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Konzepte und Kriterien

Robotic Process Automatic: Alle Arbeiten „auf löschen“

13. Januar 2020 - Fast alles dreht sich um die Arbeitskraftabsicherung – speziell bei der HDI Deutschland AG, die sich das im neuen Jahr für einen neuen Anstoß im gesellschaftlichen Dialog auf die Fahnen geschrieben hat. Natürlich vor allem unter der Prämisse Digitalisierung, die im HDI Konzern bereits intensiv greift.

„Reden wir über Digitalisierung“ lautet das Motto, das die beiden Vorstände - Jan Wicke, Vorstandsvorsitzender der HDI Deutschland AG (www.hdi.de), und Patrick Dahmen, Vorstandsvorsitzender der HDI Lebensversicherung AG, mit zahlreichen Beispielen und Kennzahlen vergangene Woche im Gespräch mit Journalisten verdeutlichten.

„Als einer der großen Anbieter von Arbeitskraftabsicherung müssen wir uns damit beschäftigen, wenn die Menschen sich darum sorgen. Das kann sich auch auf die Psyche schlagen“, sagte Patrick Dahmen. Diese Thematik geht der HDI „proaktiv“ an, so der Leben- und IT-Spezialist. In Sachen Arbeitskraftabsicherung setzt der HDI künftig laut Patrick Dahmen stärker auf Prävention. Ganz aktuell laufe beispielsweise ein Pilotprojekt „Bewegungsapparat“ in Zusammenarbeit mit Drittanbietern an.

„Die Kunden sind im Netz. Als Retailer muss sich der HDI hier neu finden. Wir müsse das sein, wo der Kunde ist“, sagte Jan Wicke mit Blick auf die umfangreichen Maßnahmen rund um die Arbeitsprozesse, die ohne Digitalisierung nicht mehr zu denken wären. Die vor Jahren als Teil der speziellen KuRS-Strategie bei der Konzernmutter Talanx (www.talanx.de) und auch bei den HDI-Töchtern gestartet, hat der HDI als im vergangenen Jahr 86 IT-Anwendungen migriert.

Um den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten, liefen alte und neue IT-Systeme parallel. Das kostete quasi doppelt – abzulesen in der aktuellen Kosten-Quote, die aller Wahrscheinlichkeit nach bei rund 34 Prozent über dem Marktdurchschnitt liegen dürfte. „Das sind Kosten, die wir im jetzt laufenden Geschäftsjahr 2020 nicht mehr haben werden“, betonte Jan Wicke. Die Kostenbelastung liege aber voraussichtlich immer noch auf Marktschnitt.

Doch nicht nur der Mehraufwand habe die Kosten-Quote in die Höhe getrieben. Sie sei vielmehr auch schon vor der Umstellung hoch gewesen. „Wir sind ein großer Gewerbeversicherer, da sind die Provisionen mit 17 Prozent bis 23 Prozent höher als im Privatkundenbereich“, begründete Jan Wicke das Ausmaß der Kosten-Quote.

Wie der HDI-Deutschland-Chef weiter berichtete, hat der Talanx Konzern Ende 2019 als einer der ersten Versicherer „sein“ Großrechnersystem BS 2000 komplett abgeschaltet. Eine Herkulesaufgabe, die viel logistisches Können beinhaltete, denn allein beim HDI mussten mehr als 3,6 Millionen Verträge ins neue System „verschoben“ werden.

Den allgemeinen und erfolgreichen Geschäftsverlauf habe das wenig anhaben können, denn nach vorläufigen Berechnungen wird der Talanx Konzern 2019 um 4 Prozent auf 30 Milliarden Euro Bruttoprämie gewachsen sein und somit im vergangenen Jahr mehr als 900 Millionen Euro Gewinn erzielt haben. „HDI Deutschland liegt im Plan“, sagte Wicke gegenüber den Journalisten in Köln. Auch die Wachstumsinitiative für KMU (kleine und mittelständische Firmenkunden) laufe „sehr schön“.

Laut Jan Wicke haben die HDI-Gesellschaften hier voraussichtlich doppelt so stark wie der Markt zugelegt. Demnach erreichte HDI Leben im Neugeschäft ein APE (Annual Premium Equivalent) von 375 Millionen Euro und damit einen Marktanteil von 4,9 Prozent. Wachstum bringt laut Patrick Dahmen vor allem die betriebliche Altersvorsorge (bAV), die ein Plus von 10 Prozent verzeichnen könne.

