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Kann Monstersturm „Maria“ jetzt den Markt drehen?

21. September 2017 - Was tut sich am Rückversicherungsmarkt, was am Markt der Rückversicherungsmakler? Wie steht es augenblicklich um den ILS-Markt mit Versicherungs-Verbriefungen? Steht eine Wende für die Erneuerungsgespräche bevor? Jetzt stellen Hannover Rück und Talanx ihr Gewinnziel 2017 in Frage.

Was „Harvey“ und „Irma“ in den vergangenen zwanzig Tagen nicht schafften, könnte der schwere Tropensturm „Maria“ jetzt erreichen: eine Wende in der Preisgestaltung. So jedenfalls sieht das Jan-Oliver Thofern, Chairman und Chief Executive Officer (CEO) von Aon Benfield Deutschland (www.aon.com/germany). Am Dienstag wagte er in einer Telefonkonferenz eine erste Prognose, was die Veränderung vom weichen in einen preislich festeren Markt für die bevorstehenden Erneuerungsrunden der Rückversicherer betrifft.

Als vor zehn Tagen die Rückversicherer aus aller Welt in Monte Carlo zu ihrem traditionellen Treffen, dem Rendez-vous de Septembre, zusammen kamen, beherrschten die beiden Hurrikane „Harvey“ und „Irma“ die Gespräche. Die Hoffnung, dass sich angesichts der Milliarden-Schäden der Naturgewalten der Markt drehe, wurde da noch im Keim erstickt. Da war auch der jetzige Tropensturm „Maria“ noch gar nicht „geboren“, der nun aber umso heftiger mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 Kilometer pro Stunde über die Amerikanischen Jungferninseln und Puerto Rico hinwegfegt. Der Nationale Wetterdienst rief Sturmflut-Alarm aus und warnte vor Überschwemmungen.

„Das ist ein nie da gewesener Sturm“, sagte Puerto Ricos Gouverneur Ricardo Rossello dem Sender NBC. „Außerdem ist es ein langsamer Sturm. Er wird für eine Weile in Puerto Rico sein.“ Jetzt geht man beim Rückversicherungsmakler Aon Benfield davon aus, dass Hurrikan „Maria“ und die dadurch entstehenden Schäden die Preisgespräche der Erneuerungsrunden beeinflussen könnten.

Bereits beim Rückversicherer Treffen in Monte Carlo war angekündigt worden, das es längere Zeit dauern würde, bis das ganze Schadenausmaß von „Harvey“ und „Irma“ konkret benannt werden könnte. Auch jetzt könnten noch längst keine definitiven Schätzungen zu den versicherten Schäden im Südosten der USA gemacht werden, hieß es am Dienstag im Gespräch mit Journalisten. „Wir wollen keine weitere Unsicherheit im Markt verursachen“, sagte Dan Dick, Executive Managing Director bei Aon Benfield Analytics. Wenn er jetzt verfrüht Zahlen nennen würde, könnte sich das negativ für Kunden und die Erneuerungsgespräche auswirken. Laut Dan Dick vermittelt Aon circa 75 Prozent der Policen in Florida.

Wie bereits mehrfach berichtet, hatte Monstersturm „Harvey“ hauptsächlich mit Überschwemmungen für ein riesiges Schadenausmaß gesorgt, was für einen Hurrikan eher untypisch sei. In den USA gibt es kaum Flutversicherungen. Unterm Strich würden daher vor allem ökonomische Schäden aufgenommen, für die der Staat bezahlen werde. Die Versicherungsbranche treffe das gring.

Noch keine Schadenschätzungen
Den Rückversicherungsmarkt stärker betreffen könnte Hurrikan „Irma“. Der Deutschland-Chef von Aon Benfield, Jan-Oliver Thofern möchte auch hier noch keine Schadenschätzungen abgeben, aber doch darauf hinweisen, dass die Windstärke von „Irma“ doch für besonders starke Zerstörungen gesorgt habe, die als versicherte Schäden gewertet werden müssten. Die Risikoanalysten von Air Worldwide (www.air-worldwide.com) gaben hier inzwischen erste Schadenschätzungen von bis zu 40 Milliarden US-Dollar (entspricht rund 33 Milliarden Euro) ab. Diese Schadenhöhe sei nicht groß genug, um die Preise in der Rückversicherung signifikant zu drehen, heißt es dazu bei Aon Benfield.

Dan Dick machte in diesem Zusammenhang deutlich, dass Häuser und weite Gebiete im US-Bundesstaat Florida schon durch den besonders schweren Tropensturm „Andrew“ im Jahre 1992 zerstört worden waren. Die danach neu errichteten Gebäude scheinen sozusagen Hurrikan-resistent. Nur ältere Gebäude wurden diesmal stärker in Mitleidenschaft gezogen oder ganz zerstört. „Keiner der Hurrikans wird den Markt drehen“, so das Credo von Dan Dick.

Moderater Einfluss auf die Preise
Wenn nach Meinung von Jan-Oliver Thofern Hurrikan „Maria“ die Preise beeinflussen könnte, dann in erster Linie wegen der Gesamtschadenbelastung des Marktes. Es hänge von der Gesamtschadenbelastung ab, wie sich das auf Naturgefahrenrückversicherung auswirke. Dabei sei nicht auszuschließen, dass die Schäden „einen moderaten Einfluss auf die Preise haben könnten, wenn sie tatsächlich am oberen Ende der aktuellen Schätzungen liegen“. Es sei denkbar, dass weitere schwere Naturkatastrophen dieses Jahr, und dazu zählt Thofern auch den aktuellen Hurrikan „Maria“, den Ausblick auf die Erneuerungsrunden signifikant aufheizen könnten.

Was die Ergebnisse der Rückversicherer betrifft, ist die Situation laut Thofern eindeutiger. Er ist sich ziemlich sicher, dass das Schadenausmaß von „Harvey“ und „Irma“ auch Auswirkungen auf die Ergebnisse der Rückversicherungsbranche habe.

Kapitalisierung des Marktes
Allerdings müsse man aber auch die Kapitalisierung des Marktes zu betrachten. Ende des ersten Halbjahres 2017 sei von einer weltweiten Kapitalbasis der Rückversicherer von rund 605 Milliarden US-Dollar (knapp 505 Milliarden Euro) die Rede gewesen. „Das ist ein Allzeit Hoch und eine Gesamtsteigerung von 2 Prozent“, betonte Thofern. Weiter leitete er davon ab, dass 90 Milliarden US-Dollar (circa 75 Milliarden Euro) dieser Summe aus alternativen Quellen stammen, was rund 15 Prozent ausmache und eine Steigerung von 10 Prozent im Vergleich zu Ende 2016 bedeute. Demnach habe das alternative Kapital quasi den gesamten Zuwachs der weltweiten Kapazität bestimmt.

In Sachen ILS (Insurance Linked Securities, das sind Versicherungsverbriefungen) sagte Paul Schultz, CEO der Aon Securities in Chicago, dass sich der Markt günstig entwickelt. Bei Aon geht man hier von weiterem Wachstum aus. Der ILS-Markt erreichte schon Ende Juni 2017 ein Rekord-hoch. Demnach betrug die Summe der ausgegebenen Katastrophenbonds rund 11 Milliarden US-Dollar (9,1 Milliarden Euro). Die Bedingungen der ILS nähern sich laut Schultz immer stärker denen des traditionellen Marktes, das sei ein Wachstumstreiber. So würden Investoren de ILS-Markt heutzutage weniger riskant einschätzen - als noch vor ein paar Jahren.“ (-ver / www.bocquel-news.de)

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