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Konzepte und Kriterien

Sterbetafel: ausgetüftelte Kalkulation ohne Glaskugel

18. August 2016 - Wie garantiert man eine lebenslange Rentenleistung - ohne die genaue Lebenserwartung der Versicherten zu kennen? Vor dieser Herausforderung stehen Lebensversicherer bei jeder Police. Bei der Errechnung der Lebenserwartung spielen die sogenannten Sterbetafeln eine zentrale Rolle.

Wie alt ein Mensch wird, kann niemand wissen – Gott sei Dank. Lebensversicherer aber müssen lebenslange Rentenleistungen garantieren, ohne zu wissen, wie lange ein Leben dauert. Um das Vertrauen in die Lebensversicherung nicht zu enttäuschen, müssen die Anbieter oft Jahrzehnte weit in die Zukunft kalkulieren und dabei die steigende Lebenserwartung nicht aus den Augen verlieren.

Aus der Perspektive der Versicherer gilt: Je älter die Versicherten werden, desto länger müssen auch die Renten bezahlt werden. Hierfür braucht der Versicherer ausreichend Kapital, um die garantierten Leistungen (zum Beispiel bei den Riester-Renten) auch wirklich erfüllen zu können. Für die Kalkulation von Rentenversicherungen ist die statistische Lebenserwartung deshalb entscheidend.

Sterbetafeln geben Auskunft über Lebenserwartung
Grundlage dafür sind Sterbetafeln. Aus einer Sterbetafel lässt sich ablesen, mit welcher Wahrscheinlichkeit eine Person eines bestimmten Alters in einem bestimmten Zeitraum sterben wird. In der Regel sind die Tafeln nach Geschlechtern differenziert, da Männer und Frauen unterschiedliche Lebenserwartungen haben.

Prinzipiell gibt es zwei Arten von Sterbetafeln:

  • Die Periodensterbetafel: Sie betrachtet die Sterblichkeitsverhältnisse einer Bevölkerung zu einem bestimmten Zeitpunkt, ist also eine Momentaufnahme. Für jedes Alter listet die Tafel auf, wie hoch die Sterblichkeit von Personen dieses Alters zum Zeitpunkt der Ableitung der Tafel ist.
  • Die Generationensterbetafel: Sie betrachtet den Verlauf der Sterblichkeit von Geburtsjahrgängen. Für die Menschen jedes betrachteten Geburtsjahrgangs spiegelt die Tafel den gesamten Verlauf der Sterblichkeit von der Geburt bis zum Tod. Dadurch berücksichtigt sie auch Veränderungen der Sterblichkeitsverhältnisse wie Verbesserungen der Lebenserwartung.

Häufig werden diese Sterbetafeln synonym verwendet; allerdings können Periodensterbetafeln nichts darüber aussagen, wie sich die Sterblichkeit in Zukunft verändern wird. So ist die tatsächliche Lebenserwartung 2016 sieben Jahre höher, als die Periodensterbetafel vermuten lässt. (siehe Artikel in den bocquel-news: Fehleinschätzung bei der eigenen Lebenserwartung).

Steigende Lebenserwartung mitberechnen
Genau dieser Aspekt ist jedoch für die Kalkulation von Rentenversicherungen der wichtigste, da diese Policen die Lebenserwartung in 40 oder 50 Jahren im Blick haben müssen.

Versicherer stützen sich in der Regel auf eine Generationensterbetafel, die von der Deutschen Aktuarvereinigung (www.aktuar.de), der Berufsvereinigung der Versicherungsmathematiker, herausgegeben wird. In der Erstellung der Tafel werden die Daten der gesetzlichen Rentenversicherung, Angaben des Statistischen Bundesamtes und Erfahrungswerte der Versicherungsunternehmen berücksichtigt. Wichtig ist auch, dass die Sterbetafeln nicht nur den Status Quo, sondern auch die Entwicklung der Sterblichkeit und Lebenserwartung abbilden. Wäre das nicht der Fall, wären die Kalkulationen unzuverlässig; und mit hoher Wahrscheinlichkeit wäre nicht genug Geld im kollektiven Sparschwein, um alle Renten lebenslang zahlen zu können.

Was die Lebenserwartung steigen lässt
Deshalb wird mit den Sterbetafeln der Versicherer versucht, einen Blick in die Zukunft zu werfen. Entwicklungen, die die Lebenserwartung erhöhen, müssen in der Kalkulation berücksichtigt werden. Gewisse Faktoren steigern die Lebenserwartung:

  • Medizinischer Fortschritt;
  • gesündere Lebensweise,
  • steigender Wohlstand,
  • humanere Arbeitsbedingungen und
  • höheres Bildungsniveau.

Für Versicherer bedeutet das: An ein mögliches zukünftiges Ansteigen der Lebenserwartung muss „mitgedacht“ werden – und zwar von Anfang an. Hinzu kommt, dass mit jedem dazugewonnenen Lebensjahr die Wahrscheinlichkeit steigt, älter zu werden.

Aber auch mit Mathematik und Sterbetafeln gibt es beim Blick in die Zukunft immer noch einige Unwägbarkeiten. Deshalb müssen die Versicherer in ihrer Kalkulation Sicherheiten einrechnen. Dadurch wird der Versicherer in die Lage versetzt, auch dann alle Leistungen zahlen, wenn die Lebenserwartung stärker steigt als erwartet. Entwickelt sich die Lebenserwartung aber wie vorhergesagt, bekommen die Versicherten das für die Sicherheiten einkalkulierte Geld über die Überschussbeteiligung zurück. (ml / www.bocquel-news.de)

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