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Canada-Life-Produkt kennt keine Bewertungsreserven

21. Juli 2014 - Das Lebensversicherungsreform-Gesetz trifft die Canada Life Assurance Europe Limited Niederlassung Deutschland nicht so stark wie deutsche Lebensversicherer. Weshalb? Günther Soboll geht darauf unter anderem in einem Interview mit den bocquel-news ein.

Günther Soboll (Lebens- und Renten-Versicherungen sind ihre Bastion: Die Canada Life Assurance Europe Limited (www.canadalife.de) mit ihrer Niederlassung Deutschland bietet Lösungen für die private und betriebliche sowie staatlich geförderte Altersvorsorge sowie für die Sofortrente und die Risikovorsorge. Seit dem Jahr 2000 ist Canada Life auf dem deutschen Markt tätig. Der Hauptsitz der Gesellschaft mit kanadischen Wurzeln ist in Dublin. Hierzulande ist die Canada Life in Köln und in Neu-Isenburg bei Frankfurt vertreten. Zusammen mit dem irischen Standort der Canada Life Assurance Europe Limited beschäftigt das Unternehmen rund 380 Mitarbeiter. Seit ihrem Markteintritt in Deutschland ist Günther Soboll (Foto: Canada Life) als Hauptbevollmächtigter der Chef hierzulande.

Während sich die meisten deutschen Lebensversicherer sich nun schon seit Jahren - vor allem durch gesetzliche Vorgaben - in schwerem Fahrwasser befinden und sogar Umsatz-Einbußen hinnehmen müssen, legt die Canada Life kontinuierlich zu. Günther Soboll sagt mehr dazu einem Interview mit den bocquel-news.

Das erste Halbjahr 2014 ist vorbei. Können Sie einen kurzen Überblick geben, ob das Neugeschäft von Januar bis Juni 2014 ähnlich erfolgreich war wie 2013?

Günther Soboll: Definitiv. Zum Ende Juni 2014 konnten wir eine solide Steigerung gegenüber dem Vorjahr verbuchen.

Wie läuft die Kooperation mit den Maklern? Ist sie stabil? Kommen viele Neue?

Günther Soboll: Die Kooperation mit unseren Vermittlern ist generell sehr stabil. Und Neue können wir nach wie vor für uns begeistern. Vor allem Vermittler, die sich stark im BU-Markt etabliert haben, interessieren sich jetzt für unser neues Produkt. Es kann natürlich auch vorkommen, dass Makler altersbedingt ihr Geschäft einstellen. Das teilen sie uns oft nicht mit; Sie gehören dann einfach nicht mehr zu den produktiven Geschäftspartnern.

Wie ist die Canada Life vom neuen Lebensversicherungsreform-Gesetz (LVRG) betroffen? Könnten Sie mir bitte Ihre Meinung konkretisieren?

Günther Soboll: Das Gesetz betrifft uns in viel geringerem Ausmaß als deutsche Lebensversicherer. Dass die Abschlusskosten nun in verringertem Maße bilanziell angerechnet werden sollen, hat keinerlei Auswirkung auf uns, denn wir setzen diese grundsätzlich nicht bilanziell an. Auch spielt die Absenkung des Höchstrechnungszinses auf 1,25 Prozent für unsere Rentenversicherungen keine Rolle.

Unitised-With-Profit?
Während traditionelle With-Profits-Produkte seit mehr als 200 Jahren in Großbritannien angeboten werden, liegt die Einführung der Unitised-With-Profit-Produkte auf dem britischen Markt erst rund 30 Jahre zurück.

 

Der Unterschied zwischen der Produktbezeichnung „UWP" und den bekannteren With-Profit-Produkten liegt nicht darin, ob sie britisch, irisch oder kanadisch ist, sondern in ihrer Grundstruktur. UWP, wie sie die Produktwelt der Canada Life auch hierzulande auszeichnet. UWP beinhaltet und verbindet Elemente von Garantie- und fondsgebundenen Produkten. Sie sind auf langfristigen Kapitalaufbau ausgerichtet. In der Regel werden Mindestlaufzeiten von zehn oder zwölf Jahren vereinbart. Die Kapitalanlage erfolgt in einen speziell für UWP-Produkte aufgelegten Fonds, der grundsätzlich stark in Aktien investiert ist. Der hohe Investitionsanteil in Aktien im zugrunde liegenden UWP-Fonds eröffnet den Versicherungsnehmern höhere Ertrags-Chancen als klassische kapitalbildende Lebens- und Rentenversicherungen.

 

Mit den UWP-Tarifen ist sicheres und solides Wachstum machbar - und zwar auf Dauer, heißt es bei der der Canada Life. Ihre UWP-Tarife zeigen den Angaben zufolge, wie eine Rentenversicherung nicht nur volatilen Aktienmärkten, sondern auch den aktuell sehr niedrigen Zinsen trotzt.

