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Konzepte und Kriterien

Finanzkrise - noch keine Auswirkungen auf Prämien

17. September 2012 - Die Krise in der Eurozone, Unsicherheiten auf den Kapitalmärkten und langfristig niedrige Zinsen wirken sich negativ auf die Versicherungswirtschaft aus. Beim alljährlichen Treffen der Rückversicherer in Monaco wurden die Probleme offen angesprochen.

Monte Carlo RVS Das unsichere wirtschaftliche Umfeld stellt Erst- und Rückversicherer vor große Herausforderungen. Zu dieser Einschätzung kommt der weltweit größte Rückversicherer, die Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG (www.munichre.com). Diese Ansicht teilen auch die anderen Rückversicherer, die in der vergangenen Woche zur 56. Rückversicherungskonferenz nach Monte Carlo gekommen waren. Auch die im Ranking auf Platz 2 und 3 der Welt größten Rückversicherer stehen, die Swiss Re (www.swissre.com) und die Hannover Rück (www.hannoverrueck.de), sprachen von der alles beherrschenden Finanzkrise, die mit Niedrigzinsen schon seit drei Jahren eine besondere Belastung darstellt.

Sehr unterschiedliche Szenarien mit zum Teil gravierenden Auswirkungen auf das Versicherungsgeschäft müssen derzeit im Risikomanagement berücksichtigt werden. Die Verwerfungen an den Finanzmärkten treffen Erst- und Rückversicherungsunternehmen vor allem über ihre Kapitalanlagen. Historisch niedrige Zinsen belasten das Geschäftsmodell vor allem bei Vorsorgeprodukten und lang laufenden Haftpflichtdeckungen. Vor diesem Hintergrund kommt der Erneuerung der Rückversicherungsverträge zum 1.Januar 2013 eine besondere Bedeutung zu.

MUNICHRE Monaco 2012 Torsten Jeworrek (im Foto rechts während der Pressekonferenz in Monte Carlo), im Munich-Re-Vorstand zuständig für das weltweite Rückversicherungsgeschäft: „Mehr denn je steht unsere Branche vor der Herausforderung, stabile Erträge im Kerngeschäft zu erwirtschaften und die Abhängigkeit vom Ergebnis der Kapitalanlagen weiter zu reduzieren. Die entscheidende Frage wird sein, wie schnell und in welchem Ausmaß es den Erst- und Rückversicherern gelingen wird, das niedrige Zinsniveau in ihre Preisberechnungen einzubeziehen."

Denis Kessler Seit einiger Zeit prägen historisch niedrige Zinsen, in einigen Ländern ein negativer Realzins sowie eine hohe Volatilität der Kapitalmärkte die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Assekuranz. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Risiko-Szenarien, auf die Erst- und Rückversicherer sich vorbereiten müssen. Dazu gehöre eventuell auch der Austritt einzelner Mitglieder aus der Eurozone, die Zahlungsunfähigkeit von Staaten, eine sprunghaft steigende Inflation oder eine Deflation. "Natürlich müssen wir alle möglichen Szenarien durchrechnen, dazu gehört auch ein Auseinanderbrechen der Euro-Zone", sagte Denis Kessler (Foto), Chef des französischen Rückversicherers Scor (www.scor.fr).

„Munich Re sieht die Stabilisierung der Euro-Zone als eine der wichtigsten Aufgaben der Politik. Als umsichtige Risikomanager müssen wir uns gleichzeitig auf sehr unterschiedliche Szenarien vorbereiten", betonte Jeworrek. Ein Kapitalanlagemanagement, das die Anlagen sehr fein auf die Verbindlichkeiten abstimmt, sowie eine angepasste Versicherungsproduktstrategie, aber auch konkrete operative Maßnahmen dämpfen die Folgen möglicher weiterer Verwerfungen im ökonomischen Umfeld.

Ausblick auf die Erneuerung
Da derzeit noch ausreichend Kapazität auf den Rückversicherungsmärkten zur Verfügung stehe, erwartet man bei der Munich Re, dass Preise und Bedingungen bei der Erneuerung der Rückversicherungsverträge zum 1. Januar 2013 weitgehend stabil bleiben.

Dies gelte auch für das Naturkatastrophengeschäft, sofern größere Schadenereignisse im letzten Quartal des Jahres 2012 ausbleiben. Für Sturmdeckungen in Europa könnten sich durch erhöhte Schadenerwartungen in den 2011 veröffentlichten Naturgefahrenmodellen weitere Ratenanpassungen ergeben.

