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Assekurata sensibilisiert für die neue Produktwelt

16. Oktober 2017 - Die klassischen Lebensversicherungen werden ihre Überschussbeteiligung weiter absenken. Alternativangebote sind vielfältig und kompliziert. Deshalb müssen sie gut beraten werden. Dennoch bleiben Experten Zweifel, ob der Kunde sie versteht. Schon heute weiß er deren Vorteile kaum zu nutzen.

Die „schöne neue Produktwelt“ der Lebensversicherer hat die Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH (http://www.assekurata.de/) unter die Lupe genommen – versehen mit einem Fragezeichen. Und in der Tat werfen die neuen Angebote eine Menge Fragen auf. Im Vergleich zu den sogenannten Indexpolicen oder den Policen „Dynamische 3-Topf-Hybride“ ist die klassische Lebensversicherung das reinste Kinderspiel. Doch die Klassik ist eindeutig auf dem Rückzug.

Im Spannungsfeld zwischen Minizinsen und Solvency II sind selbst die heutigen Garantien von 0,9 Prozent nur bei sehr langen Laufzeiten darstellbar, so die Ratingexperten der Assekurata. Deshalb seien laut Assekurata-Geschäftsführer Dr. Reiner Will „weitere Absenkungen der Deklarationen absehbar und auch unvermeidbar“. In der jüngsten Marktstudie der Assekurata boten nur noch 34 Anbieter eine klassische Rentenversicherung im Neugeschäft an.

Quer über alle Bestände müssen die Versicherer derzeit noch mehr als die Hälfte der Sparguthaben mit mindestens 3 Prozent verzinsen. Die laufende Verzinsung über alle Tarifarten und -generationen liegt inzwischen bei 2,88 (Vorjahr: 3,11) Prozent. Damit hat sich der Rückgang weiter verstärkt (siehe auch Assekurata Überschussstudie 2017 bocquel-news 2. Februar 2017 Überschuss bleibt niedrig - auch bei Zinsanstieg“und 9. Februar 2017 Kapitalgarantie: extrem unter Druck bei Indexpolice“).

Beratung gewinnt an Bedeutung
Leider gibt es keine verlässlichen Zahlen darüber, wie viel Klassik versus Neue Klassik-, Index-, Hybrid- und Fondsgebundene Produkte die Branche im Neugeschäft vertreibt. Laut Assekurata sind diese vier neuen Produktgattungen aber auf jeden Fall in der Mehrheit. Die Allianz scheint die einzige Gesellschaft zu sein, die alle vier Varianten anbietet.

An der Studie haben in diesem Jahr 13 Lebensversicherer mit Indexpolicen (siehe Grafik (zum Vergrößern bitte anklicken) teilgenommen. Die neue Vielfalt verlagert den Schwerpunkt unter den Schlagworten Stabilität, Ertrag, Wachstum und Chance immer weiter weg vom Sicherheitsstandard der Klassik-Generation. Dabei sei dieses Schubladendenken häufig nicht hilfreich und auch nicht zutreffend, kritisiert Assekurata die Etikettierung.

Ob die Kunden die neuen teilweise garantiebefreiten Spielarten verstehen, sei dahingestellt. Sie ähneln von der Technik her oft Investmentprodukten, die die Fondskunden „seinerzeit schon nicht verstanden haben“. Die eindringliche Mahnung der Fachleute im Nachgang der Finanzkrise – der Sparer solle nur noch Dinge kaufen, die er versteht – scheint in Vergessenheit geraten zu sein. Umso wichtiger, dass die neuen Policen richtig gut erklärt werden.

Kunden nutzen Vorteil nicht
Dazu müssen die Vermittler sie aber erst einmal verstehen. „Die zunehmende Vielfalt erhöht zugleich den Bedarf an qualifizierter Beratung“, resümiert Dr. Reiner Will, einer der beiden Geschäftsführer der Kölner Ratingagentur. Denn „Finanzkraft und Deklarationsstärke des Anbieters sind bei Indexpolicen von entscheidender Bedeutung“, ergänzt er. „Die Kunden kaufen sich mit dem Index eine etwas volatilere Überschussbeteiligung ein“, erklärt dazu auch Dr. Johannes Lörper, der im Assekurata-Rating-Komitee und im Vorstand der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) sitzt.

Kurioserweise nutzen die Kunden die inhärenten Vorteile der neuen Produktvarianten so gut wie gar nicht. Beispielsweise zahlen sie bei Fondsgebundenen Lebensversicherungen keine Ausgabeaufschläge. „Die Kunden könnten regelmäßig ihre Erträge umschichten, aber das nutzen nur sehr wenige“, sagt Lörper. Laut Kundenbefragung nutzen dies allerdings gerade einmal 5 Prozent; während 95 Prozent der Kunden nie switchen.

Zielrente als möglicher Katalysator
Ab dem nächsten Jahr erhöht sich die Vielfalt weiter. Dann tritt das Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG) mit seiner komplett von Garantie befreiten Zielrente in Kraft – in Anlehnung an die derzeit federführende Arbeitsministerin auch „Nahles-Rente“ genannt. Da die Ausgestaltung der neuen betrieblichen Altersversorgung allerdings den Tarifpartnern obliegt, dauert die Einführung noch. Wenn die Sozialpartner sich dann tatsächlich einig werden und die Märkte keinen Strich durch die Rechnung machen und Beschäftigte sowie Arbeitgeber mitspielen, dann, ja dann könnte das BRSG quasi als Katalysator für die Lebensversicherung wirken, meint Lörper. (Rita Lansch / www.bocquel-news.de)

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