20. September 2022 - Online-banking und -shopping sowie die digitale Organisation der persön-lichen Versicherungen und Investitionen sind längst Alltag. Aber nun ist das ‚Metaverse‘ als Vision der Tech-Branche in aller Munde. Das Internet wird zum drei-dimensionalen Raum. Ergo-Vorstand Mark Klein berichtete darüber beim Zukunftsforum.
Metaverse – allmählich setzt sich diese digitale Welt durch. 10 Milliarden US-Dollar hat der Internetriese ‚Meta‘ – ehemals Facebook – im vergangenen Jahr in die Entwicklung des ‚Metaverse‘ investiert. Das Thema ist Facebook-Gründer Mark Zuckerberg sogar so wichtig, dass er sein Unternehmen im Oktober 2021 in ‚Meta‘ umbenannte, denn das Metaversum soll der nächste große Durchbruch werden.
„Im Metaverse kann man die Inhalte nicht nur anschauen, sondern man befindet sich selbst mittendrin“, erklärte Mark Klein, Vorsitzender des Vorstandes Ergo Group AG und Chief Digital Officer der Ergo Digital Ventures AG (www.ergo.de) am Dienstag beim Zukunftsforum Assekuranz in Köln. Auch Facebook, unlängst in Meta umgetauft, arbeitet an der Entwicklung. Für Versicherungen und Finanzdienstleitungen birgt das Metaverse ganz neue Chancen und Herausforderungen.
Das Metaverse als digitale Parallelwelt?
Mark Klein verdeutlichte das so: Das Metaverse ist eine futuristische digitale Welt, die parallel zu unserer realen Welt existiert – kurz gesagt, ein Meta-Universum. In diesem können wir uns als Avatare genauso bewegen wie in der analogen Wirklichkeit: Das heißt, wir treffen und unterhalten uns dort mit anderen Menschen, wir kaufen ein, investieren zum Beispiel in Grundstücke oder Immobilien, spielen Spiele und vieles mehr. Reale und virtuelle Welt verschmelzen. Künftig werden wir immer mehr Möglichkeiten haben, uns mithilfe von unterschiedlichen digitalen Tools gemeinsam mit anderen in virtuellen Räumen zu bewegen.
„Vor gut einem Jahr sind wir bei Ergo Digital Ventures von zweidimensionalen Remote-Meetings zu dreidimensionalen gewechselt. Wir konferieren mittels der Software ‚Arthur‘ und starten erst, wenn die VR-Brille aufgesetzt und jeder mit seinem Avatar dem Meeting beigetreten ist. Für alle Bereichsleiter sind die 3D-Konferenzen seitdem Alltag. Wir haben uns vorgenommen, die Meetings mindestens ein Jahr lang virtuell abzuhalten – und Startschwierigkeiten bewusst auszuhalten. Unser Ziel war es, einen ernsthaften Versuch zu starten, der über das bloße Ausprobieren hinausgeht. Wir sind bereits gestartet, als das Metaverse noch kein die Medien beherrschendes Buzzword war“, sagte CDO Klein.
Zum Metaverse und seinem Potenzial erklärte Mark Klein: „Die Kollegen unseres VR Competence Center in Berlin sind regelmäßig mit ihren Avataren in den 3D-Welten von Decentralland oder Sandbox unterwegs.“
Bei ‚Decentraland‘ handelt es sich um eine dezentralisierte 3D-Plattform für virtuelle Realität, die aus 90.601 Parzellen virtuellen Landes besteht. Virtuelle Immobilien in Decentraland sind sogenannte NFTs, die mit der Kryptowährung „MANA“ gekauft werden können, welche auf der Ethereum-Blockchain basiert. – Und Avantar: Als Avatar wird oft das Profilbild in sozialen Netzwerken, sowie Foren und Blogs verstanden. Dabei ist dem Nutzer selbst überlassen, ob er ein echtes Foto, oder eine andere grafische Darstellung als Avatar verwenden möchte.
Mark Klein fuhr beim Zukunftsforum Assekuranz fort mit seinem Ausflug ins Metaversum: „Neulich nahmen mich meine Kollegen*innen mit zu einem Verkaufsevent einer bekannten Elektronikmarke. Allerdings standen wir dann fast allein vor den verschlossenen Türen des ‚Megastores‘. Neben uns lediglich ein weiterer Avatar. Warum der Store geschlossen sei, fragten wir ihn. Weil die nächste Veranstaltung erst in zwei Tagen stattfinde, war seine Antwort.“
Warum das Metaverse viel mehr ist als Second Life
Dennoch, das ist unzweifelhaft eine neue Dimension. Beim Surfen andere Besucher zu treffen, mit ihnen zu sprechen und ihre originale, menschliche Stimme zu hören. All das funktioniert bereits recht flüssig und ohne große Verzögerungen. Bei einem Event zwei Tage später legte ein DJ auf, der Saal war voller Avatare aus aller Welt. Ein Sportmodehersteller bot T-Shirts und Sporthosen für uns echte Menschen – und gleichzeitig für unsere Avatare – an.
