logo
logo

Namen und Nachrichten

Ende einer Ära und nahtloser Wachwechsel

27. April 2017 - Stabwechsel bei der Munich Re. Während der Hauptversammlung am Mittwoch in München verabschiedete sich Nikolaus von Bomhard 60-jährig nach 13 Jahren als Vorstands-vorsitzender. Nachfolger Joachim Wenning begann wie von Bomhard seine berufliche Laufbahn beim weltweit größten Rückversicherer.

Bis gestern drehte er noch am ganz großen Rad der Munich Re (www.munichre.com), dem größten Rückversicherer weltweit: Nikolaus von Bomhard. Nach mehr als dreizehn Jahren räumte der 60-Jährige gestern seinen Chefsessel als Vorstandsvorsitzender der Münchener Rückversicherung AG. Es gab Standing Ovations für ihn gestern, Mittwoch, bei der Hauptversammlung. Der Stabwechsel zu seinem Nachfolger Joachim Wenning erfolgte gestern bei der Hauptversammlung der Munich Re.

IM passenden Rahmen würdigte der Aufsichtsratsvorsitzende der Munich Re, Bernd Pischetsrieder, die Leistung des scheidenden Vorstandsvorsitzenden von Bomhard: „Nikolaus von Bomhard hat den Konzern in einer schwierigen Phase übernommen und mit veränderter Strategie zum Erfolg geführt; so hat die Munich Re auch die Finanzkrise unbeschadet überstanden.“

Auch von Bomhard richtete nochmals das Wort an die Hauptversammlung und sprach von der Bedeutung der Innovationen für die Munich Re: „Unser Anspruch ist es, die Chancen und Risiken neuer Technologien früher und besser zu verstehen als unsere Konkurrenz und auf der Basis dieses Wissens neuartige Produkte und Geschäftsmodelle zu entwickeln. Ich bin stolz auf das, was Munich Re beim Thema Innovation über die gesamte Gruppe hinweg auf den Weg gebracht hat.“

Zum Geschäftsverlauf 2016 sagte von Bomhard: „Das Konzernergebnis von 2,6 Milliarden Euro liegt erfreulicherweise über der Mitte der als Gewinnziel ausgegebenen Spanne. Wir haben diesen Gewinn in einem schwierigen Umfeld erzielt, ohne die Substanz des Unternehmens zu schwächen. Deshalb sind wir mit dem Ergebnis zufrieden.“ Als erste, noch sehr frühe Einschätzung der ersten drei Monate des laufenden Jahres sagte von Bomhard: „Nach einer ersten Einschätzung liegen wir bislang gut auf Kurs, um unser Gewinnziel 2017 zu erreichen.“ Zahlen zum 1. Quartal 2017 wird die Munich Re am 9. Mai 2017 veröffentlichen.

In allen Bereichen hatte von Bomhard während seiner Amtszeit Innovationen angestoßen, die sich auch in einer positiven Entwicklung des Aktienkurses niedergeschlagen haben: „Was wir Ihnen heute präsentieren ist zwar nicht goldgerändert, aber ein ordentliches Ergebnis, wir haben die Substanz des Unternehmens nicht angetastet”, sagte von Bomhard vor den Aktionären.

Bei von Bomhards Amtsantritt im Jahr 2004 war die wirtschaftliche Lage der Munich Re alles andere als rosig. „Die Lage war damals wirklich schwierig, ich stand von Beginn an unter hohem Erwartungsdruck“, sagte er. Damals schien die Abwärtsspirale des Dax’ unaufhaltsam. Laut von Bomhard verloren wichtige Beteiligungen der Münchener Rückversicherung AG kontinuierlich an Wert. „Unser Eigenkapital schwand daher rapide“, sagte der gebürtige Mittelfranke in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Dort hatte von Bomhard auch berichtet, dass er im Herbst 2003 - noch vor seiner Amtsübernahme als Vorstandsvorsitzender - gemeinsam mit Jörg Schneider (heute Finanzvorstand) bei Investoren für eine Kapitalerhöhung geworben hatte und sie platzierte. Mit dem Milliardenerlös habe sich die Lage stabilisiert. Von Bomhard: „Von daher war ich optimistisch.“ Damals teilten Schneider und er die Erkenntnis, dass sich das Geschäftsmodell der Münchener Rück grundlegend ändern musste. Seinen Angaben zufolge sollten die Gewinne zukünftig vor allem aus dem Versicherungsgeschäft kommen und nicht mehr überwiegend aus den Erträgen der Kapitalanlagen. Gegenüber der Süddeutschen sagte er dazu: „Dank dieses fundamentalen strategischen Schwenks ist die Munich Re ein paar Jahre später auch fast ohne Kratzer durch die Finanzkrise gekommen.“

Damals wendetet sich das Blatt allmählich. In der Jetztzeit gewann die Aktie der Munich Re in den vergangenen fünf Jahren kräftig hinzu, allerdings insgesamt nicht ganz so viel wie die Papiere von Mitbewerbern. Heutzutage - zur Anhebung der Dividende um 35 Cent auf 8,60 Euro erklärte von Bomhard: „Unsere Dividendenpolitik bleibt nachhaltig und aktionärsfreundlich. Seit fast fünfzig Jahren haben wir die Dividende nicht mehr gesenkt.“

Zusätzlich gibt die Munich Re nicht benötigtes Kapital über Aktienrückkaufprogramme zurück: Seit der Hauptversammlung im vergangenen Jahr sind demnach Aktien im Wert von 999.999.115 Euro zurückgekauft worden; während der Hauptversammlung gestern in München wurde verkündet, dass dies 6.025.989 Aktien oder rund 3,74 Prozent des Grundkapitals entspreche. Über ein weiteres Aktienrückkaufprogramm sollen im Zeitraum bis zur Hauptversammlung am 25. April 2018 erneut Aktien im Wert von bis zu 1 Milliarden Euro zurückgekauft werden, vorausgesetzt, dass massive Verwerfungen an den Kapitalmärkten und im operativen Geschäft auch in 2017 ausbleiben. Nimmt man Dividenden und Aktienrückkäufe zusammen, so hat Munich Re seit 2005 über 23 Milliarden Euro an ihre Aktionäre zurückgegeben.

