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Konzepte und Kriterien

Klimawandel erschwert Katastrophen-Deckung

10. September 2019 - Der Klimawandel treibt die Rückversicherer um. Die Branche befürchtet, dass einige Klimakatastrophen bald nicht mehr versicherbar sind. Die Gefahren aus dem Cyber-Raum sowie die eigene strukturelle Wandlungsfähigkeit durch neue Technologien und Kundenwünsche bereiten Probleme.

Unruhe in der Branche; die Rückversicherer, die noch bis morgen, Mittwoch, an der Côte d’Azur in Monte Carlo unter anderem über Kapazitäten und eventuell steigende Preise verhandeln, befürchten, dass einige Klimakatastrophen seien bald nicht mehr versicherbar wären (siehe auch bocquel-news 9. September 2019 Wer kann Milliardenschwere Deckungslücke stemmen?).

„Nicht nur die Häufigkeit und Heftigkeit der Wetterextreme nimmt zu, auch die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen im Kampf gegen die Erderwärmung verändern sich. Dadurch entstehen neue Risiken, aber auch Chancen für die Rückversicherer“, sagt Julia Unkel, Leiterin des Bereichs Insurance bei PwC Deutschland (www.pwc.de).

Wesentliche Risiken für das operative Geschäft
Pünktlich zum Treffen der größten Rückversicherer weltweit in Monte Carlo veröffentlicht die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC ihre Analyse zum Ist-Stand der Branche. Demnach sorgen sich die Rückversicherer zunehmend über die Auswirkungen des Klimawandels auf die eigenen Geschäftsmodelle. In der aktuellen PwC-Erhebung „Reinsurance Banana Skins 2019" an der auch das CSFI Centre for the Study of Financial Innovation (www.csfi.org) beteiligt war, nennen Rückversicherer immer häufiger auftretende Wetterextreme und teurer werdende Katastrophenschäden erstmals als wesentliche Risiken für das operative Geschäft.

Gefahren auch durch Technologie, Cyber und strukturelle Wandlungen
Als weitere Top-Risiken werten Rückversicherer neue Technologien, Gefahren aus dem Cyber-Raum, die eigene strukturelle Wandlungsfähigkeit mit Blick auf neue Technologien und Kundenwünsche sowie steigende regulatorische Anforderungen an die Branche wie die EU-Datenschutz-Grundverordnung und den Bilanzierungsstandard IFRS 17. Für die Studie wurden die 320 Branchenvertreter und -experten aus 42 Ländern befragt, 35 Prozent davon mit Sitz in Europa. Verglichen zur Vorgänger-Studie von 2017 fühlt sich die Branche international mittlerweile besser für ihre Herausforderungen gewappnet.

Top-Risiken für Rückversicherer - Ranking im Vergleich zum Vorjahr „Reinsurers´ Banana Skins 2019":

  1. Technologien (2*)
  2. Cyber-Risiken (3)
  3. Klimawandel (-**)
  4. Wandlungsfähigkeit (1)
  5. Regulierung (8)
  6. Investment Performance (5)
  7. Fachkräfte (9)
  8. Wettbewerb (4)
  9. Politische Einflüsse (10)
  10. Einsparungen (12)

*Rang 2017 **neu in Rangliste

A propos Klima - der Klimawandel sorgt nach Einschätzung der Befragten für Veränderungen in allen Geschäftsbereichen - von der mittel- bis langfristigen Risikobewertung bis hin zur Preisgestaltung. Gleichzeitig wächst die Sorge unter den Studien-Teilnehmern, dass bestimmte Naturkatastrophen langfristig kaum noch versicherbar sein werden. Dass es dafür auch prominente Hilfestellung geben kann, stellte die Munich Re an Sonntag schon im Fürstentum Monaco vor (bocquel-news 9. September 2019 Schnellste Risikoanalyse bei Naturkatastrophen).

Dazu Julia Unkel, PwC-Partnerin: „Neue Technologien ermöglichen die Auswertung enormer Datenmengen und können die Risikobewertung revolutionieren. Zudem schaffen sie vor allem auch neue Möglichkeiten in der Interaktion mit den Kunden. Der Druck, veraltete Technologie schneller als bisher abzuschalten, wächst.“

Doch – und so heißt es bei den PwC-Experten – steht die Digitalisierung erst am Anfang: Veraltete IT-Systeme, hohe IT-Modernisierungskosten und Unsicherheiten, in welche digitalen Innovationen investiert werden soll, bereiten vielen Branchenvertretern ebenfalls Sorgen.

Risiken von Cyber-Kriminalität werden noch nicht ernst genug genommen
Bei der Bewertung und Abdeckung von Cyber-Risiken bestehen nach Angaben der Befragten nach wie vor Unsicherheiten hinsichtlich der versicherungstechnischen Verbindlichkeiten. Zudem schützen Cyber-Policen Rückversicherer nicht vor möglichen Rückkoppelungen auf das eigene Geschäft etwa bei Hacker-Angriffen auf Kunden. Einige Befragte mahnen, die Versicherungsbranche nehme Risiken von Cyber-Kriminalität wie den unbefugten Zugriff auf Kundendaten noch nicht ernst genug.

Rückversicherer: Kostendruck schiebt die Konsolidierungswelle an
Der wachsende Kostendruck und Wettbewerb unter den Anbietern dürfte nach Einschätzung der Rückversicherer die Konsolidierungswelle der Branche weiter anschieben. InsurTechs machen den Rückversicherern laut Analyse dabei weniger zu schaffen als den Erstversicherern. Als weitere Herausforderungen für das operative Wachstum nennen die Befragten Überkapazitäten und Niedrigzinsen.

Mehr als 250.000 Mitarbeiter in 158 Ländern sind für PwC in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung tätig. Die Bezeichnung PwC bezieht sich auf das PwC-Netzwerk und/oder eine oder mehrere der rechtlich selbstständigen Netzwerkgesellschaften. (-el / www.bocquel-news.de)

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