logo
logo

Konzepte und Kriterien

Coface erwartet Anstieg an Unternehmens-Insolvenz

6. Februar 2020 - Erstmals innerhalb der vergangenen zehn Jahren stagniert der Welthandel. Das globale Wirtschaftswachstum ging im Jahr 2019 um 0,75 Prozent zurück. Insgesamt wurden 1.000 protektionistische Maßnahmen registriert. Der Kreditversicherer Coface rechnet für 2020 mit einem Anstieg der weltweiten Unter-nehmensinsolvenzen von 2 Prozent.

Das Stillhalteabkommen zwischen den USA und China wird nicht ausreichen, um das Vertrauen der Unternehmen wiederherzustellen oder die Industrie und den Welthandel wesentlich anzukurbeln. Davon geht Coface-Chefökonom Julien Marcilly aus.

Bei der Länderrisikokonferenz des Kreditversicherers Coface in Paris warnte Marcilly: „Die Zunahme des Protektionismus ist ein globaler und dauerhafter Trend, an den sich die Unternehmen anpassen müssen. Denn nur 23 Prozent der zwischen 2017 und 2019 ergriffenen protektionistischen Maßnahmen betreffen direkt die USA und China." Insgesamt gab es nach Angaben von Coface 2019 weltweit mehr als 1.000 protektionistische Maßnahmen.

2019 ging der Welthandel zum ersten Mal seit 10 Jahren zurück und wird 2020 nur noch um 0,8 Prozent wachsen. Das globale Wirtschaftswachstum, das bereits im letzten Jahr aufgrund dieser Handelsunsicherheiten um 0,75 Prozentpunkte geschrumpft ist, wird sich in diesem Jahr voraussichtlich nicht erholen und 2,4 Prozent nach 2,5 Prozent 2019 betragen. Coface erwartet, dass die Unternehmensinsolvenzen in 80 Prozent der Länder, für die in diesem Jahr Prognosen veröffentlicht werden, zunehmen werden. Darunter sind die USA (+ 3 Prozent), Großbritannien, wo seit dem Referendum vom Juni 2016 die Insolvenzen um 17 Prozent gestiegen sind (+ 3 Prozent), Deutschland (+2 Prozent) und Frankreich (+1 Prozent). Insgesamt rechnet Coface mit einem Anstieg der Insolvenzen weltweit um 2 Prozent, was dem Stand von 2019 entspricht.

Branchen: Metall leidet, Bau in guter Verfassung
„Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem protektionistischen Umfeld tragen auch zur Volatilität der Rohstoffpreise bei", sagte Julien Marcilly, "insbesondere die Preise für Landwirtschaft, Metalle und Öl." Nach den Prognosemodellen von Coface werden die Stahlpreise in den nächsten sechs Monaten weiter sinken und die Unternehmen des Sektors benachteiligen, zumal das Wachstum in China, das die Hälfte der weltweiten Stahlnachfrage ausmacht, in diesem Jahr voraussichtlich nur 5,8 Prozent erreichen wird.

Daher hat Coface die Risikobewertung des Metallsektors in 5 Ländern, darunter die USA und Italien, herabgestuft. "Darüber hinaus wird das anhaltend niedrige Ölpreisniveau trotz geopolitischer Unsicherheiten (durchschnittlich 60 US-Dollar pro Barrel Brent im Jahr 2020 nach 64 US-Dollar im Jahr 2019) einige verschuldete Produzenten, insbesondere in den Vereinigten Staaten, treffen."

Auf der positiven Seite profitiert der Bausektor von einer sehr expansiven Geldpolitik: In 4 Ländern, darunter Brasilien und die Türkei, wurde die Bewertung nach oben korrigiert. Insgesamt stufte Coface in diesem Quartal 22 Branchenbewertungen herab und 8 nach oben, was die deutlich gestiegenen Risiken für die Wirtschaft widerspiegelt.

Coface-Index für politische Risiken auf Allzeithoch
Ende 2019 nahmen die Krisenherde der sozialen Spannungen auf der ganzen Welt mit unterschiedlicher Intensität zu. Dieser grundlegende Trend wurde durch den Anfang 2019 veröffentlichten Coface-Index für politische Risiken, der ein Allzeithoch erreichte, stark vorweggenommen. Dieser Indikator prognostiziert für das Jahr 2020 ein hohes soziales Risiko in mehreren Ländern Afrikas, des Nahen Ostens, Zentralasiens und sogar in Russland.

Seit 2019 manifestiert sich die soziale Unzufriedenheit auch in zunehmenden Forderungen nach Umweltschutz. „Umweltrisiken haben vielfältige Auswirkungen auf die Kreditvergabe an Unternehmen", erklärt Marcilly, weshalb Coface der Analyse der Umweltrisiken große Aufmerksamkeit schenkt. Dazu zählen sowohl häufiger auftretende Naturkatastrophen aufgrund des Klimawandels, aber auch Transformationsrisiken, wie neue und strengere Vorschriften und veränderte Verbraucherstandards.

Schwellenländer: Staatliche Risiken wieder im Fokus
Das Wachstum in den Schwellenländern dürfte sich in diesem Jahr leicht beschleunigen auf 3,9 Prozent gegenüber 3,5 Prozent im Jahr 2019. Die Staatsverschuldung hat jedoch für diese Länder ein historisch hohes Niveau erreicht und steigt in allen Regionen mit Ausnahme Mittel- und Osteuropas an. In Lateinamerika ist die Verschuldung höher als Ende der 1990er Jahre, die durch immer wiederkehrende Schuldenkrisen gekennzeichnet waren. In Afrika ist die Staatsverschuldung nahe dem Niveau von vor etwa 15 Jahren: eine Periode des Schuldenerlasses durch internationale und bilaterale Geber.

Für Unternehmen in diesen Regionen bedeutet dies, dass die Zahlungsrückstände der Regierung und großer staatlicher Unternehmen in diesem Jahr wahrscheinlich zunehmen werden. „Die einzige gute Nachricht ist, dass die Struktur der Staatsverschuldung der Schwellenländer im Allgemeinen günstiger ist als vor 20 Jahren, da sie heute zu 80 Prozent auf die lokale Währung lautet", erklärt der Coface-Chefvolkswirt.

In diesem heiklen und volatilen Umfeld, in dem die Volkswirtschaften mit Gegenwind konfrontiert sind, hat Coface 4 Länderbewertungen herabgestuft: Kolumbien, Chile, Burkina Faso und Guinea. 6 Länderbewertungen wurden heraufgestuft: Türkei, Senegal, Madagaskar, Nepal, Malediven und Paraguay. (-ver / www.bocquel-news.de)

zurück

Achtung Copyright: Die Inhalte von bocquel-news.de sind nach dem Urheberrecht für journalistische Texte geschützt. Die Artikel sind ausschließlich zur persönlichen Lektüre und Information bestimmt. Abdrucke und Weiterverwendung - beispielsweise zum kommerziellen Gebrauch auf einer anderen Homepage / Website oder Druckstücken - sind nur nach persönlicher Rücksprache mit der Redaktion (info@bocquel-news.de) gestattet.