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Exklusiv: In Corona-Zeiten geschickte Schachzüge

10. Dezember 2020 - Corona und weiter steigende Zahlen der Neuinfizierten überdecken häufig Kernaspekte im Assekuranz-Alltag, weil die Politik eine Quasi-Vollkaskoversicherung verspricht und nicht die notwendige private Absicherung thematisiert. Anders macht’s der Pflegespezialist Münchener Verein, wie CEO Dr. Reitzler im Exklusiv-Interview verrät.

Die Themen Gesundheit und Pflege sind gerade in der Corona-Zeit besonders in den Fokus gerückt, sollte man meinen. Allerdings ist kein stärkeres Bewusstsein für private Pflegevorsorge zu erkennen, sagt Rainer Reitzler, CEO der Münchener Verein Versicherungsgruppe (www.muenchener-verein.de). Das könne daran liegen, dass die Politik eine Quasi-Vollkaskoversicherung verspricht und nicht die Notwendigkeit einer privaten Absicherung thematisiert. Im Interview mit den bocquel-news führt der Münchener Vorstands-Chef, Dr. Rainer Reitzler, aus, wie er als Pflegespezialist die derzeitige Situation bewertet, und wie das das Münchener Traditionshaus die Corona-Pandemie stemmt.

Herr Dr. Reitzler, jetzt in der Adventszeit stecken wir erneut im Corona-Lockdown. Wie haben Sie sich beim Münchener Verein darauf eingestellt? Ist die Hauptverwaltung in München leer gefegt?

Rainer Reitzler: Drei Kernelemente standen bei uns im Vordergrund: Der Gesundheitsschutz der Mitarbeiter, der Schutz Dritter und die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebes. Wir haben unverzüglich unseren Krisenstab aktiviert und laufend Maßnahmen beschlossen, wie zum Beispiel hausinterne Großveranstaltungen zu verschieben und Geschäftsreisen massiv zu reduzieren. Es ist uns innerhalb kürzester Zeit gelungen, die Arbeitsfähigkeit im Homeoffice auf fast 90 Prozent zu steigern. Damit konnten wir weiterhin den Level für unseren Kundenservice auf höchster Stufe halten.

Für unsere Partner im Außendienst haben wir einen Liquiditäts-Rettungsschirm aufgespannt. Darüber hinaus haben wir unter dem Leitspruch „Kunden beraten ohne direkten Kontakt“ die digitalen Beratungsangebote ausgebaut. Hierbei hat sich auch unser unterschriftsloser Online-Abschluss für Krankenversicherungs-Zusatztarife ohne Gesundheitsprüfung bewährt. Anhand der deutlich verstärkten Kommunikation per Video und Online-Schulungen konnten wir außerdem eine höhere Zahl an Makler erreichen, beispielsweise im Rahmen der digitalen DKM.

Zusammengefasst: Die Corona-Pandemie hat uns Schach geboten, aber mit geschickten Zügen haben wir es geschafft, wieder in die Offensive zu kommen.

Durch die Pandemie rückt die Gesundheit von Pflegebedürftigen und die Leistung von Pflegekräften stärker in den Fokus. Erhöht dies auch das Bewusstsein für Pflegeversicherungen?

Rainer Reitzler: Ein stärkeres Bewusstsein für private Pflegevorsorge ist nicht zu erkennen. Das Ganze wird seit Monaten von politischer Seite mit dem Versprechen einer Quasi-Vollkaskoversicherung begleitet. Auch die neuesten Vorschläge des Bundesgesundheitsministers decken nur einen Teil der Kosten ab und sind so formuliert, als sei eine private Absicherung nicht mehr notwendig. Das ist vor allem vor dem Hintergrund der enormen fiskalischen Aufwendungen der nächsten Jahre zur wirtschaftlichen Bewältigung der Corona-Krise verwunderlich. Die kennzeichnenden Elemente der Pflege, Subsidiarität und auch die Generationengerechtigkeit, werden ad absurdum geführt.

Sie bieten als Pflegespezialist auch Pflegeversicherungen via Onlineabschluss an – und zwar ohne Gesundheitsprüfung …

Rainer Reitzler: Die private Pflegezusatzversicherung gehört zu unseren wichtigen strategischen Geschäftsfeldern. Sowohl unsere „Deutsche PrivatPflege“ als auch unsere „FörderPflege“ werden online ohne Gesundheitsprüfung beantragt – konkret in 95 Prozent der Fälle. Bei 5 Prozent müssen wir das Risiko wegen der Höhe der gewünschten Pflegetagegelder beziehungsweise des hohen Eintrittsalters prüfen.

