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Brexit - Markel gründet in Deutschland Versicherung

1. Februar 2018 - Der Spezial-Versicherer Markel International wird für sein europäisches Geschäft einen Versicherer in Deutschland gründen. Auslöser ist das historische Datum, 23. Juni 2016 - Tag des Brexit Referendums im Vereinigten Königreich von Großbritannien. Was bedeutet das für die Branche und die Kunden?

Der Brexit – und die Versicherer sowie deren Kunden in Deutschland - für viele ein großes Fragezeichen. Da kam der Beitrag „Der Brexit und die Folgen“ von Frederik Wulff am Dienstag bei der Haftpflichttagung 2018 am 20. Euroforum in Hamburg wie gelegen. Während der Traditionsveranstaltung der Haftpflichtversicherungswelt hierzulande waren alle ganz Ohr, was Frederik Wulff; Hauptbevollmächtigter von Markel International, Niederlassung für Deutschland, zu sagen hatte; denn der US-Versicherer Markel hat bisher im britischen London seinen Hauptsitz in Europa. Was hat das im Zusammenhang mit dem Brexit zu bedeuten? Und wird die Gründung einer neuen Versicherungsgesellschaft erwogen?

Erst Anfang 2012 hatte der Spezialversicherer Markel seinen Markteintritt in Deutschland realisiert. Der damals 38-jährige Frederik Wulff verkaufte hierzu sein damaliges Betätigungsfeld, die Anglo Underwriting GmbH, an Markel. Seit dem ist er Chef der Markel-Niederlassung in München. Er verkündete am Dienstag, dass Markel International für sein europäisches Geschäft einen Versicherer in Deutschland gründen wird.

Für viele überraschend, weil während der Brexit-Diskussion bekannt wurde, dass auch andere ausländische Unternehmen mit ihrem europäischen Hauptsitz in London nun eine Sitzverlegung erwägen – doch nicht nach Deutschland, sondern eher nach Luxemburg, Brüssel oder ins irische Dublin.

Entschluss reifte bereits im vergangenen Jahr
Die Markel Corporation fasste schon im vergangenen Jahr den Entschluss nach München zu gehen. Nach Gesprächen mit der BaFin Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht gab Markel bereits die Absicht bekannt, die Zulassung einer Versicherungsgesellschaft in Deutschland zu beantragen. Unabhängig vom Ergebnis der Brexit-Verhandlungen will Markel damit sicherstellen, auch in Zukunft die Bedürfnisse von Versicherungsnehmern in der Europäischen Union bedienen zu können.

Soweit das Fazit. Frederik Wulff zeichnete während seines Vortrags auf, was das historische Datum 23. Juni 2016 (Tag des Brexit Referendums im Vereinigten Königreich) an Konsequenzen für Europa, die Wirtschaft und den einzelnen Bürger bedeutet.

Der Brexit – für viele das Reizwort schlechthin, für andere eine dem Zeitgeist folgende Entwicklung in der europäischen Gemeinschaft – und für die Versicherungswirtschaft, wie für andere Wirtschaftszweige eine große Unbekannte. Allein im Segment Lebensversicherung scheint der Brexit für diejenigen mit Policen „made in UK“ irgendwie problematisch, obwohl niemand so genau weiß, wo die Reise nun konkret hingeht. Bis heute ist übrigens noch nicht hundertprozentig klar, wie Großbritannien aus der EU austeigen wird; feststeht lediglich, dass der 29. März 2019 das Brexit-Schicksalsdatum sein wird.

Doch bevor zehntausende Arbeitsplätze von Europas größtem Finanzplatz London in Euro-Staaten verlagert werden, gilt es noch eine Menge von Standpunkten und offenen Fragen in den Verhandlungen auf EU-Ebene zu klären.

Dem kommt Markel International für sein nicht unerhebliches Deutschlandgeschäft mit der Entscheidung und Gründung in München zuvor. Gut für die über 20.000 Endkunden-Verträge und die rund 2.000 Makler, die hierzulande und in Österreich Geschäft für Markel schreiben.

Brexit-Herausforderungen fokussieren sich auf sechs Kriterien
Die Herausforderungen für alle Beteiligten, die London den Rücken Richtung Deutschland kehren wollen, machte Frederik Wulff an sechs Kriterien fest. Demnach ist die erste Hürde mit der Lizenz – sprich mit dem Antrag auf Zulassung zum Geschäftsbetrieb als Versicherer zu nehmen. Als zweiter Schritt folgt die Überlegung und das Realisieren der Geschäftsübertragung von vorhandenem Geschäft auf die neue Einheit.

Schließlich dürfen die Menschen/Mitarbeiter*innen nicht unbeachtet bleiben. Dabei gilt es die Rekrutierung und/oder Übertragung der Arbeitsverträge in trockene Tücher zu bringen. Die Planung regulatorischer und organisatorischer Strukturen darf während des gesamten Procedere auch nicht außer Acht gelassen werden. Technisch wird es dann, wenn es um die Systeme geht. Nachdem die Digitalisierung in der Branche in aller Munde ist, gehört es auch zu dem Vorhaben, beispielsweise wegen des Brexits London zu verlassen. Die Systemlandschaft für Run-off und den operativen Betrieb – seit langem ein besonders sensibler Bereich – muss auf die neuen Gegebenheiten ausgerichtet, angepasst und neu entwickelt werden.

Ist diese Hürde auch geschafft, kommt es zu der endgültigen Umstellung des Tagesgeschäfts. „Das hört sich so einfach an“, sagt Frederik Wulff. Doch seiner Meinung nach steckt gerade auch hier der Teufel im Detail. Ihn selbst und sein Team in München trifft es weniger, weil er schon jahrelange Erfahrung darin hat. Doch Unternehmen, die bisher nicht den Vorteil einer deutschen Geschäftspräsenz hatten, für die ist die tägliche Praxis mit dem Kunden hierzulande eine weitere Herausforderung.

Als Entscheidungsgründe des Spezialversicherers Markel für Deutschland zählten – so erklärte Frederik Wulff, das Wachstumspotenzial, dass die Entscheider im europäischen Markt sehen. Selbstredend kommt dem ganzen auch die bestehende Infrastruktur zugute, nicht zuletzt weil sie in den vergangenen fünf Jahren von Frederik Wulf und seinem Team bereits kundenfreundlich geebnet worden war. Natürlich war auch das stabile regulatorische Umfeld in Deutschland wichtig bei der Entscheidung pro München. Und schließlich ist das auch für die Kundenwahrnehmung von Vorteil. Für die Kunden hierzulande ändert sich mit und ohne Brexit nichts. Das bescheinigt Frederik jedem, der es hören will.

Frederik Wulff: „Unsere Kunden und wir haben nichts zu befürchten!“
Gestern hat übrigens eine dpa-Meldung für weitere Verunsicherung in Sachen Brexit gesorgt. Danach ist die britische Regierung durch eine an die Öffentlichkeit gelangte Analyse der Auswirkungen des Brexits auf die Wirtschaft in Erklärungsnot geraten. Der Regierungsanalyse zufolge kann Großbritannien wirtschaftlich durch den EU-Austritt nichts gewinnen. Vielmehr würden fast alle Wirtschaftsbereiche in Großbritannien leiden, egal wie die Verhandlungen mit der Europäischen Union verlaufen. Frederik Wulff sagte darauf: „Unsere Kunden und wir haben nichts zu befürchten. Unser Geschäft wird davon keinesfalls in Mitleidenschaft gezogen.“ (-el / www.bocquel-news.de)

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