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Konzepte und Kriterien

Pricing liegt im Argen bei Wohngebäude-Versicherung

21. November 2016 - Trotz steigender Durchschnittsprämien sind sich viele Versicherer einig: Die Prämien der Wohngebäude-Versicherung müssen erhöht werden. Die Anbündelungs-Quote für Elementar und ein besseres Pricing bilden hierbei die Knackpunkte. Die Steigerung der Durchschnittsprämie geht zu Lasten des Ertrags.

Die meisten Anbieter von Wohngebäude-Versicherungen fordern vehement eine Anhebung der Preise, da die Prämien schon lange nicht mehr auskömmlich sind und das Leistungsspektrum wenig präzise. Elementarschäden durch Naturkatastrophen nehmen zu, dennoch ist der Großteil der deutschen Haushalte heute noch nicht gegen Elementarschäden abgesichert. Eine Pflichtversicherung steht in der Diskussion.

Könnte diese Anbündelung die traditionell schlechte Ertragssituation der verbundenen Wohngebäude-Versicherung (VGV) verbessern?

Dieser Frage ist die globale Strategieberatung Simon-Kucher & Partners (www.simon-kucher.com/de) in einer Kurzstudie unter deutschen Versicherern nachgegangen.

Tatsächlich haben zwei von drei der befragten Anbieter bei der verbundenen Wohngebäude-Versicherung In den Jahren von 2010 bis 2016 ihre Durchschnittsprämie um mehr als 10 Prozent erhöht. Aber nur bei jedem Vierten hat sich danach auch der Ertrag um 10 Prozent und mehr verbessert. Ein Drittel erzielte ein Ertragsplus von bis zu 10 Prozent. Bei jedem Neunten waren die Durchschnittsprämien rückläufig und bei knapp jedem Fünften der Ertrag.

Könnte sich mit der Einführung einer Elementar-Pflichtversicherung in Deutschland wenden? Dafür gebe es zu viele Risiken, wie etwa der mangelnde Anreiz zur Schadensprävention, ist die Meinung der Versicherer. Trotzdem bietet die Elementarversicherung hohes Potenzial, denn fast alle Befragten sind der Meinung, dass eine Steigerung der Elementar-Anbündelungs-Quote grundsätzlich die Prämie der VGV erhöhen könnte.

„Versicherer müssen nach anderen Möglichkeiten suchen, das Potenzial der Elementarversicherung auszuschöpfen, um das Komposit-Sorgenkind VGV wieder profitabel zu machen“, sagt Dr. Dirk Schmidt-Gallas, Member of the Board bei Simon-Kucher. Das sollten die Versicherer auch, denn sie haben ambitionierte Ziele: die Hälfte der Befragten hält eine Steigerung der Elementar-Anbündelungs-Quote in den nächsten zwei bis drei Jahren im zweistelligen Prozentpunkte-Bereich für realistisch. „Das käme einer durchschnittlichen Quote von 50 Prozent im Jahr 2019 gleich – da müssen die Versicherer aber ordentlich die Ärmel hochkrempeln“, kommentiert Schmidt-Gallas. Doch bislang sind die Versicherer seiner Meinung nach noch nicht ausreichend für diese Ziele gerüstet. Kann die Elementarversicherung die VGV nun wirklich retten? Für den Strategieberater ist klar: ein neuer Plan muss her, denn bei der VGV liegt noch einiges im Argen. Der Fokus der Versicherer lag hier in den letzten fünf Jahren auf der Steigerung der Durchschnittsprämie, was zu Lasten des Ertrags ging.

Dass die Versicherer zudem das Pricing vernachlässigen, wird durch einen Gegensatz deutlich. Während die Hälfte der Befragten ihr eigenes Pricing als positiv bewertet, halten über drei Viertel der Studienteilnehmer eine Erhöhung der VGV-Prämie für absolut notwendig. „Das passt augenscheinlich nicht zusammen, die VGV-Versicherer schöpfen die Zahlungsbereitschaft ihrer Kunden nicht voll aus. Kein Wunder, dass dann nichts hängen bleibt“, so Studienleiter Frank Gehrig, Director bei Simon-Kucher. Demnach könnte eine Erhöhung der Anbündelung von Elementar die Profitabilität steigern.

Vertrieb und Marketing bereits aktiv – aber reicht das?
Viele Versicherer haben bereits Marketing- und Vertriebsmaßnahmen ergriffen, jedoch entscheidet der Professionalisierungs-Grad hier über Erfolg oder Misserfolg. So gibt der überwiegende Teil der Befragten an, die Elementarversicherung im individuellen Beratungsgespräch gezielt anzusprechen, um die Anbündelungs-Quote zu erhöhen.

Des Weiteren sind Informationskampagnen zu Elementarschäden geplant. Ob diese Maßnahmen jedoch ausreichen, um die ambitionierten Ziele der VGV und der Elementarversicherung zu erreichen, ist nach Ansicht der Fachleute bei Simon-Kucher & Partners fraglich.

Denn Pricing-Maßnahmen zur Steigerung der Anbündelungs-Quote stehen bei Versicherern nicht im Fokus, obwohl wie bereits erwähnt der überwiegende Teil Preiserhöhungen für notwendig hält. „Das ist eine große Lücke“, so Gehrig. „Der Wert der Elementarversicherung muss für den Kunden verständlicher gemacht werden. Die Mehrheit weiß heute gar nicht, was die Elementarversicherung abdeckt und was nicht. Konkret heißt das: Wer Treiber hoher Zahlungsbereitschaften identifiziert, kann optimale Preise ableiten. Das passiert aktuell noch zu wenig. Die Verkaufsmentalität muss sich ändern.“

Dann schaffen Versicherer vielleicht die Kehrtwende, und die VGV wird durch Steigerung der Anbündelungs-Quote der Elementarversicherung bei gleichzeitiger Optimierung des Pricings – sowohl für die VGV als auch für Elementar – endlich wieder profitabel. (-el / www.bocquel-news.de)

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