Wird die Pflegeversicherung künftig teurer, da in der Pandemiezeit die Unterstützung im Alltag fehlt und von den Pflegekräften zusätzlich erbracht wird, wie zum Beispiel durch die Kontaktreduktion von Familienangehörigen oder Nachbarn?

Rainer Reitzler: Die Frage kann man in diesem Kontext nicht einfach beantworten. Die vielen aktionistischen Ideen von Jens Spahn kosten Milliarden. Die will er durch Steuerzuschüsse und Mittel der Länder finanzieren. Ich sehe noch nicht, dass das klappt. Die Personalkosten in den Heimen werden massiv steigen. Im häuslichen Bereich ist die Lage nicht so, dass man beliebig Pflegedienstleistungen ersatzweise für die „Kontaktsperren“ einkaufen kann. Auch hier fehlt Personal an allen Ecken und Enden.

Von der Pflege zur PKV: Die privaten Krankenversicherer sollen an den Kosten für die Covid-19-Schutzimpfungen beteiligt werden. Wie sehen Sie das?

Rainer Reitzler: Hierzu möchte ich auf die rechtliche Situation und auf den Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) verweisen. Sofern in der noch vorzulegenden Rechtsverordnung ein Anspruch auf eine Impfung auch für Privatversicherte festgelegt wird, beteiligt sich die PKV anteilig in Höhe von 7 Prozent an den Kosten, soweit diese nicht von Bund oder Ländern getragen werden. Der PKV-Verband hat ein Anhörungsrecht beim Erlass der Rechtsverordnung, die das Nähere zur anteiligen Kostentragung, zum Verfahren und den Zahlungsmodalitäten bestimmt.

Der Münchener Verein ist traditionell auch besonders dem Handwerk und Gewerbe zugewandt. Stichwort: Betriebsschließungsversicherung (BSV). Leisten Sie vollumfänglich auch im zweiten Lockdown?

Rainer Reitzler: Der Münchener Verein betrachtet die BSV als einen essenziell wichtigen Schutz. Gastronomie- und lebensmittelproduzierende Betriebe können sich effektiv gegen Schließungen nach dem Infektionsschutzgesetz versichern. Hier haben wir als Münchener Handwerksversicherer im Frühjahr 2020 unsere treuen Bestandskunden nicht enttäuscht. Denn wir haben teilweise sechsstellige Summen ohne Wenn und Aber ausgezahlt und so einen aktiven Beitrag zur Rettung von Existenzen im Handwerk geleistet.

Die BSV war nie für Fälle wie die Corona-Pandemie gestaltet und erdacht worden. Sie ist für einmalige Ereignisse, die direkt nur auf den betroffenen Betrieb per Einzelanordnung wirken, konzipiert. Aus diesem Grund ist auch nur eine einmalige Leistung für die gleiche Schadenursache in den Verträgen vorgesehen. Der Münchener Verein steht auch weiterhin zu seinen Leistungsversprechen. Diese sind jedoch nicht unbegrenzt möglich. Für unsere Kunden gilt daher folgende Regelung: Wird eine der durch die Versicherung gedeckten Maßnahmen mehrmals angeordnet und beruhen die mehrfachen Anordnungen auf den gleichen Umständen, so wird die zu leistende Entschädigung nur einmal zur Verfügung gestellt. Im Rahmen der temporären Schließungen im November besteht somit nur dann ein Anspruch auf Leistungen, sofern dieser nicht bereits während der Beschränkung im Frühjahr geltend gemacht wurde.

Kurzer Themenwechsel: Sie haben in diesem Jahr eine neue Zahnzusatzversicherung auf den Markt gebracht. Wie kommt diese bei Kunden und Vertriebspartner an?

Rainer Reitzler: Unser innovatives Zahnzusatzprodukt „ZahnGesund“ sehen wir als ein bahnbrechendes Produkt, das es in dieser Form noch nie gegeben hat. Es ist im Markt unschlagbar in Preis und Leistung! Kunden zwischen 26 und 35 Jahren zahlen beispielsweise für einen Top-Schutz im Monat nur 12,90 Euro. Wir konnten bereits viele Bestplatzierungen bei unabhängigen Vergleichsportalen und von Analysehäusern erzielen. Die Kunden haben mit diesem Zahnzusatzprodukt eine hervorragende zahnmedizinische Versorgung wie ein Privatpatient. Die Vermittler haben den Vorteil, dass sie ihren Bestandskunden ein deutlich besseres Produkt zu einem günstigeren Betrag anbieten können – und zwar ohne die früher üblichen Nachteile einer neu beginnenden Zahnstaffel. Im Rahmen einer aktiven Bestandspflege führt an „ZahnGesund“ kein Weg vorbei.

Vielen Dank für die Ausführungen, Herr Dr. Reitzler. (-el / Fotos Münchener Verein / www.bocquel-news.de)

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