5. Februar 2025
- Bei den Versicherern stehen Nachhaltigkeits-maßnahmen weiterhin klar im Fokus. Die aktuelle Versicherer-Studie des Risikoberaters und Versicherungsmanagers Greco zeigt, dass Klimarisiken, soziale Verantwortung und nachhaltige Unternehmensführung fest in den Strategien und Entscheidungsprozessen der Branche verankert sind.
70 Prozent der Versicherer haben der Greco-Studie zufolge ESG-Kriterien in ihre Risikobewertung eingebunden oder planen dies in naher Zukunft. Nicht nur gesetzliche Anforderungen wie die CSRD-Richtlinie treiben diesen Wandel voran – auch Unternehmen erkennen die Chancen, die ein aktives Management von ESG-Risiken bietet. So lautet auch der Tenor der Studie, die die GrECo International AG Wien (https://greco.services/) herausgibt. Mit der Gliederung:
- ESG im Fokus: 70 Prozent der Versicherer planen, ESG-Kriterien fest in ihre Risiko- und Preisgestaltung zu integrieren. Neben Klimarisiken stehen dabei auch soziale Aspekte wie Menschenrechte im Fokus.
- Nachhaltige Produktinnovationen noch in den Kinderschuhen: 80 Prozent der Versicherer fördern Reparaturen statt Neukauf, während 50 Prozent Prämienanreize für E-Mobilität schaffen.
- Naturkatastrophen & Klimarisiken: 69 Prozent der Versicherer geben an, dass aktuelle und künftige Klimarisiken, insbesondere Naturkatastrophen, einen erheblichen Einfluss auf die Underwriting-Praxis haben werden.
- Klimarisiken im Blick: 4 von 5 Versicherern setzen auf moderne Modelle, um Naturkatastrophen besser zu bewerten und Präventionsmaßnahmen zu fördern.
- Digitalisierung treibt Wandel voran: 100 Prozent der Versicherer investieren in digitale Services in der Schadenabwicklung.
- ESG-Analysen werden immer wichtiger: Dennoch erfassen nur etwa 20 Prozent der Versicherer spezifische ESG-Daten von versicherten Unternehmen.
Risiken minimieren, Konditionen verbessern
„Nachhaltigkeit ist längst kein Trend mehr, sondern ein Muss – nicht zuletzt, weil ab diesem Jahr viele Unternehmen gemäß CSRD-Richtlinie berichtspflichtig werden“, betont Sabine Bradac, Studienautorin und Risk Consultant bei Greco. „Versicherer erkennen zunehmend die Vorteile, die ESG-Kriterien in der Risikobewertung und Produktgestaltung bieten. Unternehmen, die ihre ESG-Risiken aktiv steuern, können sowohl Risiken minimieren als auch von besseren Vertragskonditionen der Versicherer profitieren.“
Klimarisiken stellen für 69 Prozent der Versicherer die größte Herausforderung dar. Diese umfassen Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Stürme, Hitzewellen oder andere extreme Wetterereignisse und treten durch den Klimawandel häufiger und intensiver auf. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, setzen vier von fünf Versicherern auf moderne Modellierungstechniken. Sie ermöglichen eine detaillierte Analyse von Klimarisiken und helfen, deren potenzielle Auswirkungen auf Unternehmen und deren Standorte besser vorherzusagen.
Prävention führt zu Prämiennachlass
Gleichzeitig bieten ebenfalls 69 Prozent der Versicherer Unterstützung, um Unternehmen bei der Risikominimierung zu helfen. Maßnahmen zu risikomindernden Investitionen wie z.B. der Bau von Überschwemmungsschutzsystemen werden dabei häufig belohnt: Genauso viele gewähren in solchen Fällen Prämiennachlässe, und rund die Hälfte bietet reduzierte Selbstbehalte an.
Das Bewusstsein für Klimarisiken ist deutlich gestiegen. Versicherer gehen proaktiver vor, indem sie Unternehmen nicht nur zu Präventionsmaßnahmen ermutigen, sondern diese auch finanziell fördern. Die Versicherbarkeit hängt stark von der Branche ab: Besonders hoch ist der Einfluss der ESG-Kriterien bei Energieerzeugung, Abfallwirtschaft oder energieintensiven Industrien wie Stahl und Kunststoff“, so Studienautor Harald Ketzer. In anderen Sektoren wie der Landwirtschaft oder alternativen Energieformen wie Wasserstoff wird der Einfluss eher als moderat eingeschätzt.
Nachhaltigkeit in Produkte integrieren
Die Digitalisierung entwickelt sich zum entscheidenden Faktor in der Schadenbearbeitung. 100 Prozent der befragten Versicherer investieren in digitale Services, um die Schadenabwicklung effizienter und transparenter zu gestalten. Parametrische Versicherungen, die auf klar definierten Schadensparametern basieren, gewinnen immer mehr an Bedeutung – Künstliche Intelligenz in der Schadenabwicklung befindet sich hingegen noch in den Anfängen, bietet aber großes Potenzial für beschleunigte Prozesse.
Trotz der großen Herausforderungen gibt es erste vielversprechende Ansätze, um Nachhaltigkeitsaspekte in Versicherungsprodukte zu integrieren. So fördert der Großteil (80 Prozent) Reparaturen statt Neukauf, um Produktlebenszyklen zu verlängern. Die Hälfte bietet finanzielle Anreize für E-Mobilität, trotz der höheren Schadenkosten bei Elektrofahrzeugen.
Ein neuer Trend ist die sogenannte „Build-Back-Better“ Deckung, mit der ein Viertel der Versicherer die Dekarbonisierung der Wirtschaft unterstützt, indem sie die Mehrkosten für den Wiederaufbau mit geringerem Carbon-Footprint übernehmen.
Die Greco ESG-Umfrage 2024 basiert auf Interviews mit 16 führenden Versicherern in Österreich und Zentral- und Osteuropa. Sie untersucht, wie ESG-Kriterien in die Risikobewertung einfließen, welche nachhaltigen Produkte entstehen und welche Anforderungen Risiko- und Versicherungsberater erfüllen sollten. (Umar Choudry / www.bocquel-news.de)
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