3. September 2024 - In deutschen Unternehmen geht fast jeder zweite Fall von Betrug oder Veruntreuung auf das Konto der eigenen Mitarbeiter. Kriminelle Angestellte verursachen dabei im Schnitt höhere Schäden als externe Täter. Schutz vor den finanziellen Folgen verspricht die Vertrauensschadenversicherung.
Eine Auswertung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zeigt, dass externe Kriminelle Unternehmen durchschnittlich um 80.000 Euro bringen. Bei internen Tätern sind es rund 125.000 Euro. „Die eigenen Mitarbeiter genießen einen Vertrauensvorschuss und kennen die Sicherheitslücken im Unternehmen genau. Deswegen bleiben sie in der Regel länger unentdeckt und können höhere Summen erbeuten“, erklärt Anja Käfer-Rohrbach, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des GDV (www.gdv.de).
Künstliche Intelligenz als neues Werkzeug von Kriminellen
Neben internen Tätern werden auch externe Betrüger immer geschickter. Sie nutzen moderne Technologien, um Unternehmen zu täuschen. „Externe Täter setzen zunehmend auf künstliche Intelligenz, um falsche Identitäten vorzutäuschen“, sagt Rüdiger Kirsch, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Vertrauensschadenversicherung im GDV.
Besonders bei der „Fake-President-Masche“, bei der sich Kriminelle als Führungskräfte ausgeben, werden gefälschte Ton- und Videoaufnahmen eingesetzt. In einigen Fällen treten die Betrüger sogar in Videokonferenzen als vermeintliche Geschäftsführer auf. Dadurch gelingt es ihnen, Mitarbeiter zu täuschen und sie zu hohen Überweisungen auf fremde Konten zu bewegen.
Prävention durch gutes Betriebsklima und strenge Kontrollen
Um das Risiko von Wirtschaftskriminalität zu senken, empfehlen Experten eine Kombination aus gutem Betriebsklima und wirksamen Kontrollsystemen. Unternehmen sollten insbesondere das Vier-Augen-Prinzip bei Zahlungen einführen, einen verbindlichen Verhaltenskodex etablieren und regelmäßige Schulungen für Mitarbeiter anbieten. Ein Hinweisgebersystem sowie die Benennung eines Compliance-Beauftragten können ebenfalls dazu beitragen, kriminelle Machenschaften frühzeitig zu erkennen. Bei besonders sensiblen Positionen sollte zudem ein polizeiliches Führungszeugnis verlangt werden. „Prävention kann nicht jeden Fall verhindern. Aber sie erschwert kriminelle Machenschaften und führt zu einer schnelleren Aufdeckung“, betont Kirsch.
Ein Beispiel aus der Praxis: „Vierfache Buchführung“
Ein besonders gravierender Fall von Wirtschaftskriminalität ereignete sich in einem deutschen Konzern. Die Finanzchefin einer US-Tochtergesellschaft zahlte sich selbst überhöhte Gehälter und tätigte private Einkäufe auf Firmenkosten. Um diese Veruntreuung zu vertuschen, führte sie vier verschiedene, gefälschte Bücher, die sie je nach Bedarf internen Ansprechpartnern vorlegte. Die Täuschung blieb drei Jahre unentdeckt und verursachte dem Unternehmen einen Schaden von rund einer Million Euro. Eine Sonderprüfung durch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft brachte den Betrug schließlich ans Licht.
Hintergrund: Die Vertrauensschadenversicherung
Die Vertrauensschadenversicherung schützt Unternehmen vor finanziellen Verlusten, die durch betrügerisches Verhalten von internen oder externen Vertrauenspersonen entstehen. Laut der GDV-Sonderauswertung führten die rund 4.400 untersuchten Schadensfälle in den Jahren 2022/23 zu versicherten Schäden in Höhe von etwa 450 Millionen Euro. (-ver / www.bocquel-news.de)
Achtung Copyright: Die Inhalte von bocquel-news.de sind nach dem Urheberrecht für journalistische Texte geschützt. Die Artikel sind ausschließlich zur persönlichen Lektüre und Information bestimmt. Abdrucke und Weiterverwendung - beispielsweise zum kommerziellen Gebrauch auf einer anderen Homepage / Website oder Druckstücken - sind nur nach persönlicher Rücksprache mit der Redaktion (info@bocquel-news.de) gestattet.