13. Oktober 2014 - 26,4 Millionen Fahrzeughalter haben einen Schutzbrief bei deutschen Versicherungsunternehmen abgeschlossen. Rund 700.000-mal im Jahr organisieren die Assisteure der Versicherer Hilfe bei Panne oder Unfall. Wichtig ist dieser Schutz eigentlich nicht.
Versichert sein muss, was die wirtschaftliche Existenz ruiniert, versichert sein sollte, was im Ernstfall richtig teuer werden kann, nicht versichert werden muss, was man auch allein bezahlen kann. So lautet die Faustformel für guten Versicherungsschutz. So betrachtet ist ein Autoschutzbrief so überflüssig wie eine Glasversicherung oder eine Reparaturversicherung fürs Handy. Wer nach einer Panne oder einem Unfall einen Abschleppdienst braucht, unterwegs eine Hotelunterkunft buchen, ein Bahnticket kaufen oder einen Leihwagen mieten muss, bekommt das mit Sicherheit auch ohne Assisteure von der Versicherung hin. Auch sonstige scheinbar praktische Hilfestellungen, wie der Ersatzteilversand ins Ausland ist bestenfalls nützlich für Fahrer von absoluten Exoten. Der Krankenrücktransport als Schutzbriefleistung ist überflüssig, denn wer ins Ausland reist, sollte ohnehin eine Auslandsreiskrankenversicherung abgeschlossen haben, die mehr leistet als nur den Krankenrücktransport. Allenfalls Familien, die mit kleinen Kindern unterwegs sind, könnte man einen Autoschutzbrief empfehlen, wegen des Begleitservices auf der Rückfahrt, falls die Eltern schwer verletzt sind.
Dass dieses Risiko auf 26,4 Millionen Deutsche zutrifft, ist eher unwahrscheinlich. Aber genau so viele Fahrzeughalter haben nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (www.gdv.de) bei deutschen Versicherern einen Autoschutzbrief abgeschlossen. Der GDV hat es sich neuerdings angewöhnt, vor jedem Ferienbeginn die Vorteile des Autoschutzbriefs zu preisen, er tat es bereits im Sommer, wie auch jetzt wieder vor Beginn der Herbstferien. Nach dem Motto „Tu Gutes und rede darüber", das der neuen Kommunikationsstrategie der Versicherer-Lobby zugrunde liegt, listet der GDV auf, dass die Versicherten allein in den Monaten Juni bis August 2014 knapp 200.000-mal Schutzbriefleistungen in Anspruch nahmen und die Versicherer dafür 29 Millionen Euro berappten. Rund 700.000-mal jährlich organisieren die Assisteure der Versicherer Unfall- oder Pannenhilfe. Die Entschädigungsleitung liege im Schnitt bei 102 Millionen Euro jährlich.
Gerade im Ausland sei es oft schwierig, schnelle Hilfe zu organisieren, argumentiert der Verband. Zudem seien viele Leistungen speziell auf den Auslandsaufenthalt zugeschnitten, wie der Fahrzeugrücktransport. oder der Personenrücktransport. Allein im Sommer dieses Jahres hätten die Kfz-Versicherer 4.021 Fahrzeuge zurück an ihren Heimatort gebracht.
Nützlich ist ein Autoschutzbrief natürlich, denn er trägt zur Beruhigung der Versicherten bei. Nützlich ist er aber auch für die Kfz-Versicherer. Denn den Leistungen von 102 Millionen Euro pro Jahr stehen Beitragseinnahmen in Höhe von 175 Millionen Euro (2013) gegenüber. Angesichts der defizitären Lage der Kfz-Versicherer mit einer Kostenquote über 100 Prozent, könnten sie eine Belebung des profitablen Schutzbriefgeschäfts gut gebrauchen.
Gut fürs Image der Versicherer ist die Schutzbriefversicherung allemal. Denn es sind keine zufriedeneren und dankbareren Kunden vorstellbar, als Autofahrer, denen in der Not geholfen wurde. (hp / www.bocque-news.de)
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