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"Internetschutz-Policen" in der Pipeline der Versicherer

22. Mai 2014 - Eine Handvoll Versicherer steht in den Startlöchern, verunsicherte User als lukrative Zielgruppe anzusprechen. Neue „Internetschutz-Policen" und „Cyber-Versicherungen" von Axa, R+V und W&W sollen Kunden bei einem Schaden durch Internetkriminalität helfen.

WWW„Internetschutz-Policen" und „Cyber-Versicherungen" sind derzeit besonders angesagt. Einige Versicherer geben konkret an, wann sie ein entsprechendes Produkt neu auf den Markt bringen wollen. Beispielsweise startet die R+V Versicherung (www.ruv.de) im nächsten Monat mit einem Produkt für Privatkunden. Die W&W (www.ww-ag.de) und die Axa (www.axa.de) wollen ebenfalls noch dieses Jahr Lösungen für Firmenkunden in Sachen Cyber-Versicherung anbieten. Die SV Sparkassenversicherung (www.sparkassenversicherung.de) und die Gothaer (www.gothaer.de) wollen dagegen frühestens im nächsten Jahr ein eigenes Produkt anbieten. Auch die Ergo Versicherung (www.ergo.de) und die VKB Versicherungskammer Bayern (www.vkb.de) haben ein neues Cyber-Produkt angedacht, nennen dazu aber kein konkretes Datum.

Die Versicherer haben verunsicherte und verängstigte Internet-User als lukrative Zielgruppe entdeckt. „Der Markt für Cyber-Versicherungen ist aus unserer Sicht enorm", sagt Frank Senger von der Konzern-Kommunikation der R+V. Online-Einkäufe und Online-Banking, die Nutzung des Internets insgesamt, sei inzwischen selbstverständlich. Personen der Altersgruppen bis 45 Jahre seien heute praktisch 100 Prozent online. Und auch in den älteren Jahrgängen sei die Internetnutzung sehr stark verbreitet. „Ein Versicherungsschutz vor Hackern und Datendieben ist gerade vor dem Hintergrund von millionenfachen Passwortdiebstählen, Phishing-Mails und Ähnlichem sehr zu empfehlen", betont Senger. Da passe es gut, dass der Versicherer aus Wiesbaden im nächsten Monat mit einer entsprechenden Police für an den Start gehen will.

Frank SengerPolice gegen Abmahnung und Cyber-Mobbing
Die „R+V-InternetschutzPolice" sei für Privatkunden konzipiert und soll die „gängigsten finanziellen Schäden bei Cyber-Kriminalität" abdecken. Als Beispiel listet die R+V Gegenstände auf, die - im Internet gekauft - Schäden aufweisen und welche Kosten dabei entstehen. „Auch finanzielle Schäden durch missbräuchliche Verfügungen beim Online-Banking - auch unter Phishing oder Pharming bekannt - sind mit abgedeckt", sagt Frank Senger (Foto: R+V). Ebenso sollen Schäden durch die missbräuchliche Nutzung sonstiger Online-Konten durch einen Dritten, also ein Identitätsdiebstahl, finanziell mit der „R+V-InternetschutzPolice" abgedeckt werden. Laut Senger werden Kosten für die Datenrettung bei Beschädigung durch Schadsoftware erstattet. „Darüber hinaus haben wir ganz gezielt auch Aspekte wie Cyber-Mobbing und die Problematik Internetdownloads mit in das Produkt aufgenommen", bestätigt Senger.

Werde beispielsweise ein Jugendlicher in sozialen Netzwerken gemobbt, kann über die neue Police eine telefonische psychologische Beratung wahrgenommen werden, falls die Eltern eine derartige Beratung wünschten. Zudem werde wie in anderen Tarifen eine telefonische anwaltliche Beratung angeboten, sollte man Opfer von Internet-Kriminalität geworden sein. „Das kann zum Beispiel der Fall sein bei Abmahnungen wegen einer angeblichen Urheberrechtsverletzung durch Downloads. Und das Versicherungspaket enthält zudem eine hochwertige Schutzsoftware", so Senger.

