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Klimawandel wird zur doppelten Belastungsprobe

30. April 2021 - Der Klimawandel macht ein Umdenken – auch in der Kapitalanlage der Unternehmen – erforderlich. Die Deutsche Aktuarvereinigung e.V. (DAV) beschäftigte sich damit zum Abschluss der diesjährigen Jahrestagung. Die Aktuare in den Versicherungsunternehmen haben die klimatischen Entwicklungen bereits in ihren Modellen beachtet.

Der Klimawandel macht ein Umdenken – auch in der Kapitalanlage der Unternehmen – erforderlich. „In Folge des Klimawandels werden die finanziellen Risiken für die Erst- und Rückversicherer deutlich steigen. Auch hierzulande werden in den kommenden Jahrzehnten beispielsweise häufigere und schwerere Herbststürme, Hagel- und/oder Starkregenereignisse mit zunehmender Überschwemmungsgefahr auftreten.“ Dies hat Dr. Guido Bader, Past President der Deutschen Aktuarvereinigung e.V. (DAV), zum Abschluss der diesjährigen DAV-Jahrestagung prognostiziert.

Wie es heißt, hätten die Aktuar*innen jedoch bereits auf die klimatischen Entwicklungen reagiert und würden die Naturgefahren Sturm, Hagel und Überschwemmung beziehungsweise Starkregen in ihren Modellen nicht mehr nur getrennt, sondern auch spartenübergreifend als Risikofaktoren betrachten.

„Diese sogenannten Kumulrisiken können langfristig dazu führen, dass die derzeit überschaubaren Hochrisikoregionen in ihrer Größe und Anzahl zunehmen und die Frage ihrer privatwirtschaftlichen Versicherbarkeit stärker in den Mittelpunkt rückt “, so Dr. Guido Bader. Vor diesem Hintergrund appellierte er an die Politik, der Prävention einen höheren Stellenwert einzuräumen. So sollten zum Beispiel keine Neubaugebiete mehr ausgewiesen werden, die nachweislich besonders hochwassergefährdet sind. „Leider ist dies in den vergangenen Jahren noch viel zu häufig geschehen, sodass es zum Beispiel 2002 und 2013 durch Hochwasser von Elbe und Donau erhebliche – teils vermeidbare – Versicherungsschäden gegeben hat“, beschrieb Dr. Bader die Situation.

Um derartige Risiken zu bewerten, würden bei Erst- und Rückversicherern seit Jahren immer häufiger interdisziplinäre Teams aus Aktuar*innen, Physiker*innen und Expert*innen anderer Fachrichtungen gebildet, die unter anderem mithilfe der Verknüpfung von aktuariellen Modellen mit Data-Science-, KI-Anwendungen und Klima-Projektionen gemeinsam neue Modelle entwickelten. „Durch diese modernen Methoden lassen sich Risiken noch genauer analysieren und kalkulieren. Dadurch besteht die Möglichkeit, Schadenschwerpunkte, Schadenmuster und -entwicklungstendenzen frühzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen zu initiieren“, führte Dr. Bader aus.

Jenseits dieser versicherungstechnischen Risikolandschaft stellt der Klimawandel die Versicherer aber auch bei der Kapitalanlage vor große Herausforderungen. „Als wichtige Langfristinvestoren können und werden die Versicherer die nachhaltige Transformation aktiv unterstützen. Dafür müssen aber die Rahmenbedingungen verbessert werden“, unterstrich Dr. Bader. Einer immer größer werdenden Nachfrage stehe ein bisher noch zu beschränktes Angebot an nachhaltigen Anlagemöglichkeiten gegenüber.

Blasenbildung bei Green Investments verhindern
„Der erste deutsche Green Bond war trotz Negativzinssatz mehrfach überzeichnet. Und bei renditestärkeren nachhaltigen Infrastruktur- oder Energieprojekten sieht es nicht besser aus. Auch dort gibt es einen deutlichen Nachfrageüberhang“, erläuterte der DAV-Past-President. Vor diesem Hintergrund warnte er vor Blasenbildungen bei Green Investments, die langfristig sogar die Finanzmarktstabilität gefährden könnten.

Solvency-II-Prinzip „Same Risk, Same Capital“
Nach DAV-Analysen würde die Gefahr sogar noch verstärkt, wenn bei Eigenkapitalvorschriften für nachhaltige Kapitalanlagen ungerechtfertigt geringere Risiken als bei konventionellen Investments unterstellt würden und daher für sie weniger Risikokapital vorzuhalten wäre. Diese vielfach geäußerte politische Forderung widerspreche dem Solvency-II-Prinzip „Same Risk, Same Capital“, das ein Eckpfeiler des europäischen Aufsichtsregimes für die Versicherungsbranche ist. „Wenn der Staat grüne Investments fördern will, dann kann er zum Beispiel für diese staatliche Garantien aussprechen und damit real die Kapitalanlagerisiken reduzieren. Damit würde das Ziel einer geringeren Kapitalbindung ohne ein Verbiegen des Systems erreicht“, schlug Dr. Bader abschließend vor. (-el / www.bocquel-news.de)

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