Die unterste Garantiestufe unseres Brot-und-Butter-Geschäfts, der UWP-Policen, liegt mit 1,5 Prozent nun über diesem Niveau. Und da sich dank unserer höheren Aktien-Quote die Kapitalanlagen in unseren Fonds-Policen sehr gut entwickelt haben, fühlen wir uns in punkto Rentenversicherungen gut aufgestellt.

Dennoch eine generelle Anmerkung zum LVRG: Das rasante Tempo bei seiner Verabschiedung lässt allen Marktteilnehmern nur wenig Zeit, sich einzubringen. Immerhin bedeutet es für viele Versicherer einen Einschnitt von hoher Tragweite. Auch der Verwaltungsaufwand in der Umsetzung muss hier angesprochen werden. Anstatt der ursprünglich geplanten Ausweisung der Provision soll ja nun die Abschlusskosten-Quote (RIY) ausgewiesen und die Abschlusskosten entsprechend der Laufzeit dargestellt werden. Für beides müssen Systeme angepasst werden. Und dass das Gesetz noch vor der entsprechenden EU-Regelung kommt, kann weiteren Aufwand bedeuten.

Wir sind froh, dass die Ausweisung der Provision nun doch nicht kommt. So ein Schritt hätte freie Vermittler gegenüber den gebundenen benachteiligt. Auch würden die Abschlusskosten wichtige andere Aspekte einer Versicherung überdecken - die Qualität und Ausstattung eines Tarifs und ob er sich für einen Kunden eignet. Nicht nur der Preis einer Beratung zählt, sondern vor allem ihre Qualität. Die Ausweisung der Provision würde tief in ein funktionierendes Marktgeschehen eingreifen - denn der Vermittler geht zum Kunden und wirbt dafür, dass dieser seine Versorgungslücken schließt. Wir stehen also ganz klar für den freien Vertrieb und eine faire, transparente und gut dokumentierte Beratung.

Irre ich mich bei der Annahme, dass Ihr Unternehmen mit Themen zu Zinszusatzreserven und Bewertungsreserven gar nicht betroffen ist?

Günther Soboll: Das stimmt, denn unsere Altersvorsorgelösungen kennen keine Bewertungsreserven. Den Kunden steht bei unseren Fonds-Policen mit Garantien zum Rentenbeginn die Ablaufleistung voll und ganz zu. Diese hängt nicht von politischen Entscheidungen ab, wie deutsche Versicherer mit ihren Bewertungsreserven umgehen müssen.

Was gibt es Neues in der Produktwelt von Canada Life? Über Einiges haben wir bereits berichtet, doch es lohnt sicher, nochmals vertiefend darüber zu sprechen?

Günther Soboll: Mit unserem erweiterten Risiko-Portfolio möchten wir uns nun noch breiter aufstellen. Unter unserem Dach finden Vermittler nun vier eigenständige Lösungen in bester Qualität. Neben der „Schweren Krankheiten Vorsorge" und der Grundfähigkeitsversicherung, die bei schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen greifen, können wir nun auch die Absicherung beruflicher Tätigkeiten und zwei moderne Risikoleben-Tarife anbieten.

Das Innovative daran: Unser Berufsunfähigkeitsschutz und die Risikoleben komfort und optimal machen die Absicherung für Kunden planbar: Hierfür sorgt die Garantie auf einen festen Zahlbeitrag fürs gesamte Berufsleben. Dazu bieten wir mit dem im Vorsorgeplaner integrierten Biometrie-Rechner eine kostenfreie Beratungssoftware, die Vermittler gezielt bei der Bedarfsermittlung unterstützt. Denn das kommt bei uns noch vor der Wahl einer konkreten Lösung. Zudem haben Vermittler bei Canada Life einen großen Vorteil: Falls eine BU nicht machbar ist, wird automatisch geprüft, ob eine Alternative - zum Beispiel die Grundfähigkeitsversicherung möglich wäre. Wenn ja, erhält der Kunde dann ein alternatives Angebot.

Die Canada Life hat meines Wissens nach keine Pflegeversicherung als „Stand-allone-Produkt". Ist so etwas in Planung - eventuell als Pflege-Bahr?

Günther Soboll: Die Pflegeversicherung wäre in der Tat ein weiterer interessanter Baustein in unserem Risiko-Portfolio. Wir beobachten den Markt; aber gerade stehen unsere neuen Produkte Berufsunfähigkeitsschutz (BU) sowie Risikoleben mit den Varianten „komfort" und „optimal" klar im Fokus. Die BU ist generell sehr wichtig, aber nicht für alle zugänglich.

Die Absicherung Schwere Krankheiten und die Grundfähigkeitsversicherung in ihrem Produktportfolio berücksichtigen ebenfalls den Pflegeaspekt beim Leistungsspektrum. Wo sind diese Ansätze? Wie sieht der Pflegebaustein in der „Schweren Krankheiten Vorsorge" der Canada Life aus?

