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Namen und Nachrichten

Was bedeutet die Wahl für die Branche, Herr Jacobus?

21. September 2017 - In Berlin ist die Ideal Versicherungsgruppe die einzige, die ihren Hauptsitz mitten in der Bundeshauptstadt hat – im westlichen Teil in der Nähe vom Checkpoint Charlie. Und das auch schon vor der Wiedervereinigung. CEO Rainer M. Jacobus nutzt die Nähe zur Politik für die Branche und sein Unternehmen.

Managerqualitäten, unternehmenspolitische Fertigkeiten, wirtschaftliches Engagement und politisches Verständnis – das alles zusammen muss der Chef einer Versicherungsgruppe haben. Rainer M. Jacobus stellt das bereits seit mehr als 16 Jahren unter Beweis. Der Chef der Ideal Versicherungsgruppe (www.ideal-versicherung.de) gab im Interview mit den bocquel-news preis, was er sich von der bevorstehenden Bundestagswahl erhofft, wie er die Arbeit des GDV einschätzt und was der Markt für seine Unternehmensgruppe in dieser Zeit bringt.

Rainer M. Jacobus: Allem Anschein nach wird die CDU/CSU wieder als stärkste Partei am 24.September 2017 vom Wähler den Zuschlag zur Bildung einer neuen Regierung erhalten. Es wird schwierige Koalitionsverhandlungen geben, denn wenn man nicht wieder eine (unerwünschte) große Koalition schmieden will, müssen FDP und eventuell auch noch die geschwächten Grünen an Bord geholt werden. Wir müssen unsere Themen dann schnell platzieren und das sind ja - Stichwort Nachjustierung Zinszusatzreserve - keine einfachen.

Ich wünsche mir in den nächsten Jahren außerdem eine pragmatische Nachjustierung der überbordenden Regulatorik. Hier muss unbedingt auf fast allen Gebieten die Wirksamkeit und der Mehrnutzen überprüft werden.

Hier schließe ich auch ausdrücklich das Thema Solvency II ein. Mein Gefühl ist, dass wir hier in der Umsetzung in nationales Recht deutlich über das Ziel hinaus­geschossen sind.

Rainer M. Jacobus: Die IDD ist grundsätzlich ein richtiger Ansatz und gut ist auch, dass zuletzt noch Korrekturen eingebracht wurden. Jetzt muss man sehen, wie die Umsetzung und die Anwendung laufen und dann gegebenenfalls nachschleifen.

Rainer M. Jacobus: Der Reihe nach: Wir haben ja ab Ende September mit Dr. Wolfgang Weiler einen neuen GDV-Präsidenten, den ich als ausgewiesenen Fachmann kenne und uneingeschränkt schätze. Weiler ist zweifelsohne in der Lage, alle relevanten Themenstellungen in der Branche mit der Politik zu diskutieren. Ob er als ehemaliger Chef der Huk-Coburg die Problematik in unterschiedlichen Vertriebswegen tatsächlich in der Tiefe kennt, kann ich nicht sagen. Das Video zum angeblichen gierigen Makler war da nicht glücklich und wurde ja auch schnell zurückgezogen. Der neue GDV-Präsident wird seine positive Grundeinstellung zu allen Spielarten des Vertriebs sicher schnell klarstellen.

Zum zweiten Teil der Frage: Die mittelständischen Versicherer mit vorwiegend unabhängigen Vertriebswegen haben bisher im GDV-Präsidium zu wenig Mitspracherecht. Wir wünschen uns aber alle eine stärkere Teilhabe an vielen Entscheidungsprozessen im GDV. Wir werden sehen, wie sich das entwickelt. Ich glaube, der GDV hat das auch verstanden.

Rainer M. Jacobus: Es besteht für mich überhaupt kein Grund zur Klage. Wir wären nicht die Ideal und als kleiner Versicherer so erfolgreich, wenn wir nicht ständig innovativ und kreativ auf die geänderten Anforderungen des Marktes reagieren würden. Und der Markt nimmt unsere Innovationen sehr gut an.