In den Haftpflichtbranchen geht man bei der Munich Re davon aus, dass sich die Stabilisierung der Preise mit einem Trend zu leichten Preiserhöhungen fortsetzen wird. Besonders in diesen Sparten mit sehr lang laufenden Deckungen drücken die niedrigen Zinsen bereits heute die zukünftige Rentabilität. Liegt die Inflationsrate gleichzeitig über dem Zinsniveau - also bei negativen Realzinsen -, verstärkt sich dieser Druck. Schadenzahlungen, die infolge der Inflation steigen, können nur zum Teil durch Investmentgewinne kompensiert werden. Dies müsse bei der Preisfindung insbesondere für langfristiges Geschäft berücksichtigt werden.

Die generelle Verbesserung der Erstversicherungspreise in den USA, aber auch beim Motorhaftpflichtgeschäft in einigen Ländern Europas, dürfte sich laut Jeworrek positiv auf das Ratenniveau in der Rückversicherung auswirken. Die Munich Re konnte bei den bisherigen Erneuerungen 2012 die Profitabilität des eigenen Geschäfts um 2,4 Prozent verbessern.

Finanzstärke der Unternehmen rückt in den Fokus
Zum „Rendez-Vous de Septembre" alljährlich in Monte Carlo wird der Wettkampf unter den Rückversicherern in der Regel über den Preis ausgetragen. Daran hat sich auch in diesem Jahr nicht viel geändert. Allerdings wurde sehr viel mehr auch über die Finanzstärke der einzelnen Unternehmen gesprochen.

HANNOVERRE Monaco 2012 Nach erfreulichen Vertrags­Erneuerungsrunden im 1. Halbjahr 2012 blickt man bei der Hannover Rück zuversichtlich auf die Erneuerungen zum 1. Januar 2013. Die hohen Belastungen aus Naturkatastrophen des Jahres 2011 schlugen sich in deutlichen Preiserhöhungen - vor allem in schadenbelasteten Programmen - nieder, machte Hannover-Rück-Chef Ulrich Wallin (im Foto zweiter von rechts) während einer Pressekonferenz in Monte Carlo deutlich. Zu den Steigerungen hätten zudem - wenn auch unterschiedlich stark ausgeprägt - die Anpassungen von Naturkatastrophenmodellen beigetragen. Beeinflusst wurden auch die Vertrags­Erneuerungsrunden der Hannover Rück durch das niedrige Zinsniveau und die damit verbundenen Schwierigkeiten, ausreichende Investmenterträge zu generieren. „Hierdurch setzte sich die Disziplin bei der technischen Preisfindung fort"., betonte Wallin.

Risiko-Angemessenheit der Raten
Für die kommenden Erneuerungsrunden geht man bei der Hannover Rück davon aus, dass sich die Risiko-Angemessenheit der Raten fortsetzen wird. Insgesamt sollten weitere Preissteigerungen erzielt werden können. Der Rückversicherer sieht eine unverändert stabile bis steigende Nachfrage nach Rückversicherungsschutz, die durch eine steigende Wertekonzentration in den Ballungszentren wie auch durch die Einführung risikobasierter Solvenz­Systeme (beispielsweise Solvency II in Europa) begründet ist.

Modellanpassungen für Naturkatastrophen
Die positiven Faktoren, die den Angaben zufolge schon die bisherigen Vertrags­Erneuerungsrunden bestimmt haben, wie auch die Modellanpassungen für Naturkatastrophen oder das niedrige Zinsniveau, würden ebenfalls die Preisfindungen der Verträge zum 1. Januar 2013 positiv beeinflussen und eine Aufweichung der Märkte verhindern. Entscheidend für die Entwicklung der Preise werde ferner die Frage sein, ob es im Jahr 2012 noch zu großen Naturkatastrophen wie im Vorjahr kommt oder ob sich der Großschadenverlauf ähnlich moderat wie bisher im ersten Halbjahr darstellt.

Aufgrund der insgesamt guten Geschäfts-Chancen in der Schaden- und Personen-Rückversicherung sowie ihrer strategischen Ausrichtung erwartet die Hannover Rück ein erfreuliches Geschäftsjahr 2012. Voraussetzung hierfür sei aber, dass die Großschadenbelastung nicht wesentlich den Erwartungswert von 560 Millionen Euro für das Gesamtjahr übersteige und es zu keinen einschneidend negativen Entwicklungen an den Kapitalmärkten komme.

Zuverlässige Zahlungsfähigkeit heute und in Zukunft
Auch Torsten Jeworrek betonte, dass eine „zuverlässige Zahlungsfähigkeit heute und in Zukunft, also die finanzielle Stabilität", die Basis des Geschäfts der Munich Re seien: „Auf dieser Basis bieten wir unseren Kunden auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Risikotransferlösungen, die sie entlasten und ihr Geschäft fördern. Dazu brauchen wir aber Preise, die den Risiken angemessen sind und das wirtschaftliche Umfeld widerspiegeln." (hp-eb / www.bocquel-news.de)

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