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Gräfer: „Das Unnormale ist heute das neue Normale“

18. Dezember 2020 - Die Versicherungsgruppe die Bayerische hat 2020 meist die Nase vorn – allein schon mit dem besten Jahresergebnis der Unternehmens-Geschichte – oder sei es als Pionier bestimmter Neuerung und als eines der innovativsten Unternehmen. In der Corona-Pandemie bleiben Mitarbeiter*innen und Vorstand ausgesprochen flexibel.

Durch die Corona-Pandemie ist auch bei der Bayerischen Versicherung (www.diebayerische.de) nichts mehr „normal“. Zwar wird das Münchener Versicherungsunternehmen erneut im zweistelligen Bereich wachsen können. Allerdings stehen dem sehr hohe IT-Investitionen gegenüber. Die Umstellung auf Homeoffice lief reibungslos, größere Herausforderungen waren vielmehr die Telefonie und ein vorgezogenes IT-Projekt. Und dass die Menschen unglaublich flexibel sind, hat Martin Gräfer, Vorstand der Versicherungsgruppe, besonders beeindruckt, wie der Manager dazu im Exklusiv-Interview mit den bocquel-news verrät.

Herr Gräfer, inzwischen stecken wir erneut im bundesweiten Corona-Shutdown mit strengen Kontaktbeschränkungen. Vorerst ist nicht mit Lockerungen zu rechnen. Wie haben Sie sich bei der Bayerischen auf die Einschränkungen eingestellt?

Martin Gräfer: Im Frühjahr haben wir erstmals unser Business-Continuity testen müssen, also unseren Aktionsplan im Krisenfall. Aktuell sind über 80 Prozent der Mitarbeiter im Homeoffice. Wir haben A- und B-Teams gebildet, so dass wir im Quarantänefall stets handlungsfähig bleiben. Das lief erstaunlich gut – sowohl technisch als auch von der Kultur unserer Mitarbeiter her.

Es war beeindruckend, wie schnell – und zwar innerhalb weniger Tage – alles anders gemacht wurde. Glücklicherweise hatten wir Anfang des Jahres neue Tools zur virtuellen Beratung eingeführt, die direkt zum Einsatz kommen konnten. Hinzu kommt: Wir sind mit „Insign“ der Pionier in Sachen elektronische Unterschrift – und zwar rechtssicher und inklusive Datenschutz „made in Germany“. Das heißt, wir konnten unsere Geschäftsprozesse tatsächlich komplett digital abwickeln. Das hätte ich vor einem Jahr vielleicht erahnt, vor zwei Jahren hätte ich davon nicht mal geträumt.

Wie läuft das Geschäftliche weiter? Sind Einbußen für 2020 zu erwarten oder läuft es relativ „normal“ weiter?

Martin Gräfer: „Normal“ läuft gar nichts mehr. Das Unnormale ist eher das „neue Normale“. Bei der Bayerischen konnten wir bereits 2019 ein Rekordjahr in Bezug auf die gebuchten Beiträge verzeichnen. Das werden wir in diesem Jahr nochmals toppen und im zweistelligen Prozentbereich wachsen – sowohl in der Lebens- als auch in der Komposit-Versicherung.

Allerdings waren wir stark gefordert und mussten viel in die IT investieren, damit die Prozesse gerade im Homeoffice funktionieren. Die größte Herausforderung war übrigens das Umstellen der Telefonie, also dass die Mitarbeiter von ihrem Zuhause mit der Dienstnummer telefonieren können und nicht ihr privates Telefon nutzen. Ungünstig ist es, wenn zum Beispiel beim Kunden im Display die private Mobilnummer des Schaden-Sachbearbeiters erscheint. Das klingt erst mal banal. Doch oftmals haben gerade junge Mitarbeiter gar keinen Festnetz-Telefonanschluss mehr. Zudem haben wir in Video-Kommunikation investiert und damit unsere Mitarbeiter sowie unseren gesamten Exklusivvertrieb versorgt.

Darüber hinaus haben wir ein Projekt, die Einführung des Kundenmanagers, komplett um ein Jahr nach vorne gezogen. Hier können Kunden ihre Versicherungen online verwalten, eine persönliche Beratung anfordern oder ihre Daten schnell und einfach selbst ändern. Dieses Projekt hatten wir zunächst für Anfang 2021 geplant. Corona-bedingt haben wir es aber schon im März 2020 gestartet. Das war mit viel Kosten und noch mehr Schweiß auf der Stirn verbunden.

Die Bayerische bietet von Kfz über Hausrat bis zu Vorsorge und Gesundheit eine breite Produktpalette an. Gibt es eine Verschiebung in der Nachfrage in der Produktwelt?

Martin Gräfer: Versicherung ist oft ein Produkt, das an sich keine sehr hohe Nachfrage hat. Vielmehr wird durch Beratung der Bedarf hergestellt. Was nachgefragt wird, ist häufig die Auto- und Zahnzusatzversicherung. Das lief dieses Jahr sehr gut, doch der Wettbewerb ist auch entsprechend hart.

Wir wollen Versicherung neu denken, weg von der Produktidee. Wir wollen dazu beitragen, Versicherung überflüssig zu machen. Das heißt in diesem Fall nicht, Versicherungen los zu werden, sondern sich genau zu überlegen, für was man einen Versicherungsschutz benötigt. Wir haben deswegen neue, ganzheitliche Produkte mit einer Jahres-Selbstbeteiligung eingeführt – nach dem so genannten All-Risk-Prinzip, also der All-Gefahren-Deckung.

