben Prozent). Den dritten Platz belegt die AfD mit einer knappen Verdopplung auf 21 Prozent (plus 10 Prozentpunkte). Auch GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen machte klar, dass die AfD demokratie- und verfassungsfeindlich sei und dem Standort Deutschland schade.

Die deutschen Versicherer verbuchten 2023 über alle Sparten hinweg ein leichtes Beitragsplus von 0,6 Prozent auf 224,7 Milliarden Euro. Für dieses Jahr erwartet die Branche laut Rollinger vor dem Hintergrund steigender Nominallöhne und nachlassender Inflation ein Beitragswachstum von 3,8 Prozent. „Bedenkt man die schwierigen Rahmenbedingungen wie die globalen Unsicherheiten, können wir mit dem Ergebnis von 2023 durchaus zufrieden sein“, sagte GDV-Präsident Dr. Norbert Rollinger.

Lebensversicherung: Hoffen auf 2024
Durch die schwierige gesamtwirtschaftliche Lage sowie die schwache Entwicklung der realen Löhne und der Konsumzurückhaltung durch die Inflation habe im Vorjahr das Geschäft mit Lebensversicherungen belastet. Während sich die laufenden Beiträge „robust“ entwickelten (-0,1 Prozent auf 66,3 Milliarden Euro), ging das Einmalbeitragsgeschäft (Bruttobeiträge) um 16,1 Prozent auf 25,7 Milliarden Euro zurück. Insgesamt gingen die Beitragseinnahmen bei den Lebensversicherern um 5,2 Prozent auf 92,0 Milliarden Euro zurück.

Für das laufende Jahr 2024 erwartet der GDV ein besseres Umfeld für die Lebensversicherung. Das liege an den höheren Zinsen, damit steigenden Überschussbeteiligungen, einem höheren Einkommen der Haushalte und eine abnehmende Inflation. „Unterm Strich erwarten wir für 2024 ein Ende des Rückgangs und eine stabile Beitragsentwicklung”, meint GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Bei einem sehr leichten Rückgang von 0,2 Prozent dürften die Beitragseinnahmen insgesamt bei 91,8 Milliarden Euro liegen.

Pflegeversicherung wächst zweistellig
In der privaten Krankenversicherung (PKV) erhöhten sich die Beitragseinnahmen 2023 um 2,3 Prozent auf 48,2 Milliarden Euro. 42,6 Milliarden Euro entfielen davon auf die Krankenversicherung (plus 1,3 Prozent). In der dazu gehörenden privaten Pflegeversicherung stiegen die Beiträge insbesondere wegen Leistungsausweitungen in der gesetzlichen Pflegeversicherung um 10,3 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro.

Kfz-Versicherung braucht noch zwei Jahre bis zur schwarzen Null
Gestiegene Preise für Autoreparaturen und höhere Baukosten verhagelten das Ergebnis der Schaden- und Unfallversicherung. Zwar verbuchte die Sparte ein Beitragswachstum von 6,7 Prozent auf 84,5 Milliarden Euro, aber der Schadenaufwand legte mit 12,7 Prozent deutlich stärker zu als die Beitragsentwicklung. Allein in der Kfz-Versicherung ergibt sich durch die gestiegenen Preise ein versicherungstechnischer Verlust von rund 2,9 Milliarden Euro. Nach Meinung des GDV-Präsidenten dürfte es bei der Kfz-Versicherung noch mindestens bis 2025 dauern, um in dieser Sparte eine schwarze Null zu erreichen. Bei einer Cost-Income-Ratio von derzeit 110, also bei Einnahmen von 100 Euro bei Ausgaben von 110 Euro, werde die Sanierung noch länger dauern.

„Insgesamt ging der versicherungstechnische Gewinn der Sparte um mehr als die Hälfte auf rund 1,5 Milliarden Euro zurück“, so Rollinger. Für dieses Jahr prognostiziert der GDV-Präsident in der Schaden- und Unfallversicherung Beitragszuwächse von 7,7 Prozent. „Vor allem die Entwicklung in der Kfz-Versicherung wird voraussichtlich von Nachholeffekten geprägt sein“, sagte Rollinger. Auch stehe zu befürchten, dass die Reparaturkosten weiter steigen werden. Daher rechnen die Versicherer mit einem Beitragszuwachs von 10 Prozent für 2024.

