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Verzinsung sinkt - dennoch rentabler als bei der Bank

8. Dezember 2016 - An den geringen Kapitalerträgen der Lebensversicherer liegt es, dass die Überschussdeklarationen nun schon mehrere Jahre infolge sinken. Während für das Jahr 2016 noch eine „komfortable 3“ vor dem Komma der Deklarationen stand, zeichnet sich jetzt ab, dass Viele diese Marke kaum noch erreichen werden.

Im Jahr 2004 lag die durchschnittliche Gesamtverzinsung der Lebensversicherer noch bei 5,1 Prozent, 2006 bei 4,9, 2008 wieder bei 5,1 Prozent. Dann ging es stetig ergab. 2011 betrug die durchschnittliche Gesamtverzinsung der Branche 4,78 Prozent, gefolgt von 4,31 Prozent im Jahr 2013. Für das jetzt noch laufende Geschäftsjahr liegt die durchschnittliche Gesamtverzinsung der Lebensversicherer laut GDV (www.gdv.de) bei 3,87 Prozent. Wie die Zahl für 2017 ausfallen wird, kann jetzt noch nicht gesagt werden, da erst ein knappes Dutzend der Gesellschaften ihre Deklarationen öffentlich gemacht haben.

Niedrigzins stresst die Lebensversicherer besonders, heißt es. Was das in der Praxis bedeutet, zeigen die Überschussdeklarationen der einzelnen Gesellschaften, die derzeit – wie alle Jahre wieder – peu à peu gemeldet werden. Die Stuttgarter (www.stuttgarter.de) war diesmal der erste Lebensversicherer hierzulande mit einer Überschussdeklaration der LV-Verträge für das Jahr 2017 beziehungsweise die Gesamtverzinsung, die auf 3,0 Prozent sinkt. Man habe alles daran gesetzt, die psychologisch wichtige „3“ vor dem Komma beizubehalten.

Inzwischen haben sich auch die Großen der Branche aus der Deckung gebracht: Marktführer Allianz Leben (www.allianz.de) schaffte bei der Gesamtverzinsung für das Jahr 2017 mit 3,7 Prozent die offensichtlich psychologische Marke und setzt weiter auf ihren Verkaufsschlager „Perspektive“. Mit einer Zinsmarke von 3,7 passt sie eigenen Angaben zufolge den Zins nur um 0,3 Prozentpunkte nach unten an. Die laufende Überschussbeteiligung des Branchenriesen rutscht für das kommende Jahr von bisher 3,1 auf dann 2,8 Prozent. Die Versicherten erhalten noch den Schlussgewinn und einen Anteil an den Bewertungsreserven. Markus Faulhaber, Vorstands-Chef der Allianz Leben kommentiert die Zahlen: „Verlässliche Altersvorsorge ist wichtiger denn je. Während Sparbücher und Festgeld aktuell für den Kunden keinen Zins abwerfen, bietet die Lebensversicherung weiterhin eine substantielle Verzinsung. Mit 3,7 Prozent Verzinsung stellt ‚Perspektive‘ auch 2017 ein kaum zu schlagendes Angebot dar.“

Und damit trifft er den Nagel auf den Kopf. Alle Deklarationssätze – selbst die von den noch niedrigeren – sind immer noch viel höher als Renditen, die Sparer derzeit etwa bei Banken erzielen können.

Die Axa Lebensversicherung AG (www.axa.de) und ihre Zweigniederlassung DBV Deutsche Beamtenversicherung Lebensversicherung (www.dbv.de) berichtet jetzt von einer „laufenden Verzinsung weiterhin über Marktdurchschnitt“, die für 2017 auf 2,9 Prozent von 3,1 Prozent im noch laufenden Geschäftsjahr sank. Die Gesamtverzinsung gibt der Versicherer mit durchschnittlich 3,4 Prozent an. Und selbstbewusst meldet sich Axa Vorstandsmitglied Patrick Dahmen mit seiner Begründung zu Wort: „Wir konnten auch im derzeitigen Kapitalmarktumfeld erneut eine Überschussbeteiligung über dem bisherigen Marktniveau realisieren und gleichzeitig die finanzielle Stabilität unserer Gesellschaft stärken. Zudem stellen wir damit sicher, dass für Kunden unseres Index-Produktes ‚Relax Rente‘ auch künftig starke und stabile Renditen möglich sind.“

Nach zwei Jahren stabiler Gesamtverzinsung für die klassischen Lebensversicherungsprodukte passen die Lebensversicherer der Ergo Group (www.ergo.com) die Überschussbeteiligung 2017 an, lautet die Meldung aus Düsseldorf. Die Ergo Lebensversicherung AG senkt die Gesamtverzinsung um 0,45 Prozentpunkte auf 2,6 Prozent. Und: Für ältere Tarifgenerationen mit höherem Garantiezins reduziert Ergo die Schlussüberschussbeteiligung. „Das aktuelle Kapitalmarktumfeld und Prognosen über die weitere Entwicklung machen eine Anpassung der Überschussbeteiligung 2017 erforderlich“, sagt Ergo-Vorstand Michael Fauser. Bei der Ergo sind drei Lebensversicherungsgesellschaften am Start, deren Gesamtverzinsungen einzeln angegeben wird.

Ergo Leben: Die Summe aus Garantiezins und laufender Verzinsung beträgt im Jahr 2017 bei der Ergo Leben 2,25 Prozent. Dazu kommen 0,35 Prozent aus Schlussüberschussbeteiligung und Sockelbeteiligung an den Bewertungsreserven. Damit beträgt die Gesamtverzinsung 2,6 Prozent.

