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Renten-Experten: Auf die Netto-Rente kommt es an

14. September 2021 - Die neue DIA-Studie „Was für Sparer übrig bleibt“ bringt es auf den Punkt. Geförderte Altersvorsorge - ein Förderdschungel verhindert treffsichere Entscheidungen der Bürger. Wechselwirkung mit gesetzlicher Rente, unterschiedliche Besteuerung und Performance-Bremsen beeinflussen nachhaltig das finanzielle Ergebnis im Alter.

Das System zur Förderung der Altersvorsorge in Deutschland mit seinen unterschiedlichen Förderwegen und Belastungen mit Abgaben im Alter erweist sich für die Sparer als undurchdringlicher Förderdschungel. Sie können bei der Wahl eines Weges nicht einschätzen, welcher für ihre Situation der effizienteste ist. Zudem bringt der enorme staatliche Förderaufwand nicht die erwarteten adäquaten Effekte. So führen vermeintlich stark geförderte Sparformen wegen Einbußen bei der gesetzlichen Rente und der Abgabenbelastung im Alter zu einer vergleichsweise niedrigen Netto-Rente.

Das sind Schlussfolgerungen der jüngsten Studie des DIA Deutschen Instituts für Altersvorsorge (www.dia-vorsorge.de). Sie wurde in Kooperation mit dem Fintech myPension und der V.E.R.S. Leipzig GmbH aufgelegt. Darin wurden anhand von fünf Musterfällen die Netto-Renten untersucht, die sich in den einzelnen Förderwegen – Entgeltumwandlung mittels Direktversicherung, Riester-Rente, Basis-Rente und private Rentenversicherung – bei gleichem Nettoeinkommen (das heißt nach der Einzahlung in den Altersvorsorgevertrag) ergeben. Der Case Study wurde eine Bestandsaufnahme des deutschen Altersvorsorgesystems vorangestellt, die zugleich Probleme und Herausforderungen in den drei Altersvorsorgeschichten benennt und deren Komplexität aufzeigt.

Entgeltumwandlung durch Besteuerung - Einbuße bei gesetzlicher Rente ausgebremst
Die Musterberechnungen belegen die signifikanten Einbußen bei der gesetzlichen Rente durch die Entgeltumwandlung in der betrieblichen Altersversorgung und die hohen Abgaben im Alter auf Betriebsrenten. Diese beiden Faktoren und die wegen der vorgeschriebenen Beitragsgarantie konservative Kapitalanlage der Direktversicherung führen dazu, dass trotz der bevorzugten Förderung in der Ansparphase die betriebliche Rente in allen betrachteten Musterfällen beim Vergleich unterliegt.

Riester-Rente - effizienteste Altersversorgung
Die Riester-Rente ist für Geringverdiener aufgrund der hohen Zulagenzahlungen eindeutig die effizienteste Altersversorgung. In den anderen vier Musterfällen schnitt dagegen die private Rentenversicherung im Vergleich mit der Riester-Rente besser ab. Die Basis-Rente wiederum erweist sich für Selbstständige und für Sparer mit hohem Steuersatz als die Versorgung mit der höchsten Netto-Rente. Dabei müssen allerdings beträchtliche Einschränkungen bei der Flexibilität in Kauf genommen werden.

Private Rentenversicherung - für Sparer attraktiv
Die private Rentenversicherung, die vermeintlich die niedrigste staatliche Förderung erhält, erweist sich dagegen für die Sparer attraktiver als erwartet. Sie führt in der Mehrzahl der angestellten Musterberechnungen zu einer höheren Netto-Rente als die mit ihr verglichenen Alternativen. Der Grund dafür sind die niedrige Ertragsanteilsbesteuerung und die höhere Rendite wegen der freieren Kapitalanlage in der Ansparphase.

