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Wenn Navigationssysteme zum Unfallrisiko werden

20. März 2017 - Autofahren mit Navi ist mittlerweile selbstverständlich, stellt jedoch ein Risiko dar. Wer sich vom Blick auf das Display ablenken lässt, kann schnell einen Unfall bauen. Der so entstandene Schaden muss nicht immer vom Versicherer bezahlt werden. Wie sicher ist die Fahrt mit Navigationssystem?

In der Regel werden Schäden, die durch grobe Unachtsamkeit des Fahrers verursacht wurden, nicht durch eine Versicherung abgedeckt, doch das Landgericht Osnabrück (www.landgericht-osnabrueck.niedersachsen .de) entschied anders: ein kurzer Blick auf das Navi, um sich zu orientieren, ist zulässig. Diese Schadensleistung darf nicht aus der Kaskoversi-cherung gekürzt werden (Az.: 1 O 785/13). Auf dieses Urteil wies jüngst der ADAC (www.adac.de) hin. Autofahren mit Navi ist mittlerweile selbst-verständlich geworden, doch die Technik kann zu gefährlichen Situationen im Straßenverkehr führen.

Wenn sich der Autofahrer mehr auf das Navigationsgerät im Fahrzeug verlässt als auf seinen gesunden Menschenverstand, kann das Staus und Unfälle verursachen. Immer wieder werden Autofahrer durch ihr Navi in die Irre geführt: sie landen in Flüssen, fahren in Sackgassen oder werden auf Umwege gelotst. „Navi aus!“ lesen Autofahren an vielen Baustellen in Nordrhein-Westfalen, weil diese Umleitungen oft nicht richtig angezeigt werden. Doch die meisten Autofahrer verlassen sich immer öfter auf solche Fahrerassistenzsysteme, zu denen auch das Navi gehört.

Autofahrer können sich nicht auf Navis berufen
Die Experten des Gloslar Instituts (www.goslar-institut.de) warnen davor, dem Navi gedankenlos zu vertrauen. Sie stellen im Auftrag der Huk-Coburg a. G. (www.huk.de) fest: Sich vor der Fahrt mit dem Streckenverlauf vertraut zu machen, hilft dabei, aufmerksamer am Straßenverkehr teilzunehmen und Unfalle zu vermeiden. Doch gerade jüngere Menschen haben oft kein zusätzliches Kartenmaterial, sondern verlassen sich blind auf das Navi, warnen die Experten. Wer aufgrund der Anweisungen des Navis einen Unfall baut, kann aber nicht immer mit einem milden Urteil wie im Fall vor dem Landgericht Osnabrück rechnen, denn der Autofahrer ist selbst für seine Manöver verantwortlich. Wie kommt es aber dazu, dass Navigationsgeräte Unfälle, Irrfahrten und Staus verursachen? (Grafik: Goslar Institut)

Das Navigationssystem funktioniert in den meisten Fällen korrekt, sagen die Fachleute. Demnach sind es die Fahrer, die die Fehler machen. Vor allem auf unbekannten Strecken geraten Autofahrer in Stress und lassen sich dann schneller vom Navi ablenken. Sie verlassen sich dann meist ganz auf die Ansage des elektronischen Wegweisers ohne selbst auf die Strecke zu achten. Hinzukommt, dass Fahrzeuglenker häufig während der Fahrt neue Einstellungen am Navi vornehmen. Dies gilt als eine der größten Ablenkungen und birgt einen großen Risikofaktor für Unfälle.

Das beweisen Zahlen. Die Allianz Deutschland (www.allianzdeutschland.de) meldet, dass jeder zehnte Unfall mit Toten im Straßenverkehr auf Ablenkung zurückzuführen ist. Damit ist Ablenkung sogar noch gefährlicher als Alkohol am Steuer. In einer Studie der Allianz gaben 74 Prozent der Befragten an, sie fühlen sich durch Technik abgelenkt. „Dieses Ergebnis überrascht uns nicht“, sagt Mathias Scheuber (Foto: Allianz), Schaden-Vorstand bei der Allianz Versicherungs-AG. „Je vielfältiger die Technik und je komplexer deren Bedienung, desto höher ist die Ablenkung vom Straßenverkehr.“

Risikofaktor Mensch
Neben der Ablenkung oder Störungen durch akustische und optische Signale des Navis, ist veraltete Software ein Problem. Umleitungen, neue Straßen, Sperrungen – das Straßennetz Deutschlands ändert sich schnell. Experten raten deshalb mindestens einmal im Jahr zum Update des Navi-Kartenmaterials. Aber auch das schützt nicht perfekt, denn ist der GPS-Empfang gestört, funktioniert das Navi auch nicht mehr zuverlässig. Zudem sollte man sich nicht auf die Höchstgeschwindigkeitsvorgaben des Navis verlassen.

Abgesehen von den Tücken der Technik, ist auch der Mensch ein Risikofaktor. Wer versucht die Zielzeitangabe des Navis zu schlagen, fährt gefährlich schnell. Die Strecke wird von den Geräten ohne Pausen errechnet, doch stundenlanges Fahren ermüdet und macht unkonzentriert. Der Fahrer eines Brummis (Foto) hatte es so eilig, dass er neben den Naviangaben auf gar nichts achtete – auch nicht auf Verkehrsschilder mit Höhenangaben vor einer Brückendurchfahrt. Dann krachte es. Über die Schuldrage müssen jetzt die Gerichte entscheiden.

Übrigens: Navis sind beliebte Diebesbeute. Für gestohlene Navis und Bordcomputer zahlten die Versicherer im Jahr 2016 im Schnitt fast 3.700 Euro, meldete der GDV Gesamtverband der deutschen Versicherungs-wirtschaft e.V. (www.gdv). Das sind rund 600 Euro mehr als im Vorjahr. (ml / www.bocquel-news.de)

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