Victoria Leben: Garantiezins und laufende Verzinsung betragen für die Victoria Leben im Jahr 2017 in Summe 2,05 Prozent. Die Kunden erhalten dazu 0,35 Prozent aus Schlussüberschussbeteiligung und Sockelbeteiligung an den Bewertungsreserven. Die Gesamtverzinsung beläuft sich somit auf 2,4 Prozent.

Ergo Direkt: Die Ergo Direkt Lebensversicherung setzt die Summe aus Garantiezins und laufender Verzinsung 2017 auf 2,75 Prozent fest. Die Kunden erhalten dazu 0,25 Prozent aus dem Schlussüberschuss. Die Gesamtverzinsung inklusive des Schlussüberschusses liegt damit bei 3,0 Prozent.

Die LVM Lebensversicherung senkt eigenen Angaben zufolge ihre Gesamtverzinsung für das Jahr 2017 auf 3,75 Prozent (Vorjahr: 3,9 Prozent), die sich zusammensetzt aus der laufenden Verzinsung von 2,65 Prozent (Vorjahr: 3,0 Prozent), dem Schlussüberschuss und dem Sockelbetrag für die Beteiligung an den Bewertungsreserven über 1,1 Prozent. „Wir verfügen über eine solide Kapitalausstattung mit umfangreichen Sicherheitsmitteln”, sagt LVM-Vorstand Rainer Wilmink. “Produkte, die eine vergleichbare Sicherheit wie Lebens- und Rentenversicherungen gewähren, versprechen wesentlich niedrigere Zinserträge”, betont er. Aber mit der Entscheidung, die Gesamtverzinsung zu senken, liege die LVM voll im Trend.

Die Nürnberger Leben (www.nuernberger.de) war früher dran als die Marktführer mit ihrer Überschussdeklaration für 2017. Mit 3,06 Prozent bietet die Nürnberger Lebensversicherung AG (NLV) eigenen Angaben zufolge „ihren Kunden in der konventionellen Lebens- und Rentenversicherung auch im Jahr 2017 eine attraktive Gesamtverzinsung.“ Sie setzt sich zusammen aus der laufenden Verzinsung, die angesichts weiterhin historisch niedriger Kapitalmarktzinsen auf 2,75 Prozent (Vorjahr 3,0 Prozent) im kommenden Jahr festgesetzt wurde, und einem Schlussüberschuss von circa 0,31 Prozent. Darüber hinaus erfolgt noch eine Beteiligung an den Bewertungsreserven.

Schon seit 1995 vertreibt die Nürnberger eine Variante der klassischen Tarife, die sogenannten Konzept-Tarife, die sich durch einen 30-prozentigen Aktienanteil in DAX®-Werten bei der Kapitalanlage auszeichnet. Nach 2,1 Prozent im laufenden Jahr wurde für die Konzept-Rentenversicherungen eine Gesamtverzinsung von 4,8 Prozent für 2017 deklariert.

Aus Oberursel im Taunus, dem Sitz der Alte Leipziger Leben (www.alte-leipziger.de) kam ebenfalls frühzeitig vor den anderen die Nachricht, dass der Lebensversicherer im Vorjahr (gemeint ist 2016) die laufende Verzinsung und die Schlussüberschussbeteiligung gegen den Branchentrend stabil gehalten hat. Jetzt reagiert auch sie eigenen Angaben zufolge auf das Zinsniveau der Kapitalmärkte mit einer Anpassung der Verzinsung: Die Gesamtverzinsung wird ab 2017 insgesamt 3,15 Prozent betragen (Vorjahr: 3,70 Prozent). Der Versicherer hebt erneut hervor, dass alte Tarifgenerationen mit höherem Garantiezins selbstverständlich weiterhin die vertraglich vereinbarte Zinsgutschrift erhalten. Die Gesamtverzinsung für Verträge mit laufendem Beitrag setzt sich bei der Alten Leipziger zusammen aus der laufenden Verzinsung mit 2,65 (Vorjahr: 3,05) Prozent, der Sockelbeteiligung an den Bewertungsreserven in Höhe von 0,2 (Vorjahr: 0,35) Prozent und dem Schlussüberschuss mit 0,3 (Vorjahr: 0,3) Prozent.

Die Provinzial Leben (www.provinzial.de) senkt ihre laufende Verzinsung von 3 auf 2,5 Prozent; einschließlich Schlussgewinn und Bewertungsreserve sinkt hier der Zins ebenfalls um 0,5 Prozentpunkte auf 4,0 Prozent.

Brandaktuell meldet die Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung Aktiengesellschaft (www.zurich.de), dass sie die laufende Verzinsung für das kommende Jahr auf 2,1 (2016: 2,3) Prozent gesetzt hat. Die Gesamtverzinsung inklusiv Schlussüberschuss beläuft sich 2017 auf 2,7 Prozent nach 2,95 Prozent 2016.

Ein Schuldiger für die abgesenkten Überschussbeteiligungen ist schnell ausgemacht. Die Mini-Renditen, die Versicherer derzeit an den Kapitalmärkten erzielen können, sind der Grund für die insgesamt niedriger ausgefallenen Überschussdeklarationen. Während einige Ökonomen schon einen Silbersteif am Zins-Horizont herbeireden, geht Alf Neumann, Privatkunden-Vorstand bei der Allianz Leben. Bekanntlich war auch wegen der schwierigen Lage an den Kapitalmärkten der gesetzlich festgelegte Garantiezins schon mehrfach gesenkt worden. Neumann: „Ich würde mich nicht wundern, wenn der Garantiezins 2018 angefasst würde!“ (-el / www.bocquel-news.de)

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