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Konzepte und Kriterien

#GDVlive: Schuldenbremse und die Weltwirtschaft

28. November 2023 - Die wichtigsten Ökonomen der deutschen Versicherungswirtschaft blicken mit Sorge auf die US-Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr. Wenn der mögliche Kandidat der Republikaner, Ex-Präsident Donald Trump, gewählt werde, dann habe das Konsequenzen für den Ukraine-Krieg, für die China-Politik oder die Nachhaltigkeit.

Zwar sinkt nun endlich die Inflation, doch gleichzeitig stagniert die Wirtschaft in Deutschland. Woher kommt das? Warum läuft es in den USA derzeit so viel besser? Und was sind die Aussichten für 2024? Am Dienstag diskutierten die drei führenden Chefökonomen der Versicherungsbranche. Ludovic Subran (Allianz SE), Dr. Michael Menhart (Munich Re) und Jérôme Jean Haegeli (Swiss Re) gemeinsam mit GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen diese und andere Fragen.

Bei der Diskussion wies Chefökonom der Munich Re, Dr. Michael Menhart, darauf hin, dass im Jahr 2024 in 70 Ländern der Erde gewählt werde: „In vielen Fällen wird das eine Richtungswahl sein.“ Die Frage sei, ob Protektionisten gewinnen oder ob es einen Schub für den multilateralen Ansatz gebe. Für Menharts Kollegen von der Swiss Re, Haegeli, bleibt die wichtigste Herausforderung, ob die Politik „das Wachstum zurückbringt“. Dafür müsse Schluss sein mit der Schuldenpolitik, es brauche Strukturreformen.

Mit Blick auf das zu Ende gehende Jahr zeigten sich Menhart und Haegeli erfreut über die konjunkturelle Stärke der USA. „Das war für mich die größte Überraschung“, sagte Menhart bei der live auf der GDV-Webseite übertragenen Veranstaltung. Haegeli sprach davon, dass der USA-Pessimismus „überzogen war“. Alle drei Ökonomen nannten die Kriege in Nahost und in der Ukraine als größte geopolitische Schocks 2023, allerdings mit begrenzten Folgen für die Weltwirtschaft.

Ludovic Subran hob im Rückblick den Aufstieg von ChatGPT hervor und „wie schnell die Märkte diese Innovation eingepreist haben“. Zugleich kritisierte er die deutsche Politik, die angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Schwäche „fatalistisch mit der Zukunft des Landes umgeht“.

Subran weiter: „Wenn (in den USA) der mögliche Kandidat der Republikaner, Ex-Präsident Donald Trump, gewählt werde, „dann hat das Konsequenzen für den Ukraine-Krieg, für die China-Politik oder die Nachhaltigkeit – mit großen Auswirkungen auf die Märkte.“

 Michael Menhart, Chefökonom der Munich Re, hob hervor, dass man momentan nicht nur von eine ‚Konjunkturdelle sprechen könne. Deutschland sei verglichen mit anderen Volkswirtschaften stärker von den gestiegenen Energiepreisen infolge des Kriegs zwischen Russland und der Ukraine betroffen.

Menhart lobte die Zinspolitik der Zentralbanken in den vergangenen Monaten. „Sie haben mit großer Konsequenz Inflation bekämpft und ihre Glaubwürdigkeit zurückgewonnen“, so der Munich Re-Chefvolkswirt. „Und es gibt wieder Zinsen!“ Allerdings rechnet Menhart damit, dass die Inflation noch länger oberhalb der von der EZB angestrebten 2 Prozent verharren wird und die Leitzinsen daher 2024 eher nicht gesenkt werden.

Ähnlich argumentiert Jérôme Haegeli. Die EZB habe „zu spät reagiert“, jetzt sei der Zinsgipfel erreicht und für 2024 keine Senkung zu erwarten – „zur Enttäuschung der Märkte“. Ludovic Subran hielt dagegen und empfahl, nicht dogmatisch am Zwei-Prozent-Inflationsziel festzuhalten. Er rechne mit einer EZB-Zinssenkung im Oktober 2024, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Menhart betonte, dass die Erholung des Dienstleistungssektors in Deutschland nicht so stark sichtbar geworden sei wie beispielsweise in Spanien, das allein schon vom wieder wachsenden Tourismus profitiert habe. In diesem Jahr habe sich hierzulande vor allem der Fachkräftemangel deutlich gezeigt. Zusätzlich hätten sich auch die Lohnsteigerungen und die Inflation vor allem in Deutschland bemerkbar gemacht. Nun bestehe dringender Handlungsbedarf – besonders zur Beseitigung des hohen Bürokratieaufwands. Das werde vor alle bei den langen Planungs- und Genehmigungsfirsten deutlich. Menhart: „Da muss man ran!“

Den zentralen Grund für die weiterhin schwächelnde Wirtschaft sowie die gesunkene Kaufkraft sieht Jérôme Haegeli, Chefvolkswirt der Swiss Re, in der hohen Inflation. „Zuerst müssen die Konsumenten den Kaufkraftverlust verkraften“, sagte er. Man müsse eine Teuerung von 15 Prozent der vergangenen eineinhalb Jahre kompensieren, denn dafür würden die bisherigen Lohnerhöhungen nicht ausreichen, machte der Schweizer Chefökonom deutlich.

Unterm Strich müsste man sehr deutlich mit einer Trendwende gegen die Erstarkung rechtspopulistischer Parteien Position einnehmen, denn es sehe so aus, dass es sich in vielen Fällen um Richtungswahlen handele. Ludovic Subran sah das ebenso. Ein Wahlsieg des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump sei aktuell leider vorstellbar. Das würde aber auch große Auswirkungen auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und eventuell auch auf China haben.

Per Video kann die Diskussion der Chefökonomen verfolgt werden - #GDVlive: Chefökonomen-Talk zur Wirtschaftslage https://www.gdv.de/gdv/medien/medieninformationen/chefvolkswirte-us-wahlen-2024-entscheidend-fuer-weltwirtschaft-157754

In regelmäßigen Abständen tauschen sich die Chefvolkswirte von Allianz, Munich Re und Swiss Re im Format #GDVlive über konjunkturelle Fragen aus. Die Weltwirtschaft und die EZB-Zinspolitik standen beim aktuellen „Chefökonomen-Talk" am Dienstag im Mittelpunkt. (-el / www.bocquel-news.de)

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