Günther Soboll: Der Erwerbsunfähigkeits- und Pflegebaustein bei der Police „Schweren Krankheiten Vorsorge" der Canada Life steht Kunden ab dem 15. Lebensjahr und bis zum Alter 60 optional für einen geringen Zusatzbetrag offen. Vor dem 60. Lebensjahr greift dann der Erwerbsunfähigkeitsschutz, danach der Pflegeschutz.

Erst Ende Mai 2014 haben wir das Leistungsspektrum für die Schwere Krankheiten Vorsorge auf jetzt 46 schweren Erkrankungen erweitert. Hinzugekommen sind die Creutzfeld-Jakob-Krankheit, HIV-Infektion nach einem körperlichen Übergriff und Multisystematrophie. Die Multisystematrophie führt zu Störungen des autonomen Nervensystems, was die Motorik beeinträchtigen kann. Bei Eintritt einer der 46 Krankheiten zahlt die Schwere Krankheiten Vorsorge im Leistungsfall einen Einmalbetrag, der dem Versicherten frei zu Verfügung steht - unabhängig davon, ob er noch arbeiten kann oder nicht. Kinder sind dabei automatisch mitversichert. Ihren maximalen Versicherungsschutz hat Canada Life hier auf 35.000 Euro erhöht.

... und der Pflegebaustein in der Grundfähigkeitsversicherung?

Günther SobollGünther Soboll: Die Grundfähigkeitsversicherung leistet nicht nur beim Verlust definierter Grundfähigkeiten, sondern auch ab Eintritt der Pflegestufe I der gesetzlichen Pflegeversicherung - beispielsweise wenn Kunden bei Körperpflege, der Ernährung oder Mobilität für wenigstens zwei Aktivitäten aus einem oder mehreren dieser Bereiche mindestens 1 mal täglich Hilfe brauchen und zusätzlich mehrfach in der Woche auf Hilfe bei der hauswirtschaftlichen Versorgung angewiesen sind; 90 Minuten Hilfebedarf pro Tag für die Grundpflege und hauswirtschaftliche Versorgung, davon mehr als 45 Minuten speziell für die Grundpflege.

Mit einer Pflegeversicherung als Stand-Alone-Produkt ist das nicht vergleichbar.

Die Canada Life muss sich - wie andere Gesellschaften auch - auf Solvency II vorbereiten. Wie weit sind Sie damit bei der Canada Life Assurance Europe Limited, sowohl in der Niederlassung für Deutschland in Köln und der zweiten Arbeitsstätte in Neu-Isenburg?

Günther Soboll: Durch die internationale Ausrichtung der Canada Life haben wir uns vermutlich um einiges früher mit Solvency II befasst als andere Versicherer hierzulande. Wir stehen also nicht vor dem Problem, unter Zeitdruck unsere geschäftlichen Abläufe mit dem Regelwerk in Einklang bringen zu müssen. So zeigte unser Bonitäts-Rating der deutschen Assekuranz Rating-Agentur Assekurata 2013 und 2014, dass wir im Hinblick auf Solvency II weit fortgeschritten sind und zum Beispiel ein überdurchschnittliches Risk Management haben, das systematisch in die operative und strategische Unternehmenssteuerung integriert ist.

Eine abschließende: Gibt es etwas, was Ihnen - wenn Sie einen oder zwei Wünsche freihätten - auf den Nägeln brennt? Was „die gute Fee" beispielsweise möglichst in Erfüllung gehen lassen sollte?

Günther Soboll: Da könnte ich Vieles nennen. Mir wichtig erscheint jedoch, dass statt der Hindernisse beim Ausbau der privaten Vorsorge alle Beteiligten mehr Wege zu ihr aufzeigen sollten. Bei der Regulierung wünsche ich mir zum Beispiel eine ruhigere Hand. Die Fülle an Eingriffen und die Schnelligkeit, mit der sie aufeinander folgen, stiften Verwirrung in der Vermittlerschaft und tragen auch auf Kunden-Seite nicht unbedingt zur Transparenz bei.

Die Medien bringen häufig Negativ-Schlagzeilen zur Assekuranz, über den erwiesenen Nutzen von Versicherungen findet sich dort zurzeit wenig. Das untergräbt das Vertrauen der Kunden. Häufige Zeitungsberichte, Lebensversicherungen würden aufgrund des Niedrigzinses nicht mehr lohnen, führen dann letztendlich zu einem fatalen Schluss: Auto oder Traumreise statt Sparen. Dabei gibt es auch in der heutigen Zeit Lösungen jenseits der Zinsabhängigkeit, mit denen Kunden hervorragend fürs Alter vorsorgen oder ihre Arbeitskraft absichern können.

Das Interview führte Ellen Bocquel. (-el / www.bocquel-news.de

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