28. November 2016 - Ein Ausbildungsplatz in der Assekuranz scheint wenig attraktiv. Jede 16. Ausbildungsstelle blieb 2015 unbesetzt, ergab eine Umfrage von Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen und BWV Bildungsverband. Dabei hatte die Branche die Lehrstellen schon reduziert.
Fachkräfte in der Versicherungswirtschaft sind Mangelware. Das Problem qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen, potenziert sich, wenn man bedenkt, dass auch die Zahl der Auszubildenden in Berufen der Versicherungswirtschaft weiter rückläufig ist. Das zeigen die Ergebnisse der diesjährigen Ausbildungsumfrage des AGV Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen (www.agv-vers.de) sowie des BWV Bildungsverbandes (www.bwv.de). Und obwohl per se weniger Ausbildungsplätze angeboten wurden, blieben erneut 6,3 Prozent der Ausbildungsplätze unbesetzt. Den aktuellen Daten zufolge haben die Versicherungs-Unternehmen im vergangenen Jahr für 6,3 Prozent der angebotenen Ausbildungsplätze keine geeigneten Bewerber gefunden, wieder mehr als im Jahr 2014, als noch 5,2 Prozent der Ausbildungsplätze nicht besetzt werden konnten.
Mangel an qualifizierten Bewerbern
Gute Auszubildende zu finden, scheint schwerer als gedacht, zumal sich immer mehr junge Leute für ein Studium anstelle einer qualifizierten Berufsausbildung im Unternehmen entscheiden. Der demografische Wandel und die zunehmende Beliebtheit einer universitären Ausbildung verstärken den Nachwuchsmangel. Die Branche hat daher wie viele andere ein Nachwuchsproblem.
Wie die Umfrage des AGV und BWV zeigen, beobachtet mehr als die Hälfte der Unternehmen der Branche seit einigen Jahren einen Rückgang an qualifizierten Bewerbern für die Berufsausbildung. Zwar gab es durchschnittlich 31 Bewerber pro neu angebotenem Ausbildungsplatz im Jahr 2015, trotzdem konnten 6,3 Prozent der Ausbildungsplätze nicht besetzt werden. Grund war oft die mangelnde Qualifikation.
Jetzt erschließen sich die Versicherer neue Wege, Bewerber auf sich aufmerksam zu machen. Zum Teil arbeiten sie mit Schulen und Universitäten zusammen, um neue Bewerbergruppen anzusprechen, und auch um Studienabbrecher für die Ausbildung im Betrieb zu begeistern. Andere Unternehmen bemühen sich, die Ausbildung attraktiver zu machen, beispielsweise mit Auslandsaufenthalten und dem Angebot von Zusatzqualifikationen, flexiblen Arbeitszeiten und Zuschüssen für den öffentlichen Nahverkehr (siehe Grafik, Quelle: AGV/BWV).
Das Internet ist Rekrutierungsinstrument Nummer 1
Daneben hat sich das Internet zu einem wichtigen Rekrutierungsinstrument entwickelt. Rund 91 Prozent aller Versicherungsunternehmen stellen ausführliche Berufsbildbeschreibungen auf ihre Webseiten. Offene Ausbildungsplätze werden von 87,3 Prozent der Unternehmen auf ihrer Homepage veröffentlicht. Auch Webseiten anderer Institutionen, wie zum Beispiel die Online-Börse der Bundesagentur für Arbeit (www.jobboerse.arbeitsagentur.de) mit 89,3 Prozent oder die Lehrstellenbörse der IHK (www.ihk-lehrstellenboerse.de) mit 67,9 Prozent, werden zur Azubi-Werbung genutzt. Facebook, Twitter und ähnliche soziale Netzwerke werden von rund 36 Prozent der Versicherungsunternehmen eingesetzt (siehe Grafik, Quelle: AGV/BWV).
Erhält ein Bewerber einen Ausbildungsplatz, so tritt er diesen in der Regel auch an. Jedoch 8,3 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse wurden im ersten Ausbildungsjahr bereits wieder vorzeitig abgebrochen, davon 64 Prozent noch während der Probezeit. Fast alle Auszubildenden aber, die danach weiter bei der Stange blieben und im Jahr 2015 zu den schriftlichen Prüfungen der IHK antraten, bestanden letztendlich auch ihre Abschlussprüfung (98,7 Prozent).
Um Azubis schon während der Ausbildung zu fördern und qualifizierte Fachkräfte an sich zu binden, entwickelten 15,5 Prozent der Unternehmen, das sind neun Versicherungsunternehmen, ein Talentmanagement-Programm. Diese Versicherer repräsentieren jedoch auch knapp die Hälfte aller Ausbildungsplätze. Bei weiteren 19 Prozent der Unternehmen ist diese Maßnahme derzeit in Erarbeitung. Die Inhalte der Talentförderung sind vielfältig: Die Mehrheit der Unternehmen sieht in der Projektarbeit eine sinnvolle Maßnahme. Weitere häufig eingesetzte Instrumente zur Förderung junger Talente sind Weiterbildungen, Coaching und Management Kamingespräche.
Trotz allem fehlt der Nachwuchs. Die Anzahl der Ausbildungspätze wurde reduziert. Selbst nach bestandener Abschlussprüfung haben Azubis keine Garantie, übernommen zu werden. 2015 wurden nur zwei Drittel von ihnen nach der Prüfung in den angestellten Innen- oder Außendienst ihres Ausbilders (67,1 Prozent) übernommen – die Hälfte unbefristet. (ml / www.bocquel-news.de)
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