21. November 2013 - Mehr als jeder vierte junge Berufstätige hofft, von einer Erbschaft zu profitieren. Wer sich im Vertrauen darauf die eigene Vorsorge erspart, kann arg enttäuscht werden. Denn die Erblasser brauchen ihr Vermögen selber und vor allem immer länger.
27 Prozent der Berufstätigen im Alter zwischen 16 und 29 Jahren rechnet damit, für die eigenen Altersvorsorge von einer Erbschaft zu profitieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach (www.ifd-allensbach.de) im Auftrag der Postbank (www.postbank.de). Von den 30- bis 49-Jährigen erwarten 26 Prozent ein Erbe von erheblichem Umfang, von den Befragten, die 50 Jahre und älter sind, lediglich zwölf Prozent. Das steht in erheblichem Widerspruch zur bisherigen Realität. Denn tatsächlich haben unter allen Deutschen ab 16 Jahren nur zehn Prozent bislang bereits eine Erbschaft gemacht, die für Ihre Altersvorsorge relevant ist. „Sich auf eine Erbschaft zu verlassen, um den eigenen Lebensstandard im Alter zu halten, ist bequem, aber unverantwortlich", kommentiert Ralf Palm von der Postbank die Ergebnisse. „Man spekuliert auf einen - in der Regel -höchst unsicheren Ertrag."
Unsichere Aussichten
Denn wann der warme Geldregen vom Erblasser eingeht, ist völlig ungewiss. Vor allem kommt der Erbfall wegen der steigenden Lebenserwartung immer später, für viele Erben und ihre eigenen Altersvorsorgepläne viel zu spät. Exemplarisch erleben das heute schon die meisten Immobilienerben, die in aller Regel sich den Wunsch nach Wohneigentum schon lange erfüllt haben, bevor sie „Omas klein Häuschen" erben.
Wird der Erblasser gar pflegebedürftig, geht für die Pflegekosten oft nicht nur das zur Erbschaft bestimmte Vermögen drauf. Unter Umständen werden auch noch die Erben finanziell zur Finanzierung der Pflege herangezogen. Wenn die generationenübergreifende Vorsorge für die Erben nicht oder sehr viel später kommt als erwartet oder nicht ausreicht, können versäumte Sparleistungen dann nur noch mit hohen Aufwendungen und geringen Renditen nachgeholt werden.
Doch nicht nur die lange Lebenserwartung und die steigenden Pflegekosten sorgen dafür, dass zum Vererben oft nicht viel übrig bleibt. Die sinkenden Leistungen der gesetzlichen Rente sorgen dafür, dass die künftigen Rentner immer stärker auf ihre private Vorsorge angewiesen sein werden. Sofern es ich um Riester-Renten, private Rentenversicherung und Betriebsrenten handelt, werden diese entweder aufgezehrt oder das noch verbleibende Restkapital fällt an die Versichertengemeinschaft. Wirklich generationenübergreifende Vorsorge gewährleistet nur Eigentum an Substanzwerten, wie Immobilien, Aktien oder Beteiligungen.
Erbschaftsvolumen im Zeitraum 2011 bis 2020
|
Summe in Mrd. Euro |
Geldvermögen in Mrd. Euro |
Immobilienvermögen in Mrd. Euro |
Sachvermögen in Mrd. Euro |
Insgesamt |
2.584 |
1.280 |
1.004 |
300 |
abzgl. Erbschaft innerhalb einer Generation |
843 |
405 |
343 |
95 |
Erbschaften zwischen den Generationen |
1.741 |
875 |
661 |
205 |
Quelle: emprica „Erben in Deutschland" (DIA-Schriftenreihe) |
Viele Erben machen sich darüber hinaus Illusionen über die Höhe der Erbschaft. Tatsächlich entfällt das Gros des gesamten Erbschaftsvolumens von rund 117 Milliarden Euro jährlich auf Erbschaften von unter 100.000 Euro. Die oberen zwei Prozent aller Hinterlassenschaften vereinen etwa ein Drittel des gesamten Erbschaftsvolumens auf sich, so die Studie „Erben in Deutschland" vom Forschungsinstitut empirica.
Verteilung des vererbten Geldvermögens und Immobilien (2011 bis 2020)
Hinterlassenschaft in Euro |
Tausend Erbfälle |
Anteil in Prozent |
0 |
525 |
9 |
0 bis 25.000 |
1.595 |
28 |
25.000 bis 50.000 |
594 |
10 |
50.000 bis 75.000 |
361 |
6 |
75.000 bis 100.000 |
273 |
5 |
100.000 bis 150.000 |
470 |
8 |
150.000 bis 250.000 |
1.881 |
33 |
mehr als 250.000 |
10 |
0,2 |
Insgesamt |
5.709 |
100 |
Quelle: emprica „Erben in Deutschland" (DIA-Schriftenreihe) |
Historisch bedingt vererben Ostdeutsche weniger als Westdeutsche. Weil jüngere Westdeutsche als künftige Erblasser keine höheren Wohneigentumsquoten haben als Ältere, ist mit einer künftigen Zunahme bei Immobilienerbschaften nicht zu rechnen. Ostdeutsche Erben können wegen des Nachholeffekts bei der Wohneigentumsbildung jedoch noch zunehmend auf Erbimmobilien hoffen. (hp / www.bocquel-news.de)
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