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Konzepte und Kriterien

Elementarschäden: Kommt die Pflichtversicherung?

8. April 2022 - Argumente für und gegen eine Pflichtversicherung von Elementarschäden tauschten Experten auf einer Konferenz in Leipzig aus. Die Flutkatastrophe, die Sturmtief ‚Bernd‘ im Juli 2021 auslöste, hat zahlreiche Versicherer veranlasst, sich bei Naturkatastrophen und Elementarschäden anders aufzustellen.

Eine nicht enden wollende Debatte über eine Pflichtversicherung in Sachen Elementarschäden oder das staatliche Eingreifen bei der Absicherung gegen Überschwemmungen und andere Naturkatastrophen standen im Fokus der virtuellen Elementarrisiko-Konferenz der V.E.R.S Leipzig (https://vers-leipzig.de/) in Kooperation mit der Wirtschaftskanzlei Hogan Lovells International (www.hoganlovells.com/de.

Die Unwetterfolgen – gerade auch die vom Juli 2021 - sind nicht nur für die unmittelbar Betroffenen gravierend, sondern stellen auch Versicherer vor neue Herausforderungen in der Absicherung und Schadenbearbeitung. Je mehr außerdem die Auswirkungen des Klimawandels zunehmen und auch daraus große Schäden entstehen, desto höher sind auch die Kosten für die Versicherer. Klimaforscher gehen ohnehin davon aus, dass der Trend zu weiteren Katastrophen deutlich abzeichnet. Es zeigt sich, dass sich Versicherer bereits jetzt vorsichtiger verhalten, wenn es um die Absicherung in Risikogebieten geht: Sie erhöhen Prämien und Selbstbehalte.

Die Assekuranz und die Politik müssen auf diese veränderte Risikosituation reagieren. Prof. Fred Wagner von der Universität Leipzig zeigte bereits zu Beginn der Veranstaltung verschiedene Lösungsansätze auf. Darunter unter anderem die Aufklärung über Elementarschäden - wie etwa durch die Sensibilisierung für mögliche Ausmaße von Extremwetterereignissen, Präventionsmaßnahmen der Hauseigentümer, die Einführung einer Pflichtversicherung oder Absicherungskonzepte durch Pool- und Kapitalmarkt-Lösungen.

Welche Schritte hingegen die Politik gehen könnte, legte Ursula Heinen-Esser dar. Die Ministerin ist übrigens am Freitag von ihrem Amt als Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, zurückgetreten. Bereits Anfang Juli 2021, und damit vor der Flutkatastrophe, verabschiedete die nordrhein-westfälische Landesregierung das bundesweit erste eigenständige Gesetz zur Klimaanpassung. Ziel sei unter anderem, die Schäden durch den Klimawandel zu begrenzen.

Das Sturmtief ‚Bernd‘ vom Juli 2021 stand immer wieder im Zentrum der virtuellen Diskussionen, da es sich um eines der größten Schadenereignisse überhaupt in Deutschland handelte. Wolfgang Breuer, Vorstandsvorsitzender der Provinzial, berichtete, dass sein Konzern mit 1,45 Milliarden Euro Schadenaufwand besonders betroffen war. Zwar würden sich solche Naturkatastrophen nicht verhindern lassen, aber Präventionsmaßnahmen könnten den potenziellen Schaden reduzieren. Zudem müsse der Anteil an Gebäuden, die gegen Elementarschäden versichert sind, weiter steigen, fordert der Versicherungs-Manager. Auf eine Pflichtversicherung setzt er dabei jedoch nicht und fordert stattdessen eine vollintegrierte Wohngebäude-Versicherung, die Elementargefahren inkludiert und ein ‚Opt-out-System‘ beinhalten müsste.

Der Blick über den Tellerand
Bei einem Blick über den Tellerrand, das heißt über die Grenzen Deutschlands hinweg habe sich gezeigt, dass beispielsweise in Frankreich nach massiven Überschwemmungen im Jahr 1981 eine Pflichtversicherung gegen Elementarereignisse eingeführt wurde. Das Gesetz verpflichtet die privaten Versicherer, flächendeckend einen umfassenden Versicherungsschutz gegen Naturgefahren anzubieten.

Ivo Menzinger von der Swiss Re sprach zum Abschluss der Konferenz. Er erörterte alternative Ansätze der Risikotragung und ging der Frage nach, ob beziehungsweise wie die Versicherungswirtschaft die Resilienz gegenüber Elementarrisiken erhöhen könnte. Auch brachte er parametrische Absicherungskonzepte in die Diskussion ein, mit denen vor allem eine sehr schnelle und transparente Auszahlung ohne Schadenregulierung ermöglicht werden könnte. (–el / www.bocquel-news.de)

 

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