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Huk-Coburg, Talanx und Baloise ziehen vor Gericht

3. Mai 2018 - Empörung in der Assekuranzbranche. Der Stein des Anstoßes: Der in Schieflage befindlichen HSH Nordbank ist es gelungen, einen großen Teil ihrer faulen Kredite mit einem Milliardenabschlag zu verkaufen. Nach Informationen der Welt haben die Versicherer Talanx, Huk-Coburg sowie Baloise das Finanzinstitut verklagt.

Talanx (www.talanx.com), Huk-Coburg (www.huk.de) und Baloise (www.baloise.com) fühlen sich seit Jahren um ihr Kapital gebracht, denn sie haben seit Anfang der 2000er Jahre stille Einlagen bei der HSH Nordbank (www.hsh-nordbank.de). Dass die HSH Nordbank jetzt einen großen Teil ihrer faulen Kredite mit einem Milliardenabschlag verkaufen will, bringt das Fass des Unmuts der Versicherer zum Überlaufen, berichtet die Zeitung Die Welt. Die Assekuranzen sehen sich als die Verlierer des Deals. Die Welt sieht darin „das Pikante“, dass die HSH Nordbank von den betroffenen Versicherern bereits vor dem anstehenden Deal verklagt wurde, weil sie sich seit Jahren um ihr Kapital gebracht fühlen.

Dem Zeitungsbericht zufolge will die HSH Nordbank mit Abschluss der Privatisierung ein Portfolio von 6,3 Milliarden Euro an eine Zweckgesellschaft ihrer neuen Eigentümer rund um die US-Investoren Cerberus und J.C. Flowers verkaufen. Statt der 3,5 Milliarden Euro, die bei der Bank in den Büchern stehen, hat ein Gutachten den Wert der Kredite jedoch auf 2,45 Milliarden Euro beziffert und nur diese Summe würde die Zweckgesellschaft dafür auch bezahlen.

Wie es heißt, müsste die Bank die Differenz von rund 1 Milliarde Euro tragen. Das würde dann auch die „ die stillen Teilhaber“ treffen – unter anderem Talanx, Huk-Coburg und Baloise, wobei es unterm Strich um Verluste von 285 Millionen Euro gehen soll, wie die Bank in ihrer vergangenen Woche veröffentlichten Bilanz ausweist. In dem Welt-Artikel heißt es weiter, dass der Buchwert der stillen Einlagen damit auf unter 40 Prozent der ursprünglichen Höhe sinken würde. Ursprünglich hatte die entsprechende Summe 1,8 Milliarden Euro betragen. Versicherer und andere institutionelle Anleger halten davon rund 250 Millionen Euro.

Laut Welt-Bericht haben die Versicherungsgruppen Talanx - hier speziell der zum Konzern gehörende HDI (www.hdi.de), Baloise – hier in Deutschland die Basler Versicherungen (www.basler.de) und auch die Huk-Coburg zu Beginn des neuen Jahrtausends in die damals noch eigenständigen Landesbanken von Hamburg und Schleswig-Holstein investiert. Die Versicherer sollen damals als Besitzer stiller Einlagen in den Jahren, in denen die Bank Gewinne erwirtschaftete, von deren Erfolg profitiert haben. Das Vertrags-Konstrukt von damals sieht jedoch vor, dass unter anderem die besagten Versicherer auch bei Verlusten herangezogen werden.

Jetzt stellt sich die Frage, ob die HSH Nordbank zu Unrecht Verluste ausgewiesen hat. Darum wird nun vor dem Landgericht Kiel gestritten. Es sei nämlich fraglich, ob die HSH Nordbank in mehreren Jahren tatsächlich einen Verlust ausweisen musste oder ob sie das zu Unrecht getan habe. Wie in der Zeitung Die Welt dazu zu lesen war, werfen die klagenden Versicherer - vertreten von der Rechtsanwaltskanzlei BRP Renaud und Partner - der HSH vor, in den Geschäftsjahren 2012, 2014 und 2016 jeweils den gesamten von ihr erwirtschafteten Gewinn in den Fonds für allgemeine Bankrisiken eingezahlt zu haben. An die Besitzer der stillen Einlagen sei nichts vom Gewinn ausgezahlt worden. Laut Zeitungsbericht sollen die Zahlungen an den Fonds in den Jahren 2012 und 2014 sogar so hoch gewesen sein, dass dadurch Verluste unnötig erzeugt worden sind.

Aus anderer Quelle wurde bekannt, dass die Bank in ihrem Bilanzbericht für 2017 schreibt: „Das Konzernergebnis vor Steuern in Höhe von minus 453 (121) Millionen Euro wird deutlich von den Risikoaufwendungen in Höhe von minus 1.104 Millionen Euro im Zusammenhang mit dem Verkauf notleidender Kredite (Portfolio-Transaktion) belastet. Dem entgegen stand ein außerordentlicher Ertrag in Höhe von 413 Millionen Euro aus der Neubewertung hybrider Kapitalinstrumente.” Hoffnungsvoll blickt man in die Zukunft. „Mit dem für das zweite oder dritte Quartal erwarteten Vollzug der Privatisierung (Closing) werden wir praktisch vollständig von Altlasten befreit sein und gehen mit einer gesunden Bilanz sowie weiterhin starken Kapitalkennziffern in die Zukunft.”

Die Rechtsanwaltskanzlei BRP Renaud und Partner teilte jetzt mit: „Soweit bekannt gab es bislang in der deutschen Kreditwirtschaft kein Kreditinstitut, das über die freiwillige Dotierung des Fonds für allgemeine Bankrisiken einen Verlust im Sinne eines Jahresfehlbetrages verursachte.“ Ebenfalls sei nicht bekannt, dass seine Kapitalgeber dann „an solchen künstlich verursachten ‚Verlusten‘ beteiligt“ worden wären. Demnach wollen die Kläger nun gerichtlich durchsetzen, dass der Wert ihrer Anteile wieder auf 100 Prozent angehoben wird. Das würde für die HSH Nordbank teuer werden, wissen Insider.

Medienberichten zufolge hat die Bank auf Anfrage der Welt mitgeteilt, dass die Klagen seit Längerem anhängig sind - zum Teil bereits aus dem Jahr 2016, aber auch seit Ende 2017. „Wir sehen dem sehr gelassen entgegen“, soll ein Sprecher der Bank gesagt haben. Schließlich sei eine ähnlich gelagerte Klage gerade in der vergangenen Woche – ebenfalls vom Landgericht Kiel – abgewiesen worden. (-el / www.bocquel-news.de)

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