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PKV: Beitragsentwicklung ist sichtlich verbessert

10. August 2017 - Für die private Krankenversicherung steht es gar nicht so schlecht. Beitragsanpassungen sowie die Entwicklung der Zusatz-Versicherungen in der PKV werden im aktuellen Marktausblick der Assekurata unter die Lupe genommen. In der Vollversicherung konnte der Prämienabrieb deutlich abgebremst werden.

Für die meisten privaten Krankenversicherer (PKV) verlief das Geschäftsjahr 2016 in Summe besser als das Jahr davor. Doch nachhaltige Ruhe an der Beitragsfront sei nicht in Sicht, heißt es im aktuellen Marktausblick zur privaten Krankenversicherung 2017 der Ratingagentur Assekurata (www.assekurata.de). Einer der Gründe sei die anhaltende Niedrigzinsphase, die auch in den kommenden Jahren durch die weitere Absenkung des Rechnungszinses für Beitragsanpassungen sorgen dürfte. Die Fähigkeit, erhöhte Beitragsanpassungen durch vorhandene Finanzpolster abfedern zu können, ist ein Qualitätskriterium, welches den Markt vergleichsweise stark spreizt. „Die Krankenversicherer sind angehalten, die größtenteils üppige Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB) dazu zu nutzen, die notwendigen Beitragsanpassungen im Kunden- aber auch im Unternehmensinteresse abzumildern“, sagt Gerhard Reichl, Fachkoordinator Krankenversicherung bei der Assekurata.

Für den Marktausblick wurden zunächst die Fakten des abgelaufenen Geschäftsjahres unter die Lupe genommen. Das Kapitalanlageergebnis der privaten Krankenversicherer hierzulande stieg demnach in Summe um rund 600 Millionen Euro auf knapp 9,4 Milliarden Euro an. Nach Einschätzung des Assekurata-Experten dürfte sich die Gewinnsituation 2017 weiter verbessern, da aufgrund der zu Jahresbeginn durchgeführten Beitragsanpassungen mit höheren versicherungsgeschäftlichen Ergebnissen zu rechnen ist.

Trendwende in der Vollversicherung?
In der Ergänzungsversicherung verzeichnete die PKV auch 2016 eine positive Entwicklung. Insgesamt erhöhte sich die Zahl der Zusatzversicherungsverträge jedoch lediglich um 1,3 Prozent, so dass die Zuwachsrate geringer ausfiel als 2015 (1,75 Prozent). Die Pflegeergänzungs- und die Zahnzusatzversicherung sind und bleiben der Wachstumstreiber in diesem Geschäftsfeld. Hingegen wartet die von einigen Marktteilnehmern zum Hoffnungsträger auserkorene betriebliche Krankenversicherung (bkV) vertriebsseitig immer noch auf den Durchbruch. Nach Angaben des PKV-Verbandes (www.pkv.de) stieg die Zahl der versicherten Personen in diesem Geschäftsfeld 2016 gerade mal um 31.800 auf 606.800.

In der Vollversicherung reduzierten die PKV-Unternehmen 2016 marktweit den Bestandsabrieb mit netto 14.600 Personen im Vergleich zu den Vorjahren deutlich. „Mit einem Rückgang um 0,2 Prozent hat die Branche ein durchaus zufriedenstellendes Jahr hinter sich“, sagt Gerhard Reichl. Ursächlich hierfür sei der verbesserte Saldo zwischen Wechslern aus gesetzlichen Krankenkassen (GKV) in die PKV und umgekehrt. Hatten 2015 die Abgänge zur GKV die Zugänge noch um 19.500 Personen übertroffen, ist den Angaben zufolge der Saldo 2016 mit minus 1.100 nahezu ausgeglichen. „Dies ist insofern bemerkenswert, als der PKV-Verband bereits Ende September und damit genau zum Jahresendgeschäft prognostiziert hatte, dass auf rund zwei Drittel der Privatversicherten spürbare Beitragsanpassungen im zweistelligen Bereich zukommen würden“, ergänzt Reichl.

Absolute Beitragserhöhungen niedriger als in der GKV
Im Zehnjahresvergleich 2007 bis 2017 haben sich im Assekurata-Durchschnitt die Bestandsbeiträge im Normalgeschäft um rund 53 Prozent erhöht, was einer jährlichen Anpassungsrate von 4,2 Prozent entspricht. Das beitragsstabilste Unternehmen kommt auf einen Wert von 32 Prozent beziehungsweise 2,9 Prozent pro Jahr. Zum Vergleich: Der GKV-Höchstbeitrag (inklusive Zusatzbeitrag) ist in den vergangenen zehn Jahren zwar „nur“ um knapp 30 Prozent beziehungsweise 2,8 Prozent pro Jahr gestiegen, absolut gesehen liegt die GKV mit einem Beitragsanstieg von insgesamt 156 Euro jedoch rund 17 Euro über dem Assekurata-Durchschnitt. „Bei einem Vergleich zwischen GKV und PKV, die an dieser Stelle primär eine Positivauswahl darstellt, gilt es zudem das lebenslange, garantierte Leistungsversprechen und den im Regelfall höheren Leistungsumfang der PKV zu berücksichtigen“, betont Gerhard Reichl.