Mit Nikolaus von Bomhard geht bei der Munich Re eine Ära zu Ende, die von zahlreichen Höhen und Tiefen geprägt wurde, die der bisherige Konzern-Chef jedoch umsichtig zu umschiffen wusste, zumal er im entscheidenden Moment mit seinem Vorstands-Team gemeinsam manche Härten auffangen und/oder abwenden konnte.

In einem Interview mit der Süddeutschen und dem Versicherungsmonitor verteidigte von Bomhard die sinkenden Ergebnisse der vergangenen Jahre. Auch während der seiner letzen Bilanz-Pressekonferenz der Munich Re vor wenigen Wochen am 15. März nahm er offen Stellung „den größten Fehlern in seiner Amtszeit“. Dazu zählte er die späte Umsetzung der Erkenntnis, dass Lebensversicherer mit Zinsgarantien erheblich unter Druck kommen (bocquel-news 16. März 2017 Trotz Gewinnrückgang ist die Munich Re zufrieden).

Die Zukunft der Rückversicherung sieht der promovierte Jurist positiv. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung äußerte von Bomhard die Vermutung, dass „die Munich Re-Aktie über einen längeren Zeitpunkt die Entwicklung der Papiere fast aller Wettbewerber“ schlage. Sein knapper Kommentar: „Das ist die Art von Nachhaltigkeit, für die wir stehen.“

Des Weiteren betonte er, dass die Munich Re nicht die Substanz des Unternehmens schwächen werde, um in schwachen Märkten unveränderte oder gar steigende Ergebnisse auszuweisen. „Unsere Reserven sind Ende 2016 mindestens so hoch wie im Vorjahr“ sagte er. „Wir zeigen, was ist, und reden es nicht schön“, erklärte von Bomhard gegenüber Journalisten. Außerdem sei das Unternehmen zurückhaltend bei den Versprechungen und überrasche dann lieber positiv.

Übrigens hat Nikolaus von Bomhard gleich nach seinem Studium eine Trainee-Ausbildung bei der Münchener Rück AG absolviert und blieb dann sein ganzes Berufsleben in unterschiedlichen Positionen in verschiedenen Ländern beim Marktführer unter den Rückversicherern. Seine Ernennung zum Vorsitzenden des Vorstands erfolgte zum 1. Januar 2004.

Auch von Bomhards Nachfolger, der 52-jährige Dr. oec. publ. Joachim Wenning trat direkt nach Studium und Diplom 1991 in die Münchener Rück AG ein. Anfang 1997 schloss sich innerhalb des Konzerns ein zweieinhalbjähriger Aufenthalt bei der damaligen Hamburg-Mannheimer Versicherungs-AG in Hamburg an. Nach seiner Rückkehr aus Hamburg leitete Dr. Wenning ab Mitte 2000 die Abteilung "Lebensrückversicherung Lateinamerika, Südeuropa und Mittlerer Osten" und war verantwortlich für das Lebensrückversicherungsgeschäft in diesen Ländern. Weitere Stationen im Konzern schlossen sich an. Seit 1. Januar 2009 ist Dr. Wenning Mitglied des Vorstands der Münchener Rück AG. Von Januar 2009 bis 31. Januar 2017 war er verantwortlich für Life, im Oktober 2013 übernahm er zusätzlich den Zentralbereich Human Resources und ist seitdem auch Arbeitsdirektor. Jetzt ist er der neue Vorstandsvorsitzende der Munich Re.

Die Hauptversammlung gestern in München widmete sich in der Hauptsache anderen Themen. So billigte sie unter anderem eine Anhebung der Dividende auf 8,60 (Vorjahr 8,25) Euro pro Aktie. Damit schüttet die Munich Re gut 1,3 Milliarden Euro an ihre Aktionäre aus. 

Der Beschlussvorschlag zur Billigung des Systems zur Vergütung der Vorstandsmitglieder fand dagegen keine Mehrheit auf der Hauptversammlung. Die Mehrheit der Hauptversammlung folgte damit Beschlussempfehlungen von Stimmrechtsvertretern. Diese hatten insbesondere kritisiert, dass die Munich Re die konkreten Ziele – und deren Bewertung – der einzelnen Vorstandsmitglieder nicht veröffentliche. Eine solche Veröffentlichung erfolgt bislang aufgrund der hohen Markt- und Wettbewerbsrelevanz der Verzielung nicht. Der Aufsichtsrat wird über die Konsequenzen des Votums der Hauptversammlung beraten. Alle Abstimmungsergebnisse sind im Internet unter www.munichre.com/hv veröffentlicht. Über das Aktionärsportal erhalten die Aktionäre fortlaufend aktuelle Informationen zu Munich Re. (-el / www.bocquel-news.de)

zurück

Achtung Copyright: Die Inhalte von bocquel-news.de sind nach dem Urheberrecht für journalistische Texte geschützt. Die Artikel sind ausschließlich zur persönlichen Lektüre und Information bestimmt. Abdrucke und Weiterverwendung - beispielsweise zum kommerziellen Gebrauch auf einer anderen Homepage / Website oder Druckstücken - sind nur nach persönlicher Rücksprache mit der Redaktion (info@bocquel-news.de) gestattet.