„Analog oder digital?“ - Beide Welten verschmelzen
„Damit sind wir bei der entscheidenden Differenzierung vom Metaverse zu Second Life“, erklärte Mark Klein. Das 3D-Universum von 2003 war demnach ein digitaler Spielplatz, den analoge Menschen ab und zu besuchten. Das Metaverse - 20 Jahre später - aber könnte ein fester Bestandteil unseres Alltags werden. Die Trennlinien zwischen digital und analog verschwimmen immer stärker. Wir werden immer öfter zwischen den Welten wandeln.“
Schon heute spüre man, wie die reale und die virtuelle Welt ineinandergreifen. „Wir bei Ergo richten uns seit Jahren auf den hybriden Kunden aus. An jedem Kontaktpunkt sollen die Erlebnisse identisch und miteinander vernetzt sein. Schauen Sie sich an, wie die Generation Z einkauft: Präsenzstores sind für diese Generation nach wie vor wichtig, aber der Einkaufsprozess selbst ist im höchsten Maße hybride. Einmal die Schwelle zum Store übertreten, ist das Smartphone ein fester Bestandteil des analog-digitalen Shopping-Erlebnisses.“
Man könne beobachten, dass das Hybride immer normaler wird, beispielweise bei Kindern und wie sie Computerspiele spielen.
„Virtual Reality“ kurz ‚VR‘ ist heute immer noch ein Thema für Early Adapter. Eine qualitativ hochwertige VR-Brille kostet immer noch zwischen 400 und 500 Euro. „Die wenigsten haben eine solche Brille zu Hause. Aber die Nutzerzahlen steigen, und der Hype um das Metaverse wird den Trend beschleunigen“, sagte Mark Klein.
Schon seit 2020 befasst sich das VR Competence Center von Ergo Digital Ventures mit der industriellen Nutzung dieser Technologien. „Mein Ziel ist es, dass unter den ersten 3D-Versicherungsagenturen auch eine von Ergo sein wird. Aber wer nur in virtuellen Räumen denkt, der unterschätzt den Mehrwert des Metaverse. Wenn wir uns mit Freunden zu virtuellen DJ-Sets verabreden, wenn wir mit Kryptowährung in Stores shoppen, wenn wir digitale Kunst handeln und Geschäfte machen, dann entstehen Werte, die mehr benötigen könnten als einen virtuellen Store.“
Mark Klein: „In diesen Dimensionen müssen wir denken. Wer hier gute Ideen entwickelt, der könnte in einem Markt, der laut Morgen Stanley acht-Billionen-Dollar groß werden könnte, sehr erfolgreich werden.“
VR-Sales-Training verbindet zwei Welten miteinander
„Schon heute sehen wir den Mehrwert von 3D-Anwendungen. Zusammen mit der Ergo Vertriebsakademie haben unsere VR-Experten ein Sales-Training entwickelt. Vermittler lernen hier, wie man Kundengespräche führt. Dazu werden Gespräche mit verschiedenen Kundentypen simuliert. Ein virtueller Coach gibt dabei Tipps zur Gesprächsführung und berät den Vermittler“, fasst Mark Klein zusammen.
Spezieller Mehrwert für Vermittler*innen
Der Mehrwert bestehe darin, dass zwei analoge Erlebniswelten in einer virtuellen Welt zusammengeführt werden. Vermittler lernen entweder beim Kunden direkt, im echten Gespräch – dann allerdings ist selten ein Trainer dabei oder sie sind in Trainings mit Kolleginnen und Kollegen. Das schwierigste – so berichten Trainer – ist es, Kundengespräche authentisch zu simulieren.
Und der Ergo-CDO sagt: „Wir haben uns bei Ergo dazu entschieden, weiter mit den VR-Brillen zu arbeiten. Ursprünglich wollten wir unser Projekt nach einem Jahr beenden. Nun haben wir die vielen Vorteile, die uns VR-Meetings bieten, kennengelernt und freuen uns weiter zu lernen und die erlangten Erkenntnisse in andere Bereiche der Versicherung zu übertragen, um damit echten Mehrwert für Kunden und ebenso unsere Mitarbeiter zu schaffen.
Das Metaverse als Chance für Versicherungsunternehmen
Zu den starken Treibern der Vision Metaversum gehört die Corona-Pandemie. Weil Menschen auf der ganzen Welt plötzlich viel digitaler leben als jemals zuvor, wurden hier ungeahnte Möglichkeiten entdeckt. Vielen war bis dahin gar nicht klar, was in der digitalen Welt bereits alles machbar ist. So hat das Metaverse nun große Chancen, von der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Hier ergeben sich auch für Versicherungen neue Chancen.
Kunden und Vermittler könnten sich etwa für Beratungsgespräche im Metaverse treffen. Zudem entstehen im Metaversum ganz neue Risiken, die es abzusichern gilt und neue Versicherungslösungen notwendig machen. So erhalten die User etwa bei jedem Kauf virtueller Währungen und digitaler Vermögenswerte einen Nachweis, zum Beispiel in Form eines Tokens. Hier besteht die Gefahr von Hackerangriffen auf digitale Vermögenswerte.
Um Risiken im Metaverse zu analysieren und entsprechende Prämien auszuarbeiten, werden Versicherungsunternehmen mit riesigen Datenmengen arbeiten müssen. Dabei helfen künftig künstliche Intelligenz und Data Analytics. (Mark Klein/ -el / www.bocquel-news.de)
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