16. September 2013 - Gegen die Pläne der Versicherungswirtschaft, die Provisionen für den Vertrieb von Lebensversicherungen durch den Gesetzgeber begrenzen zu lassen, regt sich immer mehr Widerstand. Jetzt haben sich die größten Vermittlerpools zusammengetan.
Bekanntlich erkundet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV - www.gdv.de) seit Mitte August die Meinung der Lebensversicherer über eine Provisionsdeckelung. In der Diskussion ist eine Begrenzung der Provisionen für Vermittler auf 35 bis 40 Promille der Beitragssumme bei einer Stornohaftungszeit von zehn Jahren. Alternativ wird eine Begrenzung auf 20 bis 25 Promille während einer fünfjährigen Stornohaftungszeit und die Auszahlung von weiteren 20 Promille während der restlichen Vertragslaufzeit diskutiert.
Dagegen ist der Widerstand der Vermittlerbranche entbrannt. Der AfW-Bundesverband Finanzdienstleistung e.V. (www.afw-verband.de) will dem Ganzen eine Richtung geben und hatte deshalb Geschäftsführer und Vorstände von Maklerpools am 11. September nach Berlin eingeladen.
Die Teilnehmer unterstrichen einhellig die Unabhängigkeit der Versicherungsmakler von den Versicherungsgesellschaften und verwahrten sich gegen Bestrebungen, diese Unabhängigkeit anzutasten. Weiter betonten sie ausdrücklich die Relevanz der Maklerschaft für den deutschen Versicherungsmarkt. Das Treffen mündete in der Verabschiedung der „Berliner Erklärung". Unterzeichner sind BCA AG, Fonds Finanz GmbH, Wifo GmbH, Infinus AG, Jung, DMS & Cie. AG, Netfonds AG, Aruna AG, blau direkt GmbH & Co. KG, maxpool GmbH, germanBroker.net AG, monad GmbH, Status GmbH und Apella AG sowie der AfW.
Die Berliner Erklärung
„Die unterzeichnenden Pools erklären:
- Wir sprechen uns für frei verhandelbare Vergütungen in der Lebensversicherung aus. Die Branche steht dem Verbraucher gegenüber in der Verantwortung und ist in der Lage, ihre Vergütungsmodelle selbst zu regeln - und dies ohne kartellrechtlich bedenkliche Absprachen.
- Wir sprechen uns für eine Erweiterung der Kostendiskussion auf die Gesamtkosten in privaten Altersvorsorgeprodukten aus. Eine Einschränkung der Diskussion auf einzelne Kostenarten (wie die Abschlussprovision) trägt dem Interesse der Verbraucher nicht ausreichend Rechnung. Kostenersparnisse müssen vollumfänglich beim Verbraucher ankommen. Jede Initiative muss dies verbindlich sicherstellen.
- Wir sprechen uns für unabhängige und qualitativ hochwertige Verbraucherberatung aus. Sie ist Voraussetzung für eine Altersvorsorge aller Bevölkerungsschichten.
- Wir sprechen uns für den Berufsstand des unabhängigen Versicherungsmaklers aus, der im ausschließlichen Interesse seiner Kunden handelt und hierfür angemessen vergütet werden muss. Im Versicherungsvertrieb führen steigende Anforderungen durch Regulierung und Administration zu höheren Kosten. Während Versicherungsmakler diese Kosten selbst tragen müssen, werden abhängige Versicherungsvertreter durch Ausschließlichkeitsorganisationen der Versicherer subventioniert.
- Wir sehen unsere Aufgabe darin, die Unabhängigkeit des Versicherungsmaklers zu garantieren und ihn mit unserer Tätigkeit wettbewerbsfähig zu halten. 94 Prozent der Versicherungsmakler sind in Maklerpools organisiert. Daher setzen wir uns für die Interessen des unabhängigen Vertriebs ein."
Ablehnung auch vom BVK
Auch der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute e.V. (www.bvk.de) hatte sich bereits am 20. August gegen die Pläne des GDV ausgesprochen. „Nach der Provisionsdeckelung in der PKV letztes Jahr ist das ein weiterer Sündenfall der Versicherer, gegen den wir mit aller Macht kämpfen werden", kritisiert Michael H. Heinz (Foto) die GDV-Pläne. „Im Interesse aller BVK-Mitglieder werden wir uns eine weitere Begrenzung unserer Verdienste nicht gefallen lassen. Das Risiko der Kapitalmärkte und der staatlich verordneten Niedrigzinsphase, die die Rentabilität der Lebensversicherung schmälern, würden damit auf die Schultern tausender Vermittlerbetriebe abgewälzt. Das ist nicht hinnehmbar und widerspricht den Grundsätzen der sozialen Marktwirtschaft."
Hintergrund Kostendämpfung
Auch wenn der GDV den Eindruck zu erwecken versucht, mit der Provisionsdeckelung Kritikern des Provisionsvertriebs etwas den Wind aus den Segeln nehmen zu wollen, so sind die wahren Gründe andere. Die Lebensversicherer sitzen in der Kostenfalle. Bei den Verwaltungskosten sind die Sparpotenziale so gut wie ausgequetscht, die Vertriebskosten sind jedoch weiter gewachsen. Nach einer Untersuchung des Beratungsunternehmens Oliver Wyman (www.oliverwyman.de) wuchsen sie in den vergangenen zehn Jahren um rund 13 Prozent und machen inzwischen knapp 60 Prozent der gesamten Betriebskosten der Lebensversicherer aus. Weil die Kapitalerträge immer geringer werden und kaum noch für die Erfüllung der Garantieversprechen reichen, müssen andere Sparquellen her. Eine davon ist die Kürzung der Vertriebsprovisionen. (hp / www.bocquel-news.de)
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