logo
logo

Konzepte und Kriterien

Im 10-Jahres-Schnitt: Viel mehr Wetterkatastrophen

31. Juli 2024 - Hochwasser-Katastrophen, extreme Gewitter und zwei Erdbeben verursachten im erste Halbjahr 2024 hohe Gesamt-Schäden von rund 120 Milliarden US-Dollar (knapp 111 Milliarden Euro). Die Bilanz der Munich Re: Die weltweit versicherten Schäden liegen mit 62 Milliarden US-Dollar deutlich über dem 10-Jahres-Schnitt von 37 Milliarden US-Dollar.

Schwergewitter und Überschwemmungen verursachten die Naturkatastrophen-Schäden im ersten Halbjahr 2024. Laut Berechnungen der Munich Re (www.munichre.com) ist aber zum Glück die Zahl der Todesopfer durch Naturkatastrophen im Vergleich zu den Vorjahren gesunken. Und 68 Prozent der Gesamtschäden und 76 Prozent der versicherten Schäden wurden durch Schwergewitter, Hochwasser und Waldbrände verursacht.

„Wieder dominieren Wetterkatastrophen vor allem in Nordamerika die Schadenstatistik der ersten Jahreshälfte. Hinzu kommen Überschwemmungen in Regionen, wo sie sehr selten sind, wie in Dubai. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass der Klimawandel eine Rolle bei dieser Entwicklung spielt. Er bringt veränderte Risiken mit sich, an die sich alle – die Gesellschaft, die Wirtschaft und der Versicherungssektor - anpassen müssen, um die zunehmenden Schäden durch wetterbedingte Ereignisse zu dämpfen“, sagt Thomas Blunck, Mitglied des Munich-Re-Vorstands.

Laut Thomas Blunck geben die Analyse langfristiger Trends von meteorologischen Daten in Verbindung mit versicherungstechnischen und sozioökonomischen Daten Hinweise, dass sich Risiken aus Unwettern verändern. Häufigere und intensivere wetterbedingte Katastrophen führen dazu, dass Versicherungsunternehmen zunehmend mit hohen Schadensauszahlungen konfrontiert werden.

Naturkatastrophen in Zahlen
Die weltweiten Gesamtschäden fielen im ersten Halbjahr 2024 mit 120 Milliarden US-Dollar (knapp 111 Milliarden Euro) geringer aus als im Vorjahr (140 Milliarden US-Dollar). 2023 war allerdings durch sehr hohe Schäden wegen des schweren Erdbebens in der Türkei und Syrien geprägt. Im längerfristigen Vergleich aber übertrafen die Gesamtschäden im ersten Halbjahr 2024 die Halbjahresdurchschnittswerte der vergangenen 10 beziehungsweise 30 Jahre deutlich. 

Die versicherten Schäden lagen etwas über dem Vorjahresniveau von 60 Milliarden US-Dollar und deutlich über den Durchschnittswerten der vergangenen 10 beziehungsweise 30 Jahre (inflationsbereinigt 37 beziehungsweise 24 Milliarden US-Dollar). „Auffällig ist, dass der Schadenanteil der wetterbedingten ‚Non-Peak Perils‘ – dazu zählen schwere Unwetter, Hochwasser und Waldbrände – erneut hoch ist: 68 Prozent der Gesamtschäden und 76 Prozent der versicherten Schäden entfielen auf diese Naturkatastrophen“, merkte der Munich-Re-Vorstand an.

Die teuersten Naturkatastrophen des ersten Halbjahres 2024
Die teuerste Naturkatastrophe des ersten Halbjahres war ein Erdbeben in Japan am Neujahrstag. Es erschütterte mit einer Magnitude von 7,5 die japanische Westküste nahe der Noto-Halbinsel. Zahlreiche Gebäude stürzten ein, tausende Menschen blieben wochenlang ohne Strom und Wasser. Mehr als 200 Menschen kamen ums Leben. Geschätzt betrug der Gesamtschaden rund 10 Milliarden US-Dollar, der versicherte Schaden rund 2 Milliarden US-Dollar (1,85 Milliarden Euro).  

Japan gilt als gut vorbereitet auf Naturkatastrophen: Vorbeugende Maßnahmen wie erdbebenresistente Bauweisen, fortschrittliche Frühwarnsysteme und eine robuste Katastrophenschutzstrategie retten im Katastrophenfall viele Menschenleben.

Aktive Unwetter-Saison in den USA
Serien von schweren Gewittern trieben die Schadenszahlen in der ersten Jahreshälfte in den USA in die Höhe. Rund 1.250 Tornados wurden im Zeitraum von Januar bis Juni 24 durch den amerikanischen Wetterdienst National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) gemeldet, deutlich mehr als im langjährigen Durchschnitt (820).