Vergleich der Netto-Rente

Beim Vergleich der Entgeltumwandlung mittels Direktversicherung in der betrieblichen Altersversorgung (bAV) mit einer privaten Rentenversicherung ergab sich, dass die bAV-Lösung für alle vier betrachteten Musterfälle schlechter abschneidet. Selbst in Szenarien mit einer Renditeerwartung von 6 Prozent, die unter den gegebenen Markt- und Produktbedingungen unrealistisch ist, und niedrigen Kosten liegen die Netto-Renten noch unterhalb der vergleichbaren Ergebnisse einer privaten Rentenversicherung. Die Förderung in Form des Brutto-Sparens und damit geringerer Steuern und SV-Beiträge verfehlt aus Sicht des Sparers damit ihre Wirkung. Hinzu kommt die geringere Portabilität bei einem Arbeitgeberwechsel. Dadurch fallen gegebenenfalls im Laufe eines Berufslebens mehrere Verträge mit wiederholten Abschluss- und Vertriebskosten an. Letzteres schmälert die Rendite zusätzlich.

Riester-Rente für Geringverdiener mit Kindern unschlagbar
Bei der Riester-Rente offenbaren sich große Unterschiede zwischen den einzelnen Musterberechnungen. Für ein Geringverdiener-Ehepaar mit Kindern ist diese Form der geförderten Altersvorsorge aufgrund der Zulagen lohnenswert. Für die anderen Musterfälle müsste die Rendite 5 Prozent oder mehr betragen, um mit der privaten Rentenversicherung konkurrieren zu können. Eine solche Rendite ist aber wegen der gesetzlich vorgeschriebenen Beitragsgarantie gegenwärtig nicht zu erreichen.

Die besondere Eignung der Riester-Rente für Geringverdiener zeigt, wie verhängnisvoll die Blockade der Bundesregierung bei der nötigen Reform der Riester-Rente ist: Würde die Fessel der Beitragsgarantie entfernt, wären Renditen möglich, die zu einer Verdopplung der Renten und damit zu einer deutlichen Verbesserung der finanziellen Situation der Geringverdiener im Alter führen würden. Bei den anderen Sparer-Gruppen führt die verwaltungsaufwändige und komplexe Riester-Förderung im Vergleich mit der privaten Altersvorsorge, die eine sehr einfache Förderung durch die Ertragsanteilsbesteuerung erfährt, nicht zu einem Vorteil.

Basis-Rente kann effiziente Altersvorsorge sein
Die Basis-Rente (auch Rürup-Rente genannt) erweist sich als effiziente Altersvorsorge für Selbstständige. Auch Topverdiener schneiden mit der Basis-Rente im Vergleich zu einer privaten Rentenversicherung erkennbar besser ab. Allerdings müssen sie dafür die geringere Flexibilität einer Basis-Rente in Kauf nehmen, deren Verfügbarkeit stark eingeschränkt ist. Dieser Einwand gilt für die anderen untersuchten Musterkunden in einem noch viel stärkeren Maße. In ihrem Fall ist die Basis-Rente nur geringfügig höher. Mit diesem kleineren Unterschied lässt sich der Verzicht auf Flexibilität kaum rechtfertigen.

Konsolidierung des Altersvorsorgesystems statt Anbau eines Staatsfonds
Die Studie mit ihrer kritischen Betrachtung des aktuellen 3-Schichten-Systems und den vier geförderten Altersvorsorgelösungen sowie die Ergebnisse der Case Study stützen die Forderung nach einer Vereinfachung und Konsolidierung des hochkomplexen deutschen Altersvorsorgesystems. Ein weiterer Ausbau des bestehenden Systems hingegen verkompliziert die Situation für die Altersvorsorgesparer zusätzlich. Das geschähe zum Beispiel durch eine neue Staatsfondslösung. Dieser Vorschlag steht in den Wahlprogrammen mehrerer Parteien. Online stehen Berechnungen der Musterfälle zur Verfügung. (-el / www.bocquel-news.de)

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