13. September 2012 - Die deutschen Lebensversicherer sehen nach wie vor gute Chancen für ihr Geschäftsmodell, insbesondere für den Verkauf von Garantieprodukten. Dafür verlangen sie aber bessere politische und rechtliche Rahmenbedingungen.
Dies ergab die Studie „Lebensversicherung 2.0 - Perspektiven und Herausforderungen", die vom Rückversicherer RGA International Reinsurance Company Ltd., Niederlassung Deutschland, (www.rgare.com), der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft B&W Deloitte GmbH (www.deloitte.de) und dem Institut für Versicherungswissenschaften, Leipzig GmbH (IfVW - www.ifvw.de) durchgeführt und am 10. September in Köln vorgestellt wurde. Im Rahmen der Konferenz „Lebensversicherung 2.0" diskutierten Branchenteilnehmer über die Möglichkeiten, die Lebensversicherung als zentrales Element der Altersversorgung in Deutschland zu erhalten.
Fünf große Herausforderungen
Als entscheidende Faktoren für ihre Zukunft betrachten die Teilnehmer mit großem Abstand die Volatilität der Kapitalmärkte bzw. das Niedrigzinsniveau sowie die Ausgestaltung von Solvency II. Mehr als zwei Drittel der Versicherer halten darüber hinaus die Vertriebseffizienz, Prozesseffizienz und Transparenzmaßnahmen für wichtige Kriterien.
Was die Lebensversicherer vom verlangen
Zwar loben viele Versicherer das klare Bekenntnis der Politik zur privaten Altersvorsorge, dem sie auch durch die Förderung bestimmter Produkte Ausdruck verleiht. Im Detail müsse die Politik jedoch bessere und in sich stimmige Bedingungen schaffen, damit Lebensversicherungsprodukte attraktiv bleiben.
- Weniger staatliche Einmischung. Sie bemängeln z. B. die unterschiedliche Behandlung der Lebensversicherer, insbesondere gegenüber Fondsanbietern, rückwirkende Gerichtsurteile oder auch die hohe Veränderungsdynamik in der Gesetzgebung. Überregulierung, Bürokratie und das Festlegen von Rahmenbedingungen, etwa Beteiligung an Bewertungsreserven, erschwerten das Handeln der Lebensversicherer", so Bharat Bhayani, Partner der Actuarial & Insurance Services bei Deloitte.
- Sicheren Rechtsrahmen für langfristige Garantien. Langfristig finanzierbare Garantien werden auf Dauer den hohen Kapitalanforderungen unter Solvency II nicht standhalten. Auch rückwirkende Gerichtsentscheidungen führen zu Rechtsunsicherheit, was den Unternehmen eine langfristige Planungssicherheit entzieht. Somit sehen 92 Prozent Verbesserungsbedarf sowohl bei den politischen als auch bei den rechtlichen Rahmenbedingungen für langfristig finanzierbare Garantien.
Anpassung des Geschäftsmodells über die Produktgestaltung. Die Risikobereitschaft der Versicherer geht zurück. „So gehen wir davon aus, dass wir in fünf Jahren neue Produkte am Markt sehen werden: Abschnittsgarantien beispielsweise werden dann bei der Gestaltung von Garantieprodukten eine große Rolle spielen - damit begegnen die Versicherer sowohl den niedrigen und volatilen Zinsen als auch der Notwendigkeit, ihre Kapitalkosten unter Solvency II zu optimieren", so Klaus Mattar, Hauptbevollmächtigter der deutschen Niederlassung der RGA.
- Absenkung der Überschussbeteiligung. Das sei nur vernünftig und entspreche in einem
schon länger andauernden Niedrigzinsumfeld einer verantwortungsvollen Unternehmenspolitik, die notwendig ist, um eine langfristig stabile Alterssicherung der Lebensversicherten zu gewährleisten, so Fred Wagner, Direktor des IfVW.
- Transparenz und Verbraucherschutz. Die Versicherer fühlen sich stärker in der Pflicht als bisher, haben aber kein einheitliches Meinungsbild. Die Mehrheit ist für eine Verbesserung der Transparenz bei Lebensversicherungen und verlangt vom Gesetzgeber dafür einheitliche und unternehmensübergreifende Standards. Sie erwarten aber auch, dass sich Transparenz und Verbraucherschutz auf die Vertriebs- und Vergütungsmodelle auswirken werden.
Fazit: Die Kernbotschaften der in „Lebensversicherung 2.0" befragten Versicherer sind eindeutig: Die Politik muss die Rahmenbedingungen schaffen und verbessern, damit die Lebensversicherer die Herausforderungen durch die Volatilität der Märkte, durch Solvency II und andere gesetzliche Entwicklungen annehmen und bewältigen können. Sie bekennen sich darüber hinaus zur Notwendigkeit, mehr Transparenz zu schaffen - nur so wird der Verbraucher eine bessere Urteilskraft und stärkere Eigeninitiative für die private Altersvorsorge entwickeln können. (hp / www.bocquel-news.de)
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