Wie lange dauert die echte Altersvorsorge?
Echte Altersvorsorge sichere ein ganzes Leben ab und nicht nur bis 85 Jahre, erklärte GDV-Hauptgeschäftsführer Asmussen. Das sollte bei der anstehenden Reform der privaten Altersvorsorge und den Ergebnissen der von der Bundesregierung dazu eingesetzten Fokusgruppe im Mittelpunkt stehen.

Auch bei der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) sieht der GDV Handlungsbedarf. Mit dem Betriebsrentenstärkungsgesetz habe sich vor sechs Jahren viel getan. Jetzt müssten Sozialpartnermodelle für weitere Unternehmen geöffnet werden. Leider gab es für die Verbreitung der Modelle durch das negative Votum der IG Metall keinen Rückenwind. Aber auch die anderen Durchführungswege der bAV müssten an die Mitarbeitenden herangetragen werden, denn die bAV ginge an vielen kleinen und mittelständischen Betrieben vorbei. Asmussen forderte, die bAV attraktiver zu gestalten. „Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer könnten automatisch in die bAV einbezogen werden – es sei denn, sie wollen das ausdrücklich nicht. Noch besser wäre es, wenn sich die Arbeitgeber zusätzlich zur Entgeltumwandlung an der Betriebsrente beteiligen”, so der GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

Rollinger gegen Elementar-Pflichtversicherung
Das Weihnachtshochwasser 2023 verursachte in Nord- und Mitteldeutschland versicherte Schäden von 200 Millionen Euro. Offenbar seien Deiche und Dämme nicht an die voraussehbaren Folgen des Klimawandels ertüchtigt und angepasst worden, kritisierte der GDV-Präsident. Hier müsste die Politik zukunftsträchtige Schutzmaßnahmen vornehmen. Es könne nicht angehen, dass versucht werde, das Problem auf die Versicherer mit einer Elementar-Pflichtversicherung abzuwälzen. „Die Versicherer alleine könnten dieses Problem nicht lösen“, kritisierte Rollinger. Nur Prävention verhindere Schäden, das müssten renaturierte Flussläufe oder resistente Deiche sein. Und man dürfe in Überschwemmungsgebieten an derselben Stelle keine neuen Hausbauten genehmigen.

Schließlich gehörten Prävention und Klimafolgenanpassung in die Landesbauordnungen. Die öffentliche Hand sollte über ein bundesweites Naturgefahrenportal die Gefahrenlagen klar benennen, sagte Rollinger. „Nur wenn die Gefahren transparent sind, werden die Verantwortlichen Präventionsmaßnahmen umsetzen. Andere Länder wie Österreich und die Schweiz sind uns hier um Jahre voraus.“

Nicht alles auf die Versicherer abwälzen
Eine Pflichtversicherung für Elementarschäden, wie sie derzeit von vielen politischen Entscheidungsträgern gefordert wird, lehnt der GDV ab. Dies sei ein massiver Eingriff. Im Gegensatz zur Kfz-Versicherung ginge es nicht um Drittschäden, sondern der Hausbesitzer sei selbst der Geschädigte im Fall des Falles. Bei Einführung einer Pflichtversicherung würden sowohl auf Seiten des Gesetzgebers als auch bei den Hausbesitzern der Anreiz zur Prävention gesenkt, denn dann würde ja eine anonyme Versichertengemeinschaft den Schaden tragen. Für den Hauseigentümer sei es schließlich besser, in Präventionsmaßnahmen zu investieren als später einen Schaden beheben zu müssen.

Drei Maßnahmen hält die Versicherungswirtschaft aus sich des GDV jetzt für dringend notwendig. Erstens: Keine neuen Gebäude in ausgewiesenen Gefahrengebieten. Zweitens: Prävention und Klimafolgenanpassung gehören in die Landesbauordnungen. „Und drittens: Die öffentliche Hand sollte über ein bundesweites Naturgefahrenportal die Gefahrenlagen klar benennen“, sagte Dr. Norbert Rollinger. „Nur wenn die Gefahren transparent sind, werden die Verantwortlichen Präventionsmaßnahmen umsetzen. Andere Länder wie Österreich und die Schweiz sind uns hier um Jahre voraus.“ (Bernd Rudolf Text und Screenshots / www.bocquel-news.de)

 

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