28. Oktober 2013 - Fast täglich rufen in Deutschland Firmen Produkte zurück, um Verbraucher vor möglichen Gefahren zu schützen. Den Herstellern entstehen dadurch hohe finanzielle Schäden. Ein neuer Internetservice hilft den Unternehmen, die Schadenhöhe zu kalkulieren.
Als Reaktion auf zunehmende Fälle von Produktrückrufen und deren finanzielle Auswirkungen für Hersteller, Händler und Importeure von Lebensmitteln und Getränken in den USA und Europa hat die American International Group Inc. (www.aig.de) den webbasierten Service „Novi" eingeführt. „Novi" soll Unternehmen helfen, die Kosten von Rückrufen einzuschätzen. Außerdem hat AIG die verfügbaren Deckungssummen bei Produktmangel auf 35 Millionen US-Dollar aufgestockt.
Nach einer Untersuchung von Daten des US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) und des Europäischen Schnellwarnsystems für Lebensmittel und Futtermittel (Rapid Alert System for Food and Feed, RASFF) erfolgen in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie in den USA pro Woche im Schnitt 30 Produktrückrufe der Klassen I und II. In Europa kommt es wöchentlich zu durchschnittlich 22 Produktrückrufen. Zu den Folgekosten eines Produktmangels mit Rückruf gehören Ersetzungs- und Vernichtungskosten sowie entgangener Gewinn infolge von Werksschließungen, behördlichen Eingriffen und Markenschädigung.
AIG bietet Unternehmen der Lebensmittel- und Getränkebranche mit dem webbasierten Service „Novi" eine Möglichkeit, den voraussichtlichen maximalen Rückrufverlust im Falle eines Produktmangels zu veranschlagen. Dieser kostenfrei und vertraulich zur Verfügung gestellte Service kann von qualifizierten Lebensmittel- und Getränkeherstellern in sechs Sprachen und in elf Ländern genutzt werden: USA, Großbritannien/Nordirland, Deutschland, Österreich, Belgien, Kanada, Dänemark, Italien, Niederlande, Spanien und Schweiz. Es kann im Internet unter www.aig.de/novi. abgerufen werden.
Kosten können in die Millionen gehen
Der Rückrufkostenrechner soll den betroffenen Unternehmen erlauben, die Gesamtkostenbelastung zu ermitteln. Denn neben den unmittelbaren Kosten für den Rückruf der Waren können weitere Kosten in Millionenhöhe entstehen, die unter anderem mit der Einhaltung von Vorschriften, entgangenen Gewinnen, Dekontamination und längeren Fabrikationsverzögerungen zusammenhängen. Die Kontamination von Inhaltsstoffen kann besonders kostspielig sein und sich bei den heutigen globalen Lieferketten auch auf jene auswirken, die sich für nicht gefährdet halten.
Die langfristige Markenschädigung einer ganzen Produktkategorie könne sich bei angeschlagenem Ruf über einen längeren Zeitraum hinweg auf den Gewinn auswirken, argumentiert AIG. Der Versicherer ist überzeugt, dass betroffen Unternehmen umso fundiertere Entscheidungen darüber treffen können, wie sie ihre Kunden, ihre Lieferkette und ihr Endresultat schützen können, je besser sie die potenzielle Risikoexposition verstehen.
Rückrufkostenversicherung wenig verbreitet
Rechtliche Grundlage für den Produktrückruf ist in Deutschland das Gesetz über technische Arbeitsmittel und Verbraucherprodukte (Geräte- und Produktsicherheitsgesetz) vom 1. Mai 2005. Versichern können Unternehmen das Risiko mit der Rückrufkostenversicherung. Sie deckt die Kosten für den Rückruf durch das Unternehmen ab, aber auch solche Kosten, die dadurch entstehen, dass staatliche Behörden das Unternehmen zu entsprechenden Handlungen verpflichten. In der Europäischen Union existiert das Schnellwarnsystem Rapid Exchange of Information System (Rapex) für alle gefährlichen Konsumgüter, ausgenommen Lebensmittel. Obwohl Deutschland in Europa bei Rückrufen einen Spitzenplatz einnimmt, ist die Rückrufkostenversicherung wenig verbreitet. Eine Ausnahmen bilden lediglich die Kfz-Hersteller. (hp / www.bocquel-news.de)
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