Online in unserer einzigartigen „Meine-eine-Police“ sind alle Versicherungen rund um Haus und Wohnung in einer Police gebündelt. Die Police eignet sich für jeden, dem es wichtig ist, nicht mehr für seine Versicherung zu zahlen als notwendig - und der in der Lage ist, im Jahr etwa 2.000 Euro selber zu tragen, wenn tatsächlich etwas passiert. Ich habe mich auch privat für diese Police entschieden und spare dadurch rund 500 Euro im Jahr.

Stichwort Telemedizin - via App können sich Versicherte ärztlich beraten lassen. Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit Ihrer Online-Beratung gemacht?

Martin Gräfer: Unsere Telemedizin-App ist ein absolut hilfreiches Produkt, das mich persönlich sehr begeistert. Der Kunde kann sich und seine Familie vollständig telemedizinisch von Fachärzten beraten lassen. Hierüber können sogar in einigen Bundesländern Rezepte ausgestellt werden. Dies bieten wir zusammen mit unserem Partner, der Barmenia, für nur 9,80 Euro im Monat an. Das ist toll, nicht nur in der Corona-Pandemie.

In der Corona-Zeit steigt das Bewusstsein für Nachhaltigkeit. Eine gute Gelegenheit auf nachhaltige Anlagemöglichkeiten hinzuweisen. Die Bayerische fällt auf, da sie mit Pangaea Life eine eigene Nachhaltigkeitsmarke anbietet. Außerdem haben Sie gerade eine grüne Wohngebäudeversicherung auf den Markt gebracht …

Martin Gräfer: Das Thema Nachhaltigkeit ist eine absolute Herzensangelegenheit für uns. Seit drei Jahren bieten wir über Pangaea Life (www.pangaea-life.de/) eine neue Form von Altersvorsorge und von Komposit an. Zum ersten Mal kann der Kunde Versicherung ‚anfassen‘ und begreifen! Weil wir ausschließlich in richtige Projekte investieren. Das sind beispielsweise Wasserkraftanlagen in Portugal, Solarlösungen in Spanien und Windenergieprojekte in Skandinavien. Hier sehen wir ganz genau, wie viel CO2 eingespart wurde, wie sich die Rendite entwickelt, und jeder Kunde kann seine Altersvorsorge mitverfolgen, also quasi anfassen.

Eine weitere Besonderheit: Unsere Kunden können in Assetklassen investieren, die sonst nur institutionellen Anlegern zur Verfügung stehen. Damit sind wir immer eine Nasenspitze voraus. Das wird auch von unserer eigenen Überzeugung getragen. Wir sind heute als Unternehmen schon vollständig klimaneutral, allerdings mithilfe von Zertifikaten. Unser Ziel ist es, dies auch ohne Zertifikat zu schaffen. Nachhaltigkeit ist für mich ein absolutes Kernthema jedes Unternehmens.

Durch die Pandemiezeit sind wir gezwungen, einige Dinge neu zu denken. Hat Corona für die Bayerische auch etwas Positives bewirkt?

Martin Gräfer: Gut ist, dass wir in der Lage sind, viel mehr persönliche Kommunikation umzusetzen – wenn auch virtuell. Diese Art der Kommunikation ist eine gute Alternative, aber ich sehne mich auch wieder nach den direkten Gesprächen. Und ich habe in der Corona-Zeit erlebt, wie unglaublich flexibel Menschen sein können, wenn sie gemeinsam die Erkenntnis haben, dass es notwendig ist. Und zwar flexibel ohne große Diskussionen, sondern alle packen einfach gemeinsam an und nehmen Rücksicht aufeinander.

Das finde ich sehr beeindruckend. Ich hoffe sehr, dass es uns erhalten bleibt. Aber wir müssen so schnell wie möglich wieder in den Normalmodus ohne Pandemie kommen. Zum einen wegen der gesundheitlichen Tragödie. Zum anderen, weil dies unsere Volkswirtschaft nicht dauerhaft tragen kann.

Vielen Dank für das Video-Interview, Herr Gräfer.

Übrigens: Martin Gräfer ist seit Juli 2010 im Vorstand der Bayerischen tätig. Aktuell ist er Vorsitzender des Vorstandes der BA die Bayerische Allgemeine AG sowie Mitglied der Vorstände bei der Bayerische Beamten Lebensversicherung a.G., der BL die Bayerische Lebensversicherung AG sowie der BBV Holding AG. Gräfer gilt als Mann der richtigen Worte im richtigen Moment. Jüngst äußerte es sich auf LinkedIn zu Angela Merkels emotionellen Appell im Bundestag am 9. Dezember 2020 anlässlich der neuen Infizierten-Höchststände in der Corona-Krise. Martin Gräfer: „(…) Mein Respekt gehört (…) Angela Merkel und allen engagierten Politikerinnen und Politikern, die sich konstruktiv einbringen, die sich allen Angriffen zum Trotz engagieren, die ihre Lebenszeit für unsere Gemeinschaft investieren und sich der Gesellschaft verpflichtet fühlen. Ich stimme in einer Reihe von Themen inhaltlich nicht mit unserer Bundesregierung überein, dennoch habe und behalte ich große Achtung vor den Menschen, die in ganz wesentlichen Teilen eine bemerkenswerte Leistungsbereitschaft an den Tag (und nicht selten an die Nacht) legen. (…)“ (-el / www.bocquel-news.de)

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