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Konzepte und Kriterien

Reißt Solvency II ein Loch von 10 Milliarden Euro?

10. Februar 2014 - Mehr als 10 Milliarden Euro werden den deutschen Versicherern in den nächsten Jahren mit Einführung von Solvency II fehlen, mutmaßt Versicherungsaufsicht-Chef Felix Hufeld. Eine Modellrechnung der BaFin im Spätsommer soll genaue Summen ermitteln.

Felix Hufeld Wegen der für den 1. Januar 2016 geplanten Einführung des Regelwerks "Solvency II" sehen sich die Versicherer hierzulande immer stärker werdendem Druck ausgesetzt. In einem Interview mit der Börsen-Zeitung (www.boersen-zeitung.de) in der vergangenen Woche machte Felix Hufeld (Foto: BaFin), Exekutivdirektor der Versicherungsaufsicht, deutlich, dass deutsche Versicherer wegen härterer Regeln durch Solvency II ihre Kapitaldecke in den kommenden zwei Jahren um mehr als 10 Milliarden Euro aufstocken müssten. Und auch wenn das realisiert werde, sei danach noch lange nicht Schluss. "Solvency II ist jetzt Realität, und ‚toter Mann spielen' ist keine Option - für niemand."

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs-Aufsicht BaFin (www.bafin.de) werde im Spätsommer in einer Modellrechnung ermitteln, um welche Summen es hier genau gehen könnte, sagte Hufeld der Zeitung. Nach der geplanten Solvency-II-Einführung ab 1. Januar 2016 müssten die Versicherer ihre Kapitaldecke jedes Jahr um weitere 3 bis 5 Milliarden Euro aufstocken.

Gut auf Solvency II vorbereitet?
"Wir haben nicht den Eindruck, dass signifikante Teile der Branche den Weckruf nicht gehört hätten", sagte Hufeld, doch insgesamt seien die deutschen Versicherer inzwischen gut auf Solvency II vorbereitet. Mehr als zehn Jahre wird auf europäischer Ebene an den grundlegenden Anforderungen für Solvency II gearbeitet und stärker am Risiko der Kapitalanlagen ausgerichtet. Das führe zu tiefgreifenden Veränderungen in der Branche. "Bei den Lebensversicherern ist es ein Katalysator für ein stärker ausdifferenziertes Produktangebot. Das wird von Solvency II geradezu erzwungen", betonte Hufeld im Gespräch mit Journalisten.

Aufbau und Gesetzgebung
Die Aufsichtsbehörde für Finanzdienstleistung formuliert: Solvency II ist das derzeit wichtigste Projekt im Bereich der Versicherungsaufsicht auf EU-Ebene. Die Solvency II-Richtlinie hat die Hauptziele, den Versichertenschutz zu stärken, einheitliche Wettbewerbsstandards im Versicherungssektor des europäischen Binnenmarktes zu schaffen und damit eine weitgehend einheitliche Aufsichtspraxis in Europa zu gewährleisten (Richtlinie 2009/138/EG, Erwägungsgrund 3 und Artikel 27).


Allgemein wird das neue Aufsichtssystem Solvency II in drei Säulen unterteilt. Im Internet unter www.bafin.de/aufbau_solvency2 stehen Details dazu.

Felix Hufeld sagte außerdem, dass die Aufsicht es aber nicht auf eine Konsolidierung unter den vielfach kleinen Lebensversicherern abgesehen habe. Denkbar wäre es aber trotzdem, dass der eine oder andere Versicherer abgewickelt werde, was bisher als Tabu galt. Hufeld: "Marktaustritte müssen möglich sein." Er, Hufeld, sehe es nicht als Aufgabe der BaFin an, das mögliche Scheitern zu verhindern, sondern es für die Betroffenen schonend zu gestalten.

Eine geringere Ausschüttung der Bewertungsreserven, zu der der Gesetzgeber die Versicherer nach einem höchstrichterlichen Urteil gezwungen hatte, machte sich Hufeld in dem Börsen-Zeitung-Interview ebenfalls stark. Doch bei festverzinslichen Wertpapieren müssten die Lebensversicherer Gewinne ausschütten, die „nur auf dem Papier stehen und sich bis zum Laufzeitende wieder in Luft auflösen".

Allein im vergangenen Jahr hat die Branche laut Hufeld um die 3 Milliarden Euro an Bewertungsreserven ausgeschüttet. Das sei auf das niedrige Zinsniveau zurückzuführen. "Das stellt eine extraordinäre Belastung für die Branche dar", sagte Hufeld. Die Bundesregierung arbeite jedoch bereits an einem Gesetz, das die Regelung teilweise wieder zurücknehmen soll. (-el / www.bocquel-news.de)

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