Hohe Kundenzufriedenheit bei den Vollversicherten
Die positive Entwicklung der Beitragsanpassungssätze in den Jahren 2013 bis einschließlich 2016 spiegelt sich auch im Stimmungsbild bei den von Assekurata durchgeführten Kundenbefragungen wider. So hat sich die Zufriedenheit der vollversicherten Kunden mit der Beitragsentwicklung sichtlich verbessert. Hatten sich 2013 nur knapp zwei Drittel (63,8 Prozent) der Vollversicherten zufrieden bis vollkommen zufrieden geäußert, lag der Wert 2016 immerhin bei fast drei Viertel (71,2 Prozent). „Auch wenn die Zufriedenheit mit der Beitragsentwicklung aus unserer Sicht noch verbesserungswürdig ist – dies betrifft insbesondere die Nicht-Beihilfeversicherten in der Altersklasse 50 bis 69 – zeigen die Analysen im Ergebnis dennoch eine konstant hohe Kundenzufriedenheit“, hebt Gerhard Reichl hervor. „So waren zuletzt 96,0 Prozent der Vollversicherten alles in allem betrachtet mit ihrem privaten Krankenversicherer zufrieden, sehr oder gar vollkommen zufrieden. 2013 hatte der Wert 95,3 Prozent betragen.“

Vorerst kein Ende der Rechnungszinsabsenkungen in Sicht
Die Zinsentwicklung und die Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) schlagen nun jedoch endgültig auch auf die Kunden der privaten Krankenversicherung durch, was sich in den kommenden Jahren negativ auf das Zufriedenheitsniveau der Kunden auswirken könnte, ist sich Reindl sicher. Für die Branche werde es immer herausfordernder, in der Neuanlage selbst den seit Unisex abgesenkten und üblichen Kalkulationszinssatz von 2,75 Prozent zu erzielen. Besonders deutlich zeige sich dies am Rückgang der laufenden Durchschnittsverzinsung, die 2016 mit voraussichtlich rund 3,5 Prozent ihren historischen Tiefstand erreicht haben dürfte.

„Auch der aktuarielle Unternehmenszins (AUZ) fällt weiter und rutscht 2017 im Assekurata-Durchschnitt bereits auf 2,8 Prozent ab, so dass branchenweit bei gleichbleibender Entwicklung kurzfristig ebenfalls der Rechnungszins der Unisex-Tarife abgesenkt werden müsste“, warnt Gerhard Reichl. „Einige Unternehmen haben diesen Schritt bereits vollzogen. Im Assekurata-Durchschnitt liegt der Rechnungszins im Bestand aktuell noch bei 3,07 Prozent, so dass sich für die kommende Beitragsanpassungsrunde 2018 im Mittel ein Absenkungsbedarf von rund 30 Basispunkten ergibt.“

RfB-Mittel zur Beitragsstabilisierung einsetzen
Im Sinne einer Verstetigung der Beitragsentwicklung plädiert die Branche laut Reindl für eine Reform der Anpassungsmodalitäten. Hohe prozentuale Beitragssteigerungen führen oft zu Verständnisproblemen beziehungsweise Beschwerden. „Neben der flexibleren Prämienanpassung durch die Aufnahme des Rechnungszinses als auslösenden Faktor gehören die Öffnung beziehungsweise Weiterführung des Standardtarifs für Versicherte ab 2009 und die Reform der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) zu den drängendsten Themen für die Branche“, konstatiert der Krankenversicherungskoordinator.

Ähnlich wie bei der Novellierung der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) im Jahr 2012 dürften aber auch mit einer neuen GOÄ mehr oder weniger starke Beitragserhöhungen für die Privatversicherten verbunden sein, wobei sich die Preiserhöhungen für ärztliche Behandlungen laut dem Vorsitzenden des PKV-Verbands Uwe Laue mit weniger als 6 Prozent im Rahmen halten sollen.

Unter die Lupe genommen
Im „Marktausblick zur Versicherungswirtschaft 2017/2018“ zeichnet die Assekurata Assekuranz Rating-Agentur ein aktuelles Bild über die Situation und Stimmung hier speziell in der privaten Krankenversicherung. In dem 88-seitigen Bericht werden jedoch auch die Markttrends der Lebensversicherung sowie der Schaden-/Unfallversicherung unter die Lupe genommen. Gegen eine Schutzgebühr von 378 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer kann der Bericht auf der Internetseite www.assekurata.de bestellt werden. (-el / www.bocquel-news.de)

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