Bisher ist das erste Halbjahr 2024 in den USA das viertteuerste Jahr für Schwergewitterschäden mit Gesamtschäden von 45 Milliarden US-Dollar (41,5 Milliarden Euro), davon waren mehr als 34 Milliarden US-Dollar (31,4 Milliarden Euro) versichert. Ein Jahr zuvor lag die Gesamtschadenssumme für das erste Halbjahr bei etwa 52 Milliarden US-Dollar. Die versicherten Schäden betrugen 40 Milliarden US-Dollar (37 Milliarden Euro).

Globale Temperaturen auf Allzeithoch
Von Januar bis Juni 2024 lag die globale Durchschnittstemperatur etwa 1,5 Grad Celsius (°C) über dem vorindustriellen Vergleichszeitraum. Die Wissenschaft betont zwar, dass ein einzelnes Jahr über 1,5°C noch kein Überschreiten der Pariser Klimaziele bedeutet. Allerdings zeigt der Temperaturtrend weiter nach oben. Nicht nur die mittleren Temperaturen waren an fast allen Orten weltweit im ersten Halbjahr 24 überdurchschnittlich hoch, auch Hitzerekorde wurden weltweit gebrochen.

Hitzewellen und Dürreperioden führen nicht nur zu einem Anstieg der Todesfälle durch Hitzschläge, sondern begünstigen auch Waldbrände. In Texas verbrannte der größte Waldbrand in der Geschichte des US-Bundestaats eine Fläche von mehr als 400.000 Hektar, das entspricht in etwa der Fläche der spanischen Insel Mallorca. Im Mai brachen im Westen Kanadas ungewöhnlich früh riesige Brände aus, tausende Menschen wurden evakuiert. Beide Brände verschonten dicht besiedelte Städte und Industriegebiete, wodurch extreme Schäden ausblieben. 

Hohe Wassertemperaturen und La Niña könnten Hurrikan-Aktivität erhöhen
Im Nordatlantik gibt es weiterhin Indikatoren für eine heftige Hurrikan-Saison. Der Klimawandel spielt eine entscheidende Rolle dafür, dass die Wassertemperaturen besonders hoch sind, und damit auch besonders viel Energie für die Entstehung von Hurrikanen zur Verfügung steht. Aber auch der natürliche ENSO-Zyklus (El Niño / Southern Oscillation) beeinflusst die Eintrittswahrscheinlichkeit der Stürme.

 

Das vergangene Jahr war geprägt von El Niño-Bedingungen, was tendenziell die Entstehung von Hurrikanen dämpft. Bei einem El Niño-Ereignis dreht sich die Bedingungen in Atmosphäre und Ozean um: Das Wasser im Westpazifik kühlt ab und drängt warmes Wasser vor die Küste Südamerikas. Später schwächen sich die Passatwinde ab, die normalerweise von Osten nach Westen wehen – oder werden sogar durch Westwinde ersetzt.

Bisher die viertaktivste Hurrikan-Saison
Trotzdem gab es 2023 mit 20 benamten Stürmen die viertaktivste Hurrikan-Saison bislang. In diesem Jahr bleibt der unterdrückende Effekt von El Niño aus. Zusätzlich sind die sehr hohen Wassertemperaturen im Nordatlantik förderlich für die Entstehung von Hurrikanen. Die Temperatur der Meeresoberfläche ist unverändert auf Rekordniveau und um 0,5°C bis 1,0°C über dem 30-jährigen Durchschnitt. Beide Faktoren zusammen könnten also Wirbelstürme im Nordatlantik begünstigen.

„Die sich ändernde Statistik der Wetterdaten sendet immer deutlichere Signale. Viele der zuletzt gesehenen Rekorde sind ohne den Klimawandel kaum erklärbar. Eine um ein Grad erwärmte Atmosphäre kann 7 Prozent mehr Feuchtigkeit aufnehmen – das bedeutet mehr Energie für Wetterextreme und schwere Niederschläge.“ Und weiter: „Die Munich Re ist dank ihrer führenden Risikoexpertise in der Lage, Naturkatastrophenrisiken in großem Umfang zu decken. Die Basis für diese Expertise haben wir vor 50 Jahren gelegt, als wir den ersten Meteorologen einstellten”, kommentiert Ernst Rauch, Chef-Klimatologe bei der Munich Re. (-el / www.bocquel-news.de)

 

zurück

Achtung Copyright: Die Inhalte von bocquel-news.de sind nach dem Urheberrecht für journalistische Texte geschützt. Die Artikel sind ausschließlich zur persönlichen Lektüre und Information bestimmt. Abdrucke und Weiterverwendung - beispielsweise zum kommerziellen Gebrauch auf einer anderen Homepage / Website oder Druckstücken - sind nur nach persönlicher Rücksprache mit der Redaktion (info@bocquel-news.de) gestattet.