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Namen und Nachrichten

Ein Jahrhundert-Sommer mit riesigen Ernteausfällen

16. Juli 2018 - Während die aktuell hochsommerlichen Temperaturen hierzulande viele Menschen in Urlaubsstimmung versetzen, fürchtet eine Vielzahl der Landwirte erhebliche Ertragseinbußen durch die andauernde Trockenheit. Einen Versicherungsschutz dagegen gibt es explizit in Deutschland nicht, – auch wenn die Branche das fordert.

Die Monate Juni und Juli 2018 haben das Zeug zum „Jahrhundert-Sommer“ – gut für alle Sonnenhungrigen, bedrohlich für landwirtschaftliche Betriebe. „Wir werden erneut eine Ernte haben, die weit unter dem Durchschnitt liegt. Einige Betriebe haben wegen der Dürre nicht geerntet, sondern den Bestand direkt gehäckselt“, sagt der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied. Genauer äußert sich Rainer Langner, Chef der Vereinigte Hagelversicherung VVaG (www.vereinigte-hagel.net), denn er sagt: „Ich fürchte, dass wir die Schadensumme von 2 Milliarden Euro überschreiten werden.”

Es gab auch schon ein Jahr mit 2,3 Milliarden Euro als Höchststand bei den Schäden, wobei in diesem Jahr auch die wiederholten Unwetter der vergangenen Wochen mit einberechnet werden könnten.

Rainer Langner weiß, dass seit Jahren ein finanzieller Versicherungsschutz bei Dürreperioden gefordert wird. Das treffe bei den Landwirten jedoch auf taube Ohren. Sie wehren sich allem Anschein nach gegen eine solche Versicherung, weil sie die Höhe der Prämien fürchten. Außerdem würde die Kalkulation der Tarife nicht individuell für einen bestimmten Bauernhof und dessen Felder ermittelt werden können, sondern würde weitflächige Landstriche umfassen. Wie das gehen sollte, ist der Bauernschaft offensichtlich nicht geheuer.

Auch wenn das Kind einen anderen Namen als „Dürre- oder Trockenheits-Versicherung“ trägt, so gibt es laut Rainer Langner hierzulande trotzdem ein entsprechendes Absicherungsmodell. Der Vorstands-Chef der Vereinigte Hagel, Rainer Langner, erklärt, wie das funktioniert: Es geht hier um eine sogenannte Index-Lösung, die als Ernteausfallversicherung bezeichnet werden kann. Zunächst werden die Summen der durchschnittlichen landwirtschaftlichen Erträge aller Bauernhöfe in einem Landkreis ermittelt. Sie werden dann mit den geldwerten Erträgen verglichen, die wie ganz aktuell bei anhaltender Trockenheit eingefahren werden. Die finanzielle Differenz wird dann noch um einen zuvor vereinbarten Selbstbehalt reduziert und kann dann an die betroffenen Landwirte in dieser Region ausbezahlt werden.

Doch die Landwirte machen da nicht mit. Wie Rainer Langner berichtet, hat der in Gießen ansässige Versicherer bisher ganze fünf Abschlüsse in ganz Deutschland verzeichnet. Und das bei insgesamt 267.800 landwirtschaftlichen Betrieben, die hierzulande gemeldet sind.

Offensichtlich reden sich die Landwirte damit heraus, dass die Beschaffenheit der Böden überall anders und nicht vergleichbar sei. Ein guter Boden könne Trockenheit besser verkraften als ein schlechter; für die Index-Lösung wird jedoch der gesamte Landkreis zur Ermittlung herangezogen.

Während die Index-Lösung speziell bei großer Trockenheit herhalten soll, wird die eigentliche Hagel-Versicherung öfter nachgefragt.

Wie der Marktführer, die Vereinigte Hagel, mitteilt, versteht sich der Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit hier als Spezialversicherer für Landwirtschaft, Gemüse-, Obst- und Weinbau. Dem VVaG Verein gehören circa 110.000 Mitglieder, das sind die versicherten Betriebe, an.

Rund 2.500 Agenturen der Vereinigten Hagel betreuen und beraten die Mitglieder in Versicherungsfragen und akquirieren zugleich das Neugeschäft.

Im Schadenfall regulieren bundesweit rund 1.000 Sachverständigen-Experten die Schäden vor Ort in 66 Bezirksvereine – in Deutschland und im Ausland, wo die Vereinigte Hagel Anteile an regionalen Versicherungsgesellschaften hält. Koordiniert werden die Geschäfte von der Direktion/Hauptverwaltung in Gießen und acht Bezirksdirektionen, bei denen 70 Außendienstmitarbeiter beschäftigt sind.

Rund 8,0 Millionen Hektar Fläche versichern nicht einmal zehn Hagelversicherer in Deutschland (siehe Grafik – zum Vergrößern bitte anklicken). Der Versicherungsbestand der Vereinigten Hagel ist eigenen Angaben zufolge in den letzten zehn Jahren weiter gewachsen.

Waren 2005 noch 4,0 Millionen Hektar landwirtschaftlich genutzte Flächen versichert, waren es 2015 europaweit rund 5,25 Millionen Hektar. In Deutschland besitzt die Vereinigte Hagelversicherung VVaG einen Marktanteil von etwa 60 Prozent der versicherten Fläche.

Die Versicherungssumme des Gießener Unternehmens stieg von etwa 4,9 Milliarden Euro im Jahr 2005 auf 9,49 Milliarden Euro im Jahr 2015. Das Prämienvolumen erreichte die Marke von 162,7 Millionen Euro. Die Bilanzsumme wird mit rund 116 Millionen Euro angegeben.

Zur aktuellen Witterungssituation sagt ein Spezialist der Vereinigten Hagel, dass ein Ende der brisanten Kombination aus fehlenden Niederschlags und lokal heftigen Witterungsereignissen gegenwärtig nicht absehbar sei. Diese Wetterlage habe in der ersten Juliwoche bereits zum Teil zu weitreichenden Schäden im Freilandanbau geführt.

Hagelschauer sowie vereinzelte Sturm- und Starkregenereignisse haben in den ersten Juli-Tagen eine Gesamtfläche von rund 40.000 Hektar deutschlandweit heimgesucht; wobei die verheerendsten Schäden am 4. Juli im Großraum Stuttgart (Baden-Württemberg) sowie im Landkreis Worms (Rheinland-Üfals) entstanden.

So lautet die Prognose, dass insbesondere Betriebe im Süden und Südwesten Deutschlands nach den jüngsten Unwettern mit Ertragsverlusten von insgesamt 15 bis 20 Millionen Euro zu rechnen haben. Mehrheitlich sind hierbei der Weinbau in Rheinland-Pfalz sowie die Getreide- und Ölfruchtproduktion in Bayern und Baden-Württemberg betroffen. (-el / www.bocquel-news.de)

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