Rainer M. Jacobus: Ich gehe davon aus, dass UniversalLife-Policen in spätestens zehn Jahren in der deutschen Lebensversicherung State of the Art sind. Vor zwei Jahren bei der Einführung habe ich gesagt, dass der Markt „intelligente Produkte“ wie die UniversalLife mit Garantien braucht. An meiner Einstellung dazu hat sich nichts geändert. Und die Nachfrage vom Kunden gibt uns Recht.

Im vergangenen Jahr haben wir – auch durch unsere neue Produktwelt – bei der Beitragssumme im Leben-Neugeschäft mit 998,1 Millionen Euro fast die Milliarde vollgemacht. Aus dem Stand hat die UniversalLife fast 5 Prozent dazu beigetragen – das kann sich sehen lassen. Was die Anzahl der Verträge betrifft, haben wir in der Leben-Sparte um 10,2 Prozent zugelegt, während die Branche ein Minus von 0,7 Prozent verzeichnete. Gerade im Leben-Geschäft insgesamt haben wir bei allen Kennzahlen eine positive Entwicklung vorzuweisen.

Verbessert haben wir uns erneut in den Stornoquoten, nach laufendem Beitrag um 0,2 Prozentpunkte auf nunmehr 2,8 Prozent, und bei der Stornoquote nach Anzahl auf jetzt 1,8 Prozent – viel niedriger als der Branchendurchschnitt. Qualität im Bestand ist mir genauso wichtig wie Quantität im Neugeschäft.

Was die Pflegerente betrifft, so bleibt die Ideal der quantitative Marktführer mit einem Marktanteil von knapp 30 Prozent beim laufenden Beitrag und 35,5 Prozent bei der Anzahl der Verträge.

Rainer M. Jacobus: Vor dem Hintergrund der anhaltenden Niedrigzinsphase hat der Vorstand die laufende Verzinsung für 2017 auf 3,0 Prozent – gegenüber 3,7 Prozent im Jahr 2016 – festgesetzt.

Rainer M. Jacobus: Die Bildung weiterer Sicherheitsmittel ist trotz unserer Finanzstärke sehr wichtig. Wir müssen alles tun, um für eine lange, möglicherweise sehr lange Niedrigzinsphase, gewappnet zu sein. Mit unserer Deklaration sehen wir uns – wie Sie bereits feststellten - dennoch in der Spitze des Marktes.“

Rainer M. Jacobus: Das bezog sich auf einzelne Vermittler, die unsere Standards nicht eingehalten haben, aber wir reden durchaus mit den InsurTechs. Ich sehe die IDEAL allerdings selbst als InsurTech. Was die Start-ups machen, können wir in weiten Teilen schon längst. Und am Ende dem Kunden nur eine App zu liefern, das könnten wir auch, überlassen das aber unseren Vertriebs­partnern. Schließlich ist unsere UniversalLife „InsurTech at it’s best“.

Rainer M. Jacobus: Das passt sogar sehr gut, wir sind mit vier weiteren Versicherern dort beteiligt, wobei wir, und darauf lege ich Wert, operativ nicht tätig sind und auch nicht eingreifen. Ich sehe Maklerpools dem Grunde nach uneingeschränkt positiv als ein gutes Instrument mit einer wichtigen Funktion. Alle Versicherer im Maklersegment werden sich perspektivisch Gedanken machen, um Tätigkeiten auf Pools auszulagern, die weit über das hinausgehen, wie jetzt miteinander gearbeitet wird. Noch sind circa 50 Maklerpools unterschiedlichster Ausprägung am Markt tätig. Sie werden zusammenrücken müssen, da wird eine Konsolidierung stattfinden. Größe ist hier wegen der Skalen­effekte von ausschlaggebender Bedeutung.

Rainer M. Jacobus: Ich sehe die Ideal, neben dem Maklergeschäft, künftig nicht nur als Versicherungsfabrik, immerhin beliefern wir 16 Versicherungsgesellschaften mit unseren White-Label-Versicherungslösungen, sondern als echten Provider, der auch innovative Produkte anderer Versicherer abbildet, die das nicht selbst können.

Meine Phantasie ist da relativ gut ausgebaut. (lacht)

 

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