Die HDI Deutschland AG sieht sich insgesamt gut aufgestellt, wobei es im gewerblichen Bereich deutlich besser laufe als im Privatkundengeschäft. Dort seien leicht weniger Zuwächse zu verzeichnen. Im vergangenen Jahr hat der HDI auf rund 6,5 Milliarden Euro Prämie im deutschen Geschäft mit Privatkunden und Gewerbe zugelegt. Den Gewinn vor Steuern und Zinsen gab Wicke mit über 200 Millionen Euro an, was im Plan liege. 2021 will das Unternehmen mehr als 240 Millionen Euro zum Konzerngewinn beisteuern.

Mit der Wachstumsinitiative für Firmen und freie Berufe sei man hier voll im Plan, denn von 2017 bis 2019 sei das Volumen in diesem Segment von 360 Millionen auf 420 Millionen Euro gestiegen. „Das waren 8 Prozent jährlich“, rechnete Wicke vor. Damit liege es doppelt so hoch wie der Markt, der laut GDV bei 3,5 Prozent liege. Das Mittelfristziel liegt laut Wicke bei 600 Millionen Euro.

Bei der Umstellung des Betriebssystems kamen beim HDI erstmals im großen Maße Roboter zum Einsatz. Die Prozessautomatisierung wurde und wird durch die sogenannte Robotic Process Automation realisiert. In der Praxis bedeutet das, dass Mitarbeiter mit Hilfe von Algorithmen sich wiederholende Aufgaben „anschieben“. Die eigens dafür ausgebildeten Mitarbeiter müssen beispielsweise jetzt nicht mehr selbst abgearbeitete Fälle „löschen“, was sonst mehrere Arbeitsgänge erfordere.

„Löschen“ heißt das Zauberwort in der Robotic Process Automation. Anders als im Laienverständnis wird hier der Vorgang automatisch angeschoben und nicht eliminiert, wie es umgangssprachlich zu verstehen wäre. Ins „Eingemachte“ ließen die beiden HDI-Mitarbeiter Katrin Link (Diplom-Mathematikerin) und Yanic Steckelbach (Wirtschaftsinformatiker) die Journalisten beim Pressegespräch schauen. Sie führten vor, welche Auswirkungen der Befehl „löschen“ auf die Automation hat.

Hier geht nichts mehr ohne Weiterbildung der Mitarbeiter. Hier kommt das Sparprogramm KuRS erst richtig zum Tagen. Während die Spezialisierung der Mitarbeiter in Sachen neuer Anwendungen und neuer Produkte voranschreitet, wurden bei der HDI Deutschland AG auch Stellen abgebaut. Das vollzog sich laut Jan Wicke wesentlich geräuschloser und erträglicher als befürchtet. Bis Ende 2020 werden noch 200 Arbeitsplätze - von vormals bereits angekündigten 4.000 - planmäßig abgebaut. Dabei werde es auf Sicht auch bleiben. Andererseits entstanden auch neue Arbeitsplätze mit neuen Profilen.

Ein großes Thema - besonders im Zusammenhang mit der Digitalisierung – ist die Cybersicherheit. Wenn man bedenkt, dass allein der Talanx-Konzern im Jahr rund 80.000 Mal von Cyberkriminellen angegriffen wird, sei es unumgänglich auch für die Kunden hier eine entsprechende Risikolösung parat zu haben. Beim HDI habe man es vorwiegend um Cyberangriffe von Bots zu tun, die auf die Infrastruktur zielen. Es sei weiterhin unklar, wo genau die Cyber-Täter sitzen. Man habe in den meisten Fällen Rechner in Nordkorea, Russland oder China geortet. „Je mehr Sichtbarkeit man als Unternehmen hat, desto höher ist man im potenziellen Risikobereich“, macht der HDI-Deutschland-Chef deutlich.

Besonders schlimm empfinden es die beiden HDI-Vorstände Wicke und Dahmen es, dass bei den Kunden das Risiko von Cyberangriffen bislang noch nicht wirklich wahrgenommen werde. „Die Cybergefahr als existenzgefährdendes Risiko wird von Unternehmen unglaublich unterschätzt“, betonte Wicke. Viele Unternehmer und Fachbereiche seien immer noch überrascht, wie im sogenannten Darknet sensible Daten kursieren.

Insgesamt haben die HDI Unternehmen Arbeitnehmer und KMU voll im Fokus. Einer aktuellen HDI-Studie zufolge rechnen 60 Prozent der Bundesbürger mit einem Rückgang der Beschäftigung in Deutschland durch die Digitalisierung. Die Gefahr, dass der eigene Arbeitsplatz wegrationalisiert wird, sehen jedoch nur 22 Prozent. Den digitalen Wandel sähen nur 44 Prozent als Erleichterung ihrer Arbeit. 52 Prozent fürchten, dass die ständige Erreichbarkeit für eigene Privatleben belasten wird. Diese Erfahrung fließt in die weitere HDI-Produktentwicklung ein. (-el / Fotos E. Bocquel / www.bocquel-news.de)

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