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Mittelständler sind nicht auf die DSGVO vorbereitet

19. April 2018 - Gut einen Monat vor dem Start des europäischen Datenschutzrechts (DSGVO) ist jeder zweite Mittelständler in Deutschland völlig planlos: 36 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) haben von den neuen Regeln noch nicht einmal etwas gehört – so das Fazit einer Forsa-Umfrage im Auftrag des GDV.

Der GDV Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (www.gdv.de) legt mit seinem Auftrag zur repräsentativen Forsa-Umfrage den Finger in die Wunde. Es geht um den Datenschutz und die neue Gesetzgebung durch die EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) ab 25. Mai 2018. Vor allem die mittleren und kleinen Unternehmen sind zum Teil völlig ahnungslos, was da auf sie zukommt. Ein Fünftel von ihnen weiß zwar davon, hat sich aber noch nicht darauf vorbereitet. Das geht jetzt aus der repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des GDV hervor.

Risiko Cyberangriff: Unternehmen bleiben künftig nur 72 Stunden Zeit, um eine Attacke den Datenschutzbehörden zu melden. Wie die Forsa-Experten herausfanden, haben sich nur jeweils 22 Prozent der KMU auf die Scharfschaltung der EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) vorbereitet oder wollen noch Änderungen umsetzen.

„Die Mehrheit der kleinen und mittleren Unternehmen nimmt den Datenschutz immer noch auf die leichte Schulter“, sagt Peter Graß, Cyberversicherungsexperte des GDV. Demnach fehlten oft Regeln zum Umgang mit sensiblen Informationen, auch die IT-Technik sei häufig lückenhaft. „Ohne ausreichende Schutzvorkehrungen drohen den Unternehmen hohe wirtschaftliche Schäden, etwa infolge von Cyberangriffen oder aufgrund staatlicher Bußgelder“, mahnt Graß.

Hohe Strafen und Schadenersatzansprüche drohen
Viel Zeit bleibt den Unternehmen beim Datenschutz nicht mehr: Am 25. Mai läuft die zweijährige Übergangsfrist seit Inkrafttreten der DSGVO aus. Ab dann gelten für alle Unternehmen, die eine Niederlassung in der EU haben und Kunden- oder Mitarbeiterdaten verarbeiten, strengere Informationspflichten und Meldeanforderungen bei Datenpannen. Bei Verstößen drohen den Firmen – egal ob Handwerksbetrieb oder kalifornischer Internetgigant – zudem höhere Strafen und erweiterte Schadenersatzansprüche. In der Praxis dürfte so gut wie jeder Betrieb von der Verordnung betroffen sein.

Doch laut Forsa-Umfrage wird deutlich, dass je kleiner die Firmen, desto schlechter sind sie darauf vorbereitet: So ist 38 Prozent der Kleinstunternehmen mit bis zu neun Beschäftigten nicht bekannt, dass sich das Datenschutzrecht ändert. Weitere 20 Prozent von ihnen wissen das, haben aber keine Vorkehrungen getroffen. Von den mittleren Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten haben hingegen nur acht Prozent noch nichts unternommen und lediglich 13 Prozent nichts von der EU-DSGVO gehört. Dafür sind 77 Prozent von ihnen vorbereitet (58 Prozent) oder haben bereits Anpassungen geplant (19 Prozent).

Unternehmen beklagen zu wenig Informationen und zu wenig Zeit
Als Gründe für die ausgebliebene Vorbereitung nennen die KMU vor allem mangelndes Wissen, zu wenig Zeit und geringe Relevanz des Datenschutzes. 35 Prozent der unvorbereiteten Unternehmen gaben an, keine ausreichenden Informationen über die notwendigen Änderungen zu haben. Für 31 Prozent hat nach eigenen Angaben bislang die Zeit gefehlt, sich mit dem Thema zu beschäftigen. 15 Prozent der Betriebe wollen erst abwarten, wie sich andere Unternehmen auf die Datenschutzgrundverordnung vorbereiten. Für die Untersuchung wurden insgesamt 300 Entscheider in kleinen und mittleren Unternehmen im März und April befragt.

Gerade bei den immer häufigeren Cyberangriffen kann sich diese schlechte Vorbereitung rächen. „Haben die Unternehmen den Verdacht, dass ihre Computer angegriffen und eventuell Daten von Kunden, Auftraggebern oder Mitarbeitern abgegriffen wurden, bleiben ihnen künftig nur 72 Stunden Zeit, um die Attacke den Datenschutzbehörden zu melden“, sagt Graß. „Mit Blick auf die Datenschutzgrundverordnung merken wir schon ein erhöhtes Interesse an Cyberversicherungen.“ (-el / www.bocquel-news.de)

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