Auch bei der VKB arbeitet man an einer eigenen Cyber-Police. Der Versicherer in München zeigt sich bei der Nachfrage allerdings zugeknöpft und will nicht verraten, für wann der Marktstart geplant ist.

Auch die Ergo Versicherungsgruppe „sondiert derzeit mit Maklern und Großkunden" den gewerblichen Cyber-Markt. „Cyber-Risiken sind ein aktuelles Thema, dessen Risiken für die Versicherer schwer abzubilden sind", heißt es beim Düsseldorfer Versicherer. Noch in diesem Jahr will dagegen die Wüstenrot & Württembergische AG (W&W) mit einer Cyber-Police für Firmenkunden in den Markt kommen. Auch die Axa in Köln hat vor, noch im Herbst dieses Jahres eine speziell für den Mittelstand konzipierte Cyber-Police vorzustellen.

Michael KuhnDie SV Sparkassen-Versicherung „sichtet immer den Markt und schaut sich an, welche Risiken und welche Produkte aktuell diskutiert werden. Die Cyber-Versicherung gehört in diesem Bereich mit dazu", sagt Michael Kuhn (Foto: SV) von der SV-Pressestelle. Kuhn erklärt, dass sich die öffentlichen Versicherer, zu denen die Sparkassenversicherung gehört, darauf geeinigt haben, gemeinsam den Cyber-Versicherungsmarkt genauer anzuschauen. Innerhalb des Verbandes der öffentlichen Versicherer (www.voev.de) gebe  es ein Projekt dazu, das noch in diesem Jahr zu einem Ergebnis kommen solle. Also zu einem Vorschlag, ob und wie eine Cyber-Versicherung für die Mitglieder der Gruppe interessant sein könnte, so Kuhn. Ob, wie und wann die einzelnen Unternehmen da etwas konkret umsetzen, sollen die einzelnen öffentlichen Versicherer dann aber selbst entscheiden.
Für die SV gilt, dass „wir uns zunächst die Ergebnisse des Projekts anschauen werden, und dann entscheiden, wie wir damit umgehen", so Kuhn. Ein mögliches Produkt der SV werde frühestens 2015 auf den Markt kommen.

Die R+V hat derweil „im Vorfeld der Produktgestaltung eine umfangreiche Kundenbefragung gemacht", sagt Frank Senger von der R+V. Das Ergebnis: Die Kunden wünschten sich genau eine solche Absicherung gegen die vielfältigen Risiken bei der Benutzung des Internets.

Matthias MaslatonDie Arag (www.arag.de) in Düsseldorf bietet eigenen Angaben zufolge bereits seit September 2012 den „ersten umfassenden Schutz" für private Internet-User an. Beim Arag-Produkt „web@aktiv" handelt es sich um eine Rechtsschutzversicherung, deren Gefahrenkatalog auf Web-Streitigkeiten ausgedehnt wurde. Verbraucherschützer von der Stiftung Warentest (www.test.de) kritisierten, dass der web@aktiv-Tarif „keineswegs so neu und umfassend im Schutz" sei, wie „die Arag-Werbung behauptet". Arag-Vorstandsmitglied Matthias Maslaton (Foto rechts: Arag) habe im Gespräch mit „test.de" auch eingeräumt, dass das Neue an der Versicherung im Wesentlichen die Bündelung von Rechtsschutzangeboten sei, die für Internetnutzer interessant sein könnten, schrieb die Stiftung Warentest in ihrem „Schnelltest". „Auch viele andere Rechtsschutzversicherer helfen Versicherten bei Rechtsstreitigkeiten rund ums Internet", gaben die Tester zu bedenken. (ucy / www.bocquel-news.de)

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