25. Mai 2023 - Laut einer Umfrage des 15. AfW-Vermittlerbarometers sind nur rund 53 Prozent der Kund*innen in Deutschland an der Beratung zu nachhaltigen Finanz- und Versicherungsprodukten interessiert und bereit, über ihre Nachhaltigkeitspräferenzen zu sprechen. 22 Prozent der Kund*innen möchten hingegen nicht über die Angelegenheit sprechen.
In der Finanz- und Versicherungsbranche sind Vermittler*innen verstärkt darum bemüht, die Vorgaben zur nachhaltigen Beratung zu erfüllen. Allerdings zeigt sich, dass nicht alle Kunden Interesse an diesem Thema haben. 25 Prozent der Befragten ist das Thema der Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG) egal.
Die gesetzlich vorgeschriebene Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen, die seit dem 2. August 2022 gilt, wird von 40 Prozent der befragten Vermittler*innen entsprechend den Vorgaben des Gesetzgebers durchgeführt. 17 Prozent gehen sogar über die gesetzlichen Anforderungen hinaus und klären ihre Kunden weitergehend auf. Bei 19 Prozent der Vermittlerinnen und Vermittler findet die Beratung zu ESG-Themen erst statt, nachdem die Kunden zuvor eine Aufklärung verneint haben. Jedoch gibt jeder achte Befragte (12 Prozent) an, keine Abfrage durchzuführen, und weitere 12 Prozent haben die Frage nicht beantwortet.
Rechtsanwalt Norman Wirth, Geschäftsführender Vorstand des AfW Bundesverband Finanzdienstleistung e.V. (www.bundesverband-finanzdienstleistung.de), erklärt dazu: „Da die Umfrage zu einer Zeit erfolgte, zu der für die Gewerbetreibenden mit Zulassung nach § 34 f Gewerbeordnung, also die unabhängigen Finanzanlagenvermittlerinnen und -vermittler, noch keine Pflicht zur Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen bestand, ist hier die hauptsächliche Erklärung für die beiden letztgenannten Gruppen zu finden."
Wirth betont jedoch, dass viele Vermittlerinnen und Vermittler mittlerweile in das Thema eingearbeitet seien und die Abfrage nach Nachhaltigkeitspräferenzen in ihren Beratungsprozess integriert hätten. Es gebe mittlerweile zahlreiche Beratungshilfen zu diesem Thema, wie beispielsweise vom Arbeitskreis Beratungsprozesse, dem FNG (Forum Nachhaltige Geldanlagen) oder in die DIN für private Haushalte integriert, an deren Entwicklung der AfW aktiv beteiligt war.
Um die Beratung zu unterstützen, nutzen 30,6 Prozent der Vermittlerinnen und Vermittler schriftliche Fragehilfen, während Software-Tools von 41,9 Prozent und allgemeines Informationsmaterial von 34,1 Prozent aktiv in der Beratung eingesetzt werden. Eine schnelle Zuordnung der Produkte zu den passenden Nachhaltigkeitspräferenzen der Kunden ist ohne technische Hilfsmittel kaum möglich. Hier sind vor allem die Produktgeber gefragt, entsprechende Instrumente bereitzustellen.
Weitere Ergebnisse aus dem ESG-Teil des AfW-Vermittlerbarometers zeigen, dass nur die Hälfte der Vermittlerinnen und Vermittler (52 Prozent) angibt, bereits ausreichend zum Thema ESG informiert zu sein. Jeder dritte (33 Prozent) verneint dies. Immerhin können 54 Prozent der Vermittlerinnen und Vermittler ihren Kunden die Fachbegriffe ESG, Taxonomie und Greenwashing erklären. Bei mindestens einem der Begriffe haben jedoch 32 Prozent Schwierigkeiten.
„Die Verankerung der Nachhaltigkeit in der Beratung ist ein Prozess, der Zeit braucht. Die überstürzte und inkonsistente Einführung seitens der Regulierung hat den Start unnötig erschwert. Wir erwarten aber, dass sich in einem Jahr der Kenntnisstand und die Umsetzung in der Praxis bei den Beraterinnen und Beratern deutlich verbessert haben wird“, so AfW-Vorstand Norman Wirth abschließend. (-ver / www.bocquel-news.de)
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