20. Januar 2014 - Die Versicherer müssen differenziertere Angebote entwickeln und das Produkt Lebensversicherung in Teilen neu erfinden. Nur so könnten Lebensversicherer und Pensionskassen nach Meinung der BaFin-Präsidentin der (BaFin), Elke König, zukunftsfest werden.
Einige aufsichtsrechtliche Themen hätte die Präsidentin der BaFin Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (www.bafin.de), Elke König (Foto: © Schafgans DGPh / BaFin) gern vor dem Jahreswechsel zu den Akten gelegt, wie sie beim Neujahrsempfang der Finanzaufsicht in Frankfurt sagte. Dazu gehöre beispielsweise die nicht enden wollende Niedrigzinsphase, die vor allem den Lebensversicherern und Pensionskassen das Leben zunehmend schwer mache. Kurz- und mittelfristig würden sie ihre Leistungsversprechen zwar erfüllen können. „Aber wenn nicht noch die eine oder andere entscheidende Weiche gestellt wird, dann droht der Zug aufs falsche Gleis zu geraten", sagte Elke König. „Solange die Zinsen auf dem heutigen Niveau verharren, gehen die Erträge der Kapitalanlagen nun einmal schneller zurück als die garantierten Zinsen im Bestand. Darunter leiden Pensionskassen aufgrund ihres längerfristigen Geschäfts noch stärker als Lebensversicherer, auch wenn sie andere Ausgleichsmechanismen haben."
Weichen neu stellen
Die BaFin-Präsidentin forderte die Assekuranz auf, die Weichen vor allem in der Produktgestaltung neu zu justieren. Eine entscheidende Weiche habe der Gesetzgeber bereits gestellt. Danach müssen Lebensversicherer seit drei Jahren eine Zinszusatzreserve aufbauen, um die gesunkenen Kapitalerträge zu kompensieren. Den Angaben zufolge belastet die Zinszusatzreserve die Branche sehr. Gut 6 Milliarden Euro habe man hierfür allein 2013 aufgewendet. „Dieses Geld will erst einmal verdient sein", machte Elke König deutlich. Und dennoch sei die Zinszusatzreserve das richtige Instrument, um die Versicherer in Zeiten niedriger Zinsen zu stärken.
Um zukunftsfest zu werden, müssten Vorsicht und Weitsicht das Handeln der Assekuranzen bestimmen. So sollten sie die jährliche Überschussbeteiligung der Versicherten ("LV-Überschuss-Deklaration als leckeres 3-Gänge-Menü"), aber natürlich auch etwaige Dividendenzahlungen behutsam bemessen, bekräftigte Elke König.
Differenziertere Angebote entwickeln
Konkret sagte die BaFin-Präsidentin, dass die Versicherer differenziertere Angebote entwickeln und das Produkt Lebensversicherung in Teilen neu erfinden müssen. Die vielleicht spannendste Frage dabei lautet ihrer Meinung nach: Wie gelingt der Branche der Spagat zwischen klassischen Garantie-Produkten und rein fondsgebundenen Produkten, bei denen der Kunde zumindest theoretisch einen Totalverlust erleiden kann?
„Ich denke, dass es intelligente, ausgewogene Lösungen zwischen beiden Extremen geben muss, denn gerade wenn es um die Altersvorsorge geht, haben die Menschen verständlicherweise ein großes Bedürfnis nach Sicherheit. Für den Kunden sind drei Dinge entscheidend: Sein Risiko sollte begrenzt, seine Altersvorsorge berechenbar und das Produkt im Rahmen des Möglichen transparent und verständlich sein. Die ersten Schritte in diese Richtung haben wir schon gesehen, und ich kann die Unternehmen nur ermutigen, auf diesem Weg weiterzugehen, denn es geht um ihre Zukunft - und um die eines der wichtigsten Produkte der Altersvorsorge", ergänzte Elke König. Große Versicherer wie die Allianz (www.allianz.de) und Ergo (www.ergo.de) haben übrigens bereits alternative Produkte ohne diese Garantien eingeführt.
Wie immer auch neue Modelle ausfallen, oder aber auch Bestehendes konzipiert sei, so sollte der Kunde „nur in Produkte investieren, die man versteht". „In Anlageentscheidungen sollte man mindestens so viel Zeit investieren wie in die Anschaffung eines Smartphones."; schloss die BaFin-Präsidentin ihre Ansprache. (-el / www.bocquel-news.de)
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