30. September 2013 - Von vielen Akteuren in der Alterversorgung wird unisono bemängelt: Der Bürger hat keine zentrale Übersicht, wie es tatsächlich um seine Altersvorsorge steht. Das Sozialministerium signalisierte jetzt, den Weg zur jährlichen Zentralinformation zu ebnen.
Wer von der arbeitenden Bevölkerung weiß schon, wie viel Rente er - auf Euro und Cents genau - eines Tages beim Eintritt in den Ruhestand erhalten wird? Um Informationen um die bAV betriebliche Altersvorsorge ist es auch nicht besser bestellt. Das Informationsdefizit ist schwer zu knacken. Bahnt sich jetzt eventuell eine willkommene, neue Auskunftsregelung an? "Wir prüfen, was wir hier verbessern können", sagte der zuständige Abteilungsleiter im BMAS Bundesministerium für Arbeit und Soziales (www.bmas.de), Christian Luft, auf der Herbsttagung der aba Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersvorsorge in Berlin. Da gebe es sicherlich zunächst eine ganze Reihe von Problemen wie auch Fragen des Datenschutzes zu lösen, aber „wir sollten die Informationen bereitstellen", sagte Luft. Im Moment sei noch völlig offen, wie die neue Koalitionsregierung aussehen werde. Klar sei aber, dass alle möglichen Koalitionspartner sich zu dem Drei-Säulen-System der Altersvorsorge bekennen würden.
Eine entsprechend neue Informationsplattform sei keine leichte Aufgabe, machte der Sozialforscher Dr. Klaus Kortmann (Foto: TNS-Infratest) von TNS Infratest Sozialforschung deutlich. Derzeit werde nur gut jeder Zweite bAV-Zusatzversicherte einmal im Jahr über seinen Stand unterrichtet. Und die bis zu zwölf Seiten umfassenden Dokumente wiesen nicht nur eine unterschiedliche Gestaltung, sondern auch unterschiedliche Kennziffern auf. Hier müssten erst einmal einheitliche Standards gesetzt werden. Aber letztlich forderte auch Kortmann wie schon seit längeren der GDV Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (www.gdv.de) eine einheitliche Informationsplattform
Aba fordert bessere Rahmenbedingungen für die bAV
Aba-Vorstandsvorsitzender Heribert Karch (Foto rechts: brs) sprach sich angesichts des anhaltenden Niedrigzinsumfelds für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für die betriebliche Altersversorgung aus. "Die Belastung von Betriebsrenten-Leistungen mit vollen Kranken- und Pflegeversicherungs-Beiträgen muss wieder rückgängig gemacht werden", forderte Karch. "Für ein robustes Renten-System ist die Stärkung der betrieblichen Altersversorgung in Deutschland eine Schicksalsfrage", sagte Karch auf der aba-Herbsttagung. Bei der bAV müsse ein Verständnis erzeugt werden von "must have" und nicht "nice to have". Karch verlangte einen runden Tisch mit den Tarifpartnern, um Möglichkeiten zur Stärkung der bAV auszuloten. Eine klare Absage erteilte er Überlegungen, die erste Säule der Altersvorsorge, die gesetzliche Rentenversicherung, weiter zu stärken. Auch das Modell einer Bürgerversicherung helfe nicht weiter.
In der bAV steckt noch viel Potenzial
bAV-Rentenbezieher |
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in Prozent % |
2003 |
2011 |
65 Jahre und älter |
20 |
21 |
Männer |
38 |
37 |
Frauen |
8 |
10 |
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in Euro € |
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Männer |
458 |
560 |
Frauen |
186 |
202 |
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in Prozent % |
2001 |
2011 |
Privatwirtschaft |
38 |
50 |
Männer |
39 |
51 |
Frauen |
33 |
46 |
Gesamtwirtschaft* |
52 |
60 |
Männer |
52 |
59 |
Frauen |
59 |
60 |
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*inklusive Öffentlicher Dienst (Frauenanteil 2/3) |
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Quelle: TNS Infratest |
Nach den von TNS Infratest erhobenen Daten steckt noch viel Potenzial in einer Ausweitung der bAV. Von den Rentnern im Jahr 2011 hätten lediglich 21 Prozent (Männer: 37, Frauen 10 Prozent) eine Zusatzversorgung über die bAV. Dabei hinken die neuen Bundesländer mit großem Abstand hinterher. "Der Ostrentner hat heute so gut wie keine bAV", sagte Kortmann. Und wenn sie doch jemand habe, dann handele es sich meistens um Zuzüge aus dem Westen. Die Höhe der Betriebsrente lag 2011 bei Männern bei 560 (2003: 458) Euro und bei Frauen bei 202 (186) Euro.
Deutlich besser sieht es beiden Anwartschaften (Altergruppe 25 bis unter 65 Jahre) aus. In der Privatwirtschaft hatte 2011 jeder zweite Arbeitnehmer eine bAV. Zehn Jahre zuvor hatte der Anteil noch bei 38 Prozent gelegen. Allerdings zeigt sich bei näherer Betrachtung, dass der Aufholbedarf in den neuen Bundesländern nach wie vor sehr hoch ist. Im Durchschnitt werden in der bAV Monatbeiträge von 158 (Männer: 171, Frauen: 135) Euro zurückgelegt. (brs / www.bocquel-news.de)
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