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Big Bang für Riester: Ist diese Rente noch zu retten?

13. Mai 2019 - Anbieter, Vermittler und Kunden kritisieren den unverständlichen, bürokratischen, starren und teuren Rahmen, in dem das Riester-Sparen angeboten wird. Dabei wird das Ziel – Schließen der Rentenlücke – längst verfehlt. Und dass, obwohl die Idee eigentlich gut ist. Was müsste für mehr Akzeptanz verändert werden?

Das Riester-Sparen befindet sich seit geraumer Zeit im Sinkflug. Es leidet an verschiedenen Krankheiten, die unter anderem dazu führen, dass die Zahl der Verträge ebenso abnimmt wie die der beitragsfrei gestellten Verträge – das Bundesarbeitsministerium (www.bmas.de) spricht von 20 Prozent. Ist Riester noch zu retten? Dieser Frage geht eine Studie des DIA Deutschen Instituts für Altersvorsorge (www.dia-vorsorge.de) nach, die von der Berliner empirica AG (www.empirica-institut.de) durchgeführt und am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Die empirica-Analysten sind sich einig: Unter bestimmten Voraussetzungen ist die Riester-Rente noch zu retten.

Lange Liste von Veränderungen neuen Schwung der Riester-Rente 
Für die Studie „Revitalisierung der Riester-Rente“ wurden Anbieter, Vermittler, Verbraucher und Verbraucherschützer sowie Vertreter der Rentenversicherung nach ihren Ideen befragt, wie Riester vereinfacht und attraktiver gemacht werden könnte. Dabei kam laut Dr. Reiner Baum, Studienleiter von empirica, eine lange Liste zusammen, aus der sich einige zentrale Forderungen herauskristallisieren. Zum einen geht es darum, die Zahl der Zulagen-Rückforderungen zu minimieren, die für Unmut bei den Kunden und für enormen Aufwand bei den Anbietern sorgen. Dafür müsse die Fördersystematik angepasst werden, ist Baum sicher. „Es muss der Förderkreis auf alle Steuerpflichtige ausgeweitet und die Kinderzulage ans Alter der Kinder, nicht an den Bezug von Kindergeld gekoppelt werden, um unnötige Überprüfungen zu vermeiden“, erklärte er.

Zudem sollte die Zulagenprüfung vor der Auszahlung erfolgen - statt wie bisher nachträglich, was zu deutlich weniger Rückforderungen und Ärger führen würde. Schließlich wünschen sich Befragte die Obergrenze für den förderfähigen Betrag auf 4 Prozent der jeweils geltenden Beitragsbemessungsgrenze (BBG) zu dynamisieren, um tatsächlich die Rentenlücke schließen zu können. Die Grenze ist seit der Riester-Einführung bei 2.100 Euro eingefroren.

Wahlfreiheit bei Beitragsgarantie
Als wesentliche Neuerung schlage die Autoren der Studie eine Wahlfreiheit bei der Frage vor, ob Verbraucher eine nominale Beitragsgarantie wünschen oder nicht. Bei niedrigen Zinsen beeinträchtigen die Garantien die Sparleistung erheblich. Zwar solle die 100prozentige Beitragsgarantie der Standardfall bleiben; Kunden sollten aber wählen können, in welchem Maße sie darauf zugunsten der Rendite verzichten wollen, so die Studienautoren.

Beim Wohn-Riester wird vorgeschlagen, dass statt der ZfA Zentralen Zulagenstelle für Altersvermögen (www.zfa.deutsche-rentenversicherung-bund.de) die Anbieter direkt überprüfen, ob die Entnahmen förderschädlich sind oder nicht. Dagegen könnte nach Entnahme für Hausbau oder Wohnungskauf das Wohnförderkonto ausschließlich von der ZfA geführt werden.

Warum nicht den großen Wurf wagen?
Neben diesen – und vielen anderen – Vorschlägen zur Vereinfachung des gegenwärtigen Riester-Systems können sich die Studien-Autoren auch seine generelle „Revitalisierung“ vor allem dadurch vorstellen, dass es Zulagen nur noch für Geringverdiener gibt, und alle anderen nur noch durch die nachgelagerte – geringere – Besteuerung profitieren. Auch ein Teil-Obligatorium durch ein Opt-out-System oder eine einkommensunabhängige Zulage seien vorstellbar, wobei letzteres natürliche eine Verteilungsdebatte heraufbeschwören würde. Da es in der Vergangenheit schon viele kleinteilige „Verbesserungs“-Versuche beim Riestern gegeben habe, tendiert die Studie zu einem „Big Bang“, um möglichst viele Nachteile und Vorbehalte mit einem Mal auszuräumen.

Vermittler brauchen Hilfe
Vor allem Vermittler leiden unter der gegenwärtigen unübersichtlichen und ungeklärten Situation, erklärte DIA-Sprecher Klaus Morgensterin. Für eine vergleichsweise geringe Provision aufgrund geringer Durchschnittsbeiträge haben Makler einen überproportional hohen Beratungsaufwand, da es zu jährlichen Anpassungen und entsprechender Unsicherheit bei den Kunden kommt.

Der Anreiz Riester-Produkte anzubieten, ist entsprechend gering. Dazu kommt, dass es kaum noch Anbieter von Riester-Versicherungen und -Fondssparplänen gibt, da sich viele Versicherer wegen hoher Kosten und hohem Verwaltungsaufwand aus dem Geschäft zurückgezogen haben. Vor allem die jährliche Prüfung von Mindestbeitrag, Einkommen, Kindergeld und Beruf wirkt sich drastisch auf die Rendite aus. (Text und Foto Elke Pohl / www.bocquel-news.de)

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