30. Oktober 2014 - Nur noch wenige Stunden, dann ist die DKM 2014 in den Dortmunder Westfalenhallen Geschichte. Für zwei Tage war die Nordrhein-Westfalen-Metropole „der Nabel" der Versicherungs- und Finanzdienstleistungs-Welt, wie die reichhaltige Programmfolge zeigt.
Bereits zum 18. Mal öffnete am Mittwoch die Branchen-Fachmesse DKM (www.die-leitmesse.de) ihre Pforten. Seit 1999 geschieht das in einer der größten Messehallen Deutschlands - in der Westfalenhalle in Dortmund (Foto: AssCompact). Und wie in jedem Jahr mangelt es nicht an Superlativen. Im vorigen Jahr zur DKM wurden 17.628 Teilnehmer - davon 11.321 Fachbesuche - registriert, die mindestens an einem der beiden DKM-Tage - meistens mittwochs und donnerstags - nach Dortmund kamen. So auch in diesem Jahr. Und wenn man den vorläufigen Hochrechnungen Glauben schenkt, wird die Besucherzahl 2014 erneut getoppt. Genaue Zahlen standen bei Redaktionsschluss noch nicht fest, denn die DKM 2014 schließt erst heute, Donnerstag, wenn um 16:45 Uhr in der Speaker's Corner die Herren Rainer Holzschuh und Hans-Joachim Watzke das Thema „Finanzen, Veränderung... und natürlich Fußball!" behandelt haben.
268 Aussteller - 64 Workshops - 15 Kongresse
Wer an einem der Stände von insgesamt 268 Ausstellern Informationen und News zu Produkten und Dienstleistungen aus der Assekuranz sowie der gesamten Finanzdienstleistungs-Branche eingesammelt hat, konnte an einem oder mehreren der insgesamt 64 Workshops teilnehmen, oder/und die 15 Kongresse besuchen. Wem das nicht genügte, der ging eventuell auch - wie alljährlich - in die Speaker's Corner zu einem der acht Programmpunkten mit prominenten Rednern.
Gleich zu Beginn, nachdem der DKM-Messe-Chef und Geschäftsführer der bbg Betriebsberatung GmbH Dieter Knörrer (Foto: E. Bocquel) in der voll besetzten Speaker's Corner die Programm-Eckdaten Revue passieren ließ, übernahm der Wirtschafts- und Finanzexperte sowie CDU-Politiker Friedrich Merz das Mikrophon und hinterfragte das Thema „Europa in der Dauerkrise? Wirtschafts- und Währungspolitik in der Eurozone.
Mit markigen Worten stieg der eloquente Referent in die Fakten ein: Das vereinte Europa sei - so Friedrich Merz - die Antwort auf zwei verheerende Kriege auf diesem Kontinent. „Deutschland und wir alle profitieren heute von offenen Märkten, offenen Grenzen und Freiheit nicht nur für den Personenverkehr." Doch Europa bedeute auch Verantwortung - vor allem in Zeiten der Krise.
Auch Friedrich Merz (Foto rechts: bbg-Gruppe) sieht noch kein handfestes Ende der Finanzkrise in der Eurozone. Die Auswirkungen scheinen demnach noch nicht gänzlich überwunden zu sein. Es müssten nun Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass es kraftvoll wieder aufwärts geht. Welche Rolle dabei Deutschland spielen könnte, skizzierte Merz in ebenso knappen wie bündigen Worten, - ganz so, wie er vor Jahren den Beweis antrat, dass eine Steuererklärung so kurz und knapp ausfallen müsse, dass sie auf einem Bierdeckel erschöpfend ausgeführt werden könnte.
Schlag auf Schlag ging es in der Speaker's Corner weiter mit einer Podiumsdiskussion unter Fachleuten, die provokativ zum Thema „Wie zukunftsfähig ist die deutsche Versicherungswirtschaft?" Stellung nehmen sollten. Dr. Marc Surminski, Chefredakteur der Zeitschrift für Versicherungswesen (www.allgemeiner-fachverlag.de) moderierte in seiner gewohnt schlagfertigen, aber unbedingt freundlich versierten Art die 45 zur Verfügung stehenden Minuten. Die vier Diskutanten Dr. Walter Botermann (Vorstandsvorsitzender des Konzerns Alte Leipziger - Hallesche - www.alte-leipziger.de), Dr. Alexander Vollert (Vorstandsvorsitzender der Allianz Versicherungs-AG - www.allianz.de), Dr. Marc Surminski, Dr. Torsten Oletzky (Vorstandsvorsitzender der Ergo Versicherungsgruppe - www.ergo.de) sowie der neue Chef der Gothaer Versicherungen (www.gothaer.de), Dr. Karsten Eichmann (v.l.n.r. im Foto: bbg-Gruppe) gaben ihre persönlichen Statements darüber ab, wie sehr aus ihrer Sicht, die deutsche Versicherungswirtschaft unter Druck stehe.
Einzig um das Geschäft mit der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) mache man sich große Sorgen. Das machten die Herren am Podium deutlich.
Öffentliches Image der Assekuranz verschlechtert
Einig waren sich alle, dass die niedrigen Zinsen, eine schärfere politische Regulierung und ein verschlechtertes öffentliches Image der Assekuranz zusetzen. Die wichtigste Sparte Lebensversicherung stehe vor dem Umbruch, auch dem widersprach niemand. Die Vertriebsspezialisten unter den vier Versicherungs-Chefs legten das, dass Wachstum immer schwerer zu erzielen sei. Die Verzahnung des bisherigen Geschäftsmodells mit der digitalen Welt bleibe eine riesige Herausforderung. Die vier Vorstandsvorsitzenden diskutierten über die Zukunftsperspektiven und wagten Ausblicke, wohin die Reise in den nächsten Jahren gehen werde. Einhellig zeigten sich alle Vier davon überzeugt, dass die Branche im letzten Jahrhundert immer wieder einmal Krisen zu bestehen hatte, allerdings selten in solch geballter Form wie heutzutage. Ihrer Meinung nach habe die Versicherungs-Branche eine echte Chance, die stressigen Zeiten zu überstehen. Die Chancen seien da, die Herausforderung werde die Branche meistern.
Achtung: Gefahr für die bAV
Über allem dürfe man aber nicht über den Herausforderungen des neuen Lebensversicherungsreform-Gesetzes (LVRG) vergessen, dass im Bereich der betrieblichen Altersversorgung (bAV) ein besonders scharfer Wind wehe. Realistisch sei ein möglicher Verlust von mindestens 50 Prozent des bAV-Geschäftes, wenn mit den stringenten Eigenkapitalrichtlinien Solvency ll - wie es im Augenblick geplant sei - die Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung (EbAV) ausgeklammert werden. Drauf verwies der Alte-Leipziger Chef Dr. Walter Botermann.
Die Lebensversicherer müssen ihr Eigenkapital konsequent stärkten, um den Anforderungen von Solvency II zu genügen. Pensionskassen und -fonds werden laut dem letzten Richtlinien-Entwurf der EU Europäische Union nicht einbezogen.
Auf einen „großen Gongschlag" werde man 2015 vergeblich warten, prognostizierte der Ergo-Chef Oletzky: „Vermittler und Versicherer haben in den meisten Fällen gleichgelagerte Interessen."
Die Zuhörerschaft nutzte die geballte Form von Fachwissen der Podiumsdiskussions-Teilnehmer und stellte Fragen. So verstrich eine lebendige Frage- und Antwort-Stunde in kurzweiliger Form.
Schauplatz fast aller großen Branchen-Themen
Die DKM 2014 war (bis heute Nachmittag) in diesem Jahr einmal mehr Schauplatz fast aller großen Branchen-Themen. Die derzeitigen Regulierungen lassen die Finanz- und Versicherungs-Branche kaum zur Ruhe kommen. Auch der unabhängige Vertrieb ist betroffen. So lasse sich der Themenkreis auch eingrenzen - wie unter anderem das Lebensversicherungsreform-Gesetz (LVRG) und damit einhergehend die Überprüfung der derzeitigen Vergütungssysteme seitens der Versicherer. Außerdem stehen den Angaben zufolge die Überarbeitung der Vermittlerrichtlinie und die Reform des Versicherungs-Aufsichts-Gesetzes (VAG) an. Einmal mehr große Herausforderungen, für die die Branche Lösungen sucht. Die DKM 2014 erwies sich erneut als Platz des Austausches und der Information.
Das Angebot an Workshops, Kongressen und Vorträgen war zur DKM 2014 wieder ausgesprochen umfangreich. Die Zielgruppe, das sind unabhängige Vermittler, Versicherungsmakler und Finanzdienstleister sowie Vermögensverwalter und Entscheidungsträger aus Unternehmen der Finanz- und Versicherungswirtschaft nahmen die Gelegenheit wahr und besuchten so viele Angebote wie nur irgend möglich. Meinungsbildner aus Wissenschaft, Wirtschaft und Presse rundeten das Besucherbild ab.
Datum für die DKM 2015 steht
Schließlich wies der Veranstalter, die bbg Betriebsberatungs GmbH (www.bbg-gruppe), darauf hin, dass nach der DKM gleich vor der DKM ist. Und deshalb steht bereits der Termin für die DKM 2015: Sie findet vom 27. bis 29. Oktober 2015 wieder in den Westfalenhallen Dortmund statt. (eb-db / www